2Jahresbriefe  2002 und 2003  

 

         

 

Liebe Verwandte und Freunde,

 

Zuerst einmal  Alles Liebe und Gute zum Neuen Jahr. Gesundheit wünschen wir allen und Glück, Erfolg, Zufriedenheit und Frieden in den Familien und in der Welt, kurz, Gottes Segen für 2004! Wir hoffen, alle sind gut hineingerutscht !

Achim und ich waren beim Brunnensingen der Sebastiani -Brüder, einer  jahrhundertealten Tradition in Rheinfelden, das mit einem Orgelkonzert in der barocken Stadtkirche endet. Den Jahreswechsel selber haben wir mitten auf der Rheinbrücke erlebt, bei Glühwein und Sekt zu einer Elvis Lifeband getanzt und über den schwarzen Silhouetten der Bäume auf der Rheininsel ein eindrucksvolles Feuerwerk genossen.

 

Nun aber zum Rückblick auf 2003

 

Seit Jahren hatte ich das Gefühl: Das Jahr 2003, das wird ein superschönes Jahr! Als es dann begann, war ich sehr gespannt, was denn da so Schönes auf mich zukommen würde. Nach jedem Monat habe ich mir  wieder die Frage gestellt und nun, am Ende, erst recht.

Was macht denn aus einem Jahr mit all seinen Ereignissen für mich “ Ein superschönes Jahr????“

Etwa, dass etwas ausserordentlich Schönes passiert, oder dass einfach alles gut geht? Dass es friedlich bleibt? Dass unangenehme Ueberraschungen  ausbleiben?  Dass tolle Reisen stattfinden? Dass ich meine Sylvestervorsätze verwirklichen kann? Oder was denn nun?                                                                                                    

Nichts von alledem! Oder  aber von allem ein bisschen.!

Rückblickend auf das Jahr 2003 ist meine persönliche Antwort::

Ich habe selten so intensiv gelebt, wie in diesem Jahr: Grösste Angst, ohnmächtige Wut, grösste Erleichterung, immer wieder tiefste Trauer und Schmerz, aber auch immer wieder extremes  Glücksgefühl, gute Neuanfänge, ein Nachhausekommen in meiner Vergangenheit und ein „Zuhause“ finden in meiner Gegenwart und tiefe, gute Begegnungen das  ganze Jahr über. Das ist wohl für mich „supertoll“.

 Bin gespannt, welches Jahr sich als nächstes als solches ankündigt..........

 

2.1.2004

 Nun sitze ich in Crans Montana in unserem gemütlichen Nest. Achim,  Tim und Anne sind Skifahren und ich gucke in die tiefverschneiten Bäume und geniesse die absolute Stille und das Gefühl von Frieden und Zeitlosigkeit. Schön, nach dem bunten Treiben und Rein und Raus zu Weihnachten in Rheinfelden.

Vor dieser Kulisse hier offen zu sein für einen neuen Anfang, ein neues Jahr, fällt leicht

Und in diesem Schwebezustand hat auch grosse Dankbarkeit für alles Vergangene Platz.

 

Aber halt....Das Jahr über sind jede Menge Proteste eingegangen: Wo blieb der Bericht 2002???

Wir haben  niemanden vergessen; er ist nicht verloren gegangen, der Rundbrief 2oo2, sondern irgendwie nie gewachsen., weil wir Weihnachten 2002 viel auf der Autobahn und bei Achims Mutter waren, die in Remscheid im Krankenhaus lag. Ich will  versuchen, das Wichtigste von 2002  noch zusammenzukratzen, ehe ich mich auf 2003 stürze.

Ueberschrift des Jahres 2002 wäre gewesen      

 Leeres Nest- Volles Haus

 

Ja, 2002 hatte ich sehr Mühe mit dem Loslassen, denn nach  Tims Entschluss, nach Berlin zu gehen und Jans immer mehr Verwurzeln in Bern,  zog Sara im Oktober mit ihrem Freund Dominik nach Winterthur.

Da sass ich nun alleine in dem grossen Haus; der Achim wie immer unterwegs zwischen seinen Büros in London, Luxemburg und Basel oder sonst irgendwo in der Welt, in dem Bemühen, seine Firma Vantico trotz der  schlechten Wirtschaftslage über Wasser zu halten.

 

Zu allem Ueberfluss bekamen wir dann Ende November auch noch Besuch einer Diebesfamilie, Vater, Mutter und ein kleines Kind, den Fussspuren nach, die Arbeitszimmer und unser Schlafzimmer durchwühlten und meine Perlenkette, die mir Achim für das gemeinsame Jahr in Japan als „Dankeschön“ geschenkt hatte, und sonst noch ein paar Kostbarkeiten mitnahmen. Das Wissen, noch nicht mal in den eigenen 4 Wänden geborgen und sicher zu sein und das scheussliche Gefühl, dass da jemand Fremdes neben meinem Bett gestanden hat und in meinen persönlichsten Sachen gewühlt hat, war furchtbar und ist erst sehr, sehr langsam wieder verschwunden. Erschreckend auch, dass unsere Sicherheitsfenster und -türen anscheinend kein grösseres Hindernis waren........Na ja..! Seither ist die Alarmanlage im Dauereinsatz.

 

Das klingt ja eher deprimierend. War`s auch, als ich Anfang Januar 2002  mit einer scheusslichen Grippe im Bett lag und der Tim mit einem Kastenwagen, beladen mit  seinen 7 Sachen, in Richtung Berlin verschwand. (Nicht, dass ich böse gewesen wäre, dass seine ganze Strassburg-Wohnungseinrichtung, die er bei uns zwischengelagert hatte, wieder verschwand......, aber trotzdem!!.)

  Dann  aber hat  das Jahr sehr schön mit dem Besuch meines Patensohnes Tim und Mutter Susi aus Bristol und sensationellen Sportferien angefangen.

Ich durfte nämlich mit meiner Tante Ursel Zirpel  im Februar eine Woche nach Gran Canaria fliegen. Sonne und Meer und Braunwerden im Februar, gefolgt von 3 Tagen im Tiefschnee in Montana und 4 Tagen auf Einrichtungstour durch die Ikea in Berlin, um Tims gemütliche Dachwohnung auszustatten!!! Dass in Gran Canaria mein Koffer erst am Rückflugstag  auftauchte und dass  mir am Flughafen Berlin- Tegel das Portemonaie geklaut wurde, trübte die Stimmung nur vorübergehend.

Der Weltgebetstag über Rumänien Anfang März fiel genau in diese aufregenden Ferien und fand ausnahmsweise mal ohne mich statt, nur schade, dass ich die wunderschön bemalten rumänischen Eier verpasste.

Abgesehen davon war ich den ganzen Frühling über intensiv damit  beschäftigt, mit mehr oder weniger moralischer Unterstützung durch Seelsorger Martin, die restlichen 3 Semesterarbeiten für meinen Glaubenskurs zu schreiben.

Es entstanden 1): Eine Analyse unserer katholischen Pfarrei, anhand der Angebote eines Jahres im Pfarrblatt—(ein enthusiastischer Sermon über wie toll die Gemeinde ist, wie tiptop die Pfarrer, wie gut die Dirigentin des Kirchenchores, wie super die 4 Mitglieder des Pfarrteams zusammenpassen und sich ergänzen, wie geborgen man sich fühlt  etc. ZumGlück, dass ich nicht in die Zukunft sehen konnte, .......denn 1 Jahr später hatte sich das ganze Paradies so ziemlich in Wohlgefallen aufgelöst!!!!),

2) Unter dem Obertitel „Als Christ leben“: „Gewaltfrei handeln, zum Bsp. in meiner Situation als aktives Mitglied der ref. Gemeinde Rheinfelden – (eine Standortbestimmung und Reflexion meiner Lage und Arbeit in der reformierten Gemeinde) und

3) last but not least “Am Brot alleine sterben wir (Dorothee Sölle) Versuch einer Deutung.(Ein mich Vortasten  in Richtung, was denn nun wirklich wichtig ist im Leben und welche Gefahren unsere extreme Konsumgesellschaft birgt)

 Dorothee Sölle erlebte ich im Herbst dann auch sehr eindrucksvoll bei einer Lesung in Basel zum Thema „Verrückt nach Licht– in einer Welt der Gewalt“ Zu einem Wiedersehen am ök. Kirchentag 2003 in Berlin, auf das ich mich sehr gefreut hatte,  kam es ja dann nicht mehr, weil sie kurz vorher starb.

Die mündlichen Prüfungen zu den Arbeiten gingen auch erstaunlich gut, und so habe ich den Glaubenskurs erfolgreich abgeschlossen ...... Und bin dann in ein ziemliches Loch gefallen. Die wöchentliche intensive Auseinandersetzung mit  Glaubensinhalten –2 Jahre lang- und die Begegnungen in der „Suchgemeinschaft“ haben mir einfach zu viel Spass gemacht, waren ein echtes Bedürfnis und fehlten mir sehr.

Dafür hatte ich aber ab August  Zeit, an einem Kurs der Uni Basel über Fettsucht teilzunehmen, hatte Gelegenheit, die verschiedensten Leute mit einer Essstörung wie meiner kennenzulernen, 7 kg abzunehmen und viel über richtige Ernährung zu lernen.

Aber zunächst gab es im Sommer noch Abwechslung. Simon Steinig, Sohn meines Ex-Klassenkameraden Wolfgang, machte ein Praktikum in Achims Firma Vantico und wohnte bei uns. Er hat uns mit seinem grossen Mitteilungsbedürfnis- ganz anders als unsere 3 Kinder- oft  beeindruckt und Spass gemacht.

Ausserdem liess sich der junge Vikar unserer katholischen Gemeinde, Patrick Zielmann, zum Priester weihen und so konnten wir eine Primiz miterleben und einen Primizsegen bekommen, für den es sich ja anscheinend- laut Sprichwort- lohnt sogar ein Paar Schuhe durchzulaufen.!?!?! War sehr feierlich, lustig und eindrucksvoll.

Im Juli klappte es mit einem Treffen  meiner Klassenkameraden Barbara, Anne  mit Helmut, Karo und Stefan. Das fand ich ganz toll und hoffe, dass wir so etwas bald wieder mal hinkriegen

2002 entdeckte Achim auch das Golfspielen für sich, aber nach einem halbherzigen Versuch, es zu einem gemeinsamen Hobby zu machen, merkte ich, dass  weder genug Interesse meinerseits da war, noch mein Rücken mitmachte und habe mich abgekoppelt. Dementsprechend frustrierend waren dann auch unsere „Golf Ferien in Spanien“ im Juli, wo ich mich am Strand über meckernde Familien nervte, während Achim auf dem Golfplatz an seiner Platzreife arbeitete. Alleine ein Ausflug nach Barcelona ist mir positiv  im Gedächtnis geblieben, wo ich völlig fasziniert war, als wir in der“ Kathedrale der Heiligen Familie“ standen, die seit  Jahrzehnten im Bau ist. Ich hatte mich schon immer gefragt, was das wohl für ein Gefühl war, als zum Beispiel  der Kölner Dom oder Aehnliches gebaut wurde. Und ich fand das Gefühl überwältigend..

Aber danach war mir klar: diese Art, Ferien zu machen, bringen mir nichts. Im Herbst habe ich dann wieder eine für mich ideale Urlaubsform genossen.. Wie im Jahr zuvor war ich mit dem Auto ohne allzu feste Pläne unterwegs, bin nach Berlin gedüst  zum Tim,  der gerade ein paar Tage erlebte, die er wohl nie vergessen wird.

 Aus meiner Sicht sah das so aus:

Tim hatte das ganze Jahr für sein grosses Ziel des Jahres, Den Marathon in Berlin trainiert. Als er im August zu meinem Geburtstag kam und- auch Wolfgang und Ilona fanden das-  wie ein Skelett aussah und ständig durch die Gegend raste, sprich : trainierte, stand für mich fest: Ich –unsportlich wie nur etwas-, muss unbedingt nach Berlin und sehen, ob mein Sohn so etwas wie einen Marathon schafft. Also bin ich, als Ende September die Herbstferien anfingen, sofort mit dem Auto los nach Berlin, zumal Tim auch noch Geburtstag hatte. Das war aufregend.!!!!! Alleine die Marathonvorbereitung, die spezielle Ernährung, die Schuhe, die Kleidung, die Startnummer, der Zeitmesserchip an den Schnürsenkeln... Und ganz Berlin im Marathonfieber. Am Abend vorher haben wir abgemacht, wo ich zum Anfeuern stehen soll und dann war ich in der Gedächtniskirche  zum Marathongottesdienst, an dem „alte Hasen“ noch teilnahmen, während Tim früh ins Bett wollte.

 Am Marathontag selber sind wir früh aufgestanden. Tim hat noch Kohlehydrate in sich reingeschaufelt und dann ging`s los, mit der U Bahn Richtung Start. Rechts und links gelbe Zeitmesschips an Mitfahrerturnschuhen und jede Menge Galgenhumor in der Luft. Am Wittenbergplatz   strömte es  von allen Seiten, Einzelne, Pärchen, kleine und grosse Gruppen im Eilschritt unterwegs und mitten drin der zielstrebige Tim, mit  Mutter im Schlepptau, die alle Mühe hatte, Schritt zu halten, es aber nicht zugeben wollte. Endlich waren wir da, das Gewühl wurde immer enger. Schnell haben wir noch einen Treffpunkt fürs Nachher abgemacht, und dann hat Tim sich den Pullover über der Startnummer ausgezogen und ihn mir mit dem  Rucksack zur Aufbewahrung übergeben.  Noch ein „Vorher“ Photo und ein „Viel Spass und viel Glück und pass auf dich auf „- Küsschen“ und weg war er, in der johlenden und sich aufwärmenden Menge verschwunden. Schnell hab ich mich auf die andere Seite der Startlinie vorgekämpft, einen erhöhten Standplatz ergattert und aufgeregt gewartet. Es dauerte noch eine kleine Ewigkeit, bis endlich der Startschuss fiel, die Tausende von Luftballons in die Luft stiegen und die riesige Menschenwalze sich in Bewegung setzte.. Unglaublich, wie viele das waren, Tausende und Abertausende, und 0 Chance, den Tim darunter zu entdecken. Trotzdem liefen mir vor Aufregung die Tränen nur so runter. Als die Läufer endlich nur noch vorbeitröpfelten, ging`s zum nächsten Treffpunkt, dem Potzdammer Platz, aber, endlich dort angekommen, war meine Enttäuschung gross. Ich stand höchstens in der 7. Reihe- keine Chance auch nur einen Läufer aus der Nähe zu sehen, also, nicht lange gefackelt, und weiter mit der U Bahn zum nächsten Treffpunkt in Dahlem.

 Ein bisschen traurig war ich, dass Achim nicht mitgekommen war. Er wollte zu  Hause Sara beim Umziehen helfen. „Das ist  doch alles so einmalig und so aufregend hier!!! Es wäre so schön gewesen, das alles teilen zu können,!!!“ maulte ich in Gedanken  und da ich gerade beim Beschweren war, ging es gleich weiter. „Und überhaupt kommt es mir so komisch vor, meinen erwachsenen Sohn an den Start zu begleiten, ( Gott sei Dank hat er mich gelassen....!!!!!, aber trotzdem!)...Sollte da nicht `ne Horde Freunde sein oder noch besser `ne liebe Freundin, mit der er später die Erinnerung teilen kann.!?!“ Und dann ging es gleich an die richtige Adresse. „Lieber Gott“ meckerte ich, „kannst du nicht endlich mal ein nettes Mädchen dem Tim über den Weg laufen lassen, in das er sich verliebt und die sich in ihn verliebt? Es ist doch langsam wirklich Zeit, dass er nicht mehr alleine durch die Welt rennt. Das ist doch rausgeschmissene Zeit!“ Und als ich in der U Bahn sass, ging`s gleich weiter. „Guck mal, wie viele tolle Mädchen alleine hier rumsitzen. Die da drüben sieht doch nett aus, oder die da.!“......

Endlich in Dahlem rannte ich zur Marathon Strecke. Gerade als ich ankam, lief  eine Japanerin an mir vorbei. Ich überlegte noch, ob ich mich trauen sollte „Gambate!“ zu schreien- Japanischer Kampf- und Durchhalteruf- als ein Vater neben mir zu seinem Söhnchen sagte: “Sieh mal, das ist jetzt die schnellste Frau der Welt.“ Ganz schön aufregend.! Ich suchte mir einen idealen Standplatz in einer leichten Kurve, wo man die Läufer schon aus einiger  Entfernung gut unterscheiden konnte. Mit der Zeit kamen immer mehr Läufer vorbei erst einzeln, dann zu zweit, in kleineren und immer grösser werdenden Gruppen. -Es herrschte eine super Stimmung, die sich mehr und mehr aufheizte - Ich übte schon mal fleissig anfeuern und „Hopp, hopp“ schreien,  so laut ich konnte, und hielt krampfhaft nach dem Tim Ausschau und gerade, als ich Angst bekam, dass die Läufer jetzt zu dicht kommen und ich ihn nicht ausfindig machen kann, war er plötzlich da!  Mir blieb fast das Herz stehen. Da tauchte  er lachend, aber voll konzentriert auf , rannte zu mir rüber, unsere Hände schlugen aneinander, ich schrie wie verrückt, „Tim, weiter so, kämpf, du schaffst es, halt durch!!!“und lauter so`n Zeug und dann war er schon verschwunden. Schon wieder Tränen und aus ganzem Herzen“ Lieber Gott, lass ihn das heil überstehen!“....Es dauerte dann lange, ehe ich zwischen den Läufern eine Lücke fand, durch die ich wieder auf die andere Strassenseite und zurück zur U- Bahn konnte. Am Wittenbergplatz, am Ziel, war die Hölle los. Ueber die Laufstrecke führte eine Ueberführung, es wimmelte von Angehörigen und auch schon von „Ueberlebenden“, die ausgepumpt, aber strahlend, ihre Medaillen befingerten. Ich sah eine Weile den ankommenden Läufern auf den letzten Metern vor dem Ziel zu, bestaunte einen Mann, der mit einer Art Kinderwagen voll Kleinkind ins Ziel kam  und suchte mit den Augen. Kein Tim! Hinter einer Zeltwand versuchten Aerzte vergeblich, einem zusammengebrochenen Läufer das Leben zu retten..... Bloss nicht dran denken..... Schliesslich schlenderte ich hinter das Ziel, wo die Eingelaufenen, in weisse Plastiktücher gehüllt, schweigend abzogen, hunderte und tausende, ohne ein Wort, ohne einen Laut, wie ein Geisterzug. Ich staunte und staunte und....... endlich kam ich zu mir und merkte, dass doch hier was nicht stimmt. Der mit dem Tim vereinbarte Treffpunkt hätte doch längst kommen sollen. Mein Gott!!! Ich bin auf der falschen Seite und in der falschen Richtung unterwegs.!!!! Zurückgekämpft durch die Menschenmassen, über die gerammelt volle Ueberführung gearbeitet und wie verrückt in die andere Richtung gerannt.... Und da stand der Arme, weiss im Gesicht, völlig erschöpft, ziemlich verzweifelt, eiskalt durchgefroren und zu allem Ueberfluss auch noch mit  blutendem Knie...Unterwegs gestürzt, auf einem Plastikbecher ausgerutscht.!!!

 Und dann so eine blöde Mutter, auf die man sich nicht verlassen kann, die einen sitzen bzw. stehen lässt, rumtrödelt. und in die falsche Richtung latscht!.. .Puh, hatte ich ein schlechtes Gewissen......

Aber nach einem „Danach, mit Medaille“- Photo und dem warmen Pullover kamen die Lebensgeister wieder und wir konnten uns über die Superzeit freuen und uns auf den Heimweg machen, wo es erst mal unter die Dusche ging. Und ans Handy..................!?!?!?

Dabei wurde erzählt und erzähl. Ich fand es sooo schade, dass ich ihn nicht ins Ziel kommen gesehen hatte..... und plötzlich meinte der Tim zögernd „Du, Mutti, ich muss dir da noch jemanden vorstellen,..... ich hab  eine Freundin. Die Anne kommt gleich her.   

 Ich wäre doch glatt fast vom Stuhl gefallen. „Seit wann denn ?“ brachte ich  gerade noch heraus .“ Na, seit vorgestern, seit meinem Geburtstag“ Da war ich platt. Kurz darauf  klingelte es. Ich war gespannt wie ein Flitzebogen , versuchte aber total cool zu wirken. Und dann streckte die Anne den Kopf um die Ecke. “Das kann ja wohl nicht wahr sein!!!! Haben wir uns nicht vorhin in der U-Bahn gesehen??“ kam es aus mir raus.“ Nöö“, meinte sie, „ich glaube nicht,  ich bin heute  nicht mit der U Bahn gefahren.“

???????? Mein Gott!!!!!!!!!???????

Die Anne hatte den Tim einlaufen sehen.

 Wir haben dann noch ein paar schöne Stunden miteinander verbracht, ehe der Tim zum Zug  musste. Er fuhr noch schnell nach Leipzig auf einen Kongress, und das nach dem Marathon! Kann es sein, dass mein Sohn ein bisschen übertreibt oder verrückt ist??? Na ja, bei der Mutter.........

Aber stolz wie Oskar war ich doch! Und hatte zum Glück gar keine Mühe meinen Aeltesten loszulassen.

 

 Anschliessend hab ich mit einer Bootsrundfahrt Berlin von einer neuen Seite entdeckt, hab einen Besuch bei meinem Onkel Rüdiger in dessen Paradies  an einem der vielen Seen um Berlin genossen, war mit Tim und Anne an der Ostsee und auf Studiumsspuren meines Vaters in Rostock, hab Ex- President Bill Clinton zugewinkt, als das Brandenburger Tor nach der Renovierung enthüllt wurde, hab in Berlin Buch mir angesehen, wo die Anne herkommt, war mit dem Tim in einem Gottesdienst in einer Lehmkirche auf dem ehemaligen Todesstreifen und dann in der urigen Studentenbeiz seines Bierbrauerfreundes Martin, hab mich in Bonn um unsere Gräber gekümmert und Zeit für meine Schwester Sylvia und Schwager Wolfgang und die Mutti gehabt, auf dem Rückweg meine Freundin Anne  überrascht und, wieder in der Schweiz, Saras Winterthur ein bisschen  kennen gelernt. So viel Eindrücke, Abwechslung und Begegnungen. Echt toll!

 

Auch in unseren Chören hiess es 2002  „Loslassen“. Chester Gill, der Leiter meines Gospelchores , verschwand  im Frühjahr, nach einer ganz normalen Probe, und kam nie wieder. Es stellte sich heraus, dass er Krebs hatte. Lange haben wir uns unter der Leitung von Joan , einem Chormitglied,  über Wasser gehalten, aber Ende des Jahres mussten wir uns schweren Herzens doch nach einem neuen Dirigenten umsehen. Im kath. Kirchenchor  war`s nicht besser. Unsere beliebte  Dirigentin Susanne Bär wurde schwanger, kündigte im September und musste Hals über Kopf ersetzt werden. Zum Glück  tauchte Bernd Vogel auf, mit seinem herrlichen Humor, seinen herzerfrischenden Wortspielen und seinem grossen musikalischen Können. Inzwischen haben wir uns zusammengerauft (so ein grosser Chor benimmt sich immer wieder wie ein Haufen Kindergartenkinder, wenn ein Wechsel kommt)und werden hoffentlich noch viel Schönes erarbeiten. Der wievielte Dirigent ist das jetzt seit Silvios Freitod ...der fünfte? Verrückt!!!

Ein drohendes Loslassen ist noch mal gut ausgegangen. Der Leasing Vertrag für meinen geliebten Toyota Bus lief ab. Was nun.??  Ziemlich geschockt erfuhr ich, dass ich mit dem Auto  viel zu viel durch die Gegend gedüst bin und deshalb 6000 Fr. Strafe zahlen sollte Für nichts??!!! Um so grösser die Freude, als ich das Angebot bekam, den Wagen für 8ooo Fr. zu kaufen. Uh! Irgendein Auto hätte ich sowieso kaufen müssen, weil ich mit meinem total zerrissenen Tagesablauf sehr darauf angewiesen bin. Jetzt gehört mein Traumauto mir und ich hoffe, es lässt mich noch sehr lange nicht im Stich.

Was hat mir sonst noch Sorgen gemacht? Der Achim., der im Juli sein 25jähriges Firmenjubiläum hatte, war mit seiner Firma voll beschäftigt. Die Belastung mit all den Flügen stieg ständig. Hab ich früher über die Langstreckenflüge gejammert, so machte ich mir jetzt wegen der Tagesausflüge nach Luxemburg und London Sorgen.(  Als wir gemeinsam den Film „Bend it like Beckham“ sahen, entdeckten wir in der letzten Einstellung sogar das Haus, in dem Achims Büro in London Houndslow lag!)

 Das waren jedes Mal Mammuttage von früh um 5 bis nachts um 1Uhr und so etwas zwei mal die Woche. Der darauf folgende Arbeitstag hatte trotzdem immer seine üblichen 12 Stunden. Wie lange hält ein Mensch das denn aus? Von der  Belastung wegen der miesen Wirtschaftlage (Vantico war ja zu allem Ueberfluss auch noch stark mit der katastrophalen Flugzeugindustrie liiert) und der  Sorge um die vielen Arbeitsplätze gar nicht zu sprechen. Mich hat  viel beschäftigt, wie man denn aus der Situation, dem Vollstresszustand an der Spitze so einer Firma wieder rauskommen kann, ob es da Wege gibt, oder ob erst ein Herzinfarkt dem ein Ende macht.  Dabei hatte ich den wirklichen Ernst der Lage noch nicht einmal  erkannt, denn Achim ist so etwas von ausgeglichen und ich hab ihn nicht einmal stöhnen oder sich beklagen gehört. Ich würde sein Berufsleben  nicht einen Monat überleben!

 

Nun fallen mir zum Glück aber auch noch ein paar  Highlights von 2002 ein .Zum  Bsp. Der Athena Polarity Kurs bei  Kathrin Scholer und ein Besuch bei der Malerin Elke ? in Magden Im April habe ich in Schloss Beuggen mit Judith Siegrist, Peter Senn, Rolf Haas und meinen Viertklässlern dass Musical Varenka einstudieren geholfen, eine herzige Geschichte über eine mutige Frau, die sich angesichts drohender Kriegsgefahr  der Wehrlosen, der Tiere und der Kinder annimmt- voll Gottvertrauen- und beschützt wird.

 Gleich anschliessend haben wir in Bonn in grösserer Runde den 80sten Geburtstag meiner Mutter gefeiert, ein wirklich gelungenes Fest, das sie sehr genossen hat. Meinen Patenonkel Dieter und seine Frau Ursel, Tante Gitta,  sowie meine Cousine Brigitte aus Halle mal ein bisschen ausführlicher geniessen zu können  und Muttis berühmte Bridgepartnerinnen kennen zu lernen, war schön. Dieter und Ursel habe ich im Juli dann noch zu Hause besucht und mit Dieter einen Spaziergang zum Grab seiner Eltern gemacht. Er hat mich mein ganzes Leben lang begleitet und das war unser letzter gemeinsamer Weg.

Im Mai durften wir den phantastischen 3 Tage dauernden Geburtstag von Judith und Max im Wallis mitfeiern, mit Gottesdienst, Kuhkampf, Weinkellerei besuchen, Tessiner- und andere Lieder aus 100 Jahren Judith und Max singen, einem im Freien gebratenen Schaf und soooo vielen verschiedenen lieben und interessanten Gästen. Achim und ich haben uns in einer Gruppe bei diesem Anlass als Rapper versucht, aber ich glaube, das lassen wir in Zukunft besser!

Nie vergessen werde ich auch die beiden Shibashi  Kurse, an denen ich im Frühjahr und im Herbst teilnehmen durfte. Vor allen das Treffen mit Schwester Mary John  Mananzan, einer philippinischen Ordensfrau, die den Herbst-Kurs leitete, nach dem ich jetzt auch Shibashi unterrichten kann, und die von den Anfängen des Shibashi  erzählte. Das hat mich sehr berührt und interessiert und wird vermutlich Folgen haben.............

Gemeinsam Shibashi geübt habe ich dann auch mit einer Gruppe während 4 himmlischen  Tagen im Juni in Taizé.

 

Das Schönste des Jahres war aber nach all dem Loslassen und Wegziehen, der 26. Dezember, denn da sassen neben der Mutti -Oma und uns beiden plötzlich nicht nur unsere 3 Kinder am Tisch, sondern gleich 6 Nasen und wir haben uns über Sara und Dominik, Jan und  Sara  und Tim und Annekatrin  sehr gefreut.

 Nix da “Empty Nest....Full House” !!!

 

 Meine Mutti hat sich das ganze Jahr über prima geschlagen, war sogar noch einmal alleine in Gran Canaria und viel mit ihrem Gehwagen unterwegs. Gemeinsam haben wir einen Ausflug aufs Schildhorn gemacht und eine schöne Seerundfahrt über den Thuner See mit ihrer Cousine Gitta.. Schade, dass es immer wieder Probleme mit den Zähnen und den Ohren gibt, aber das bleibt in dem hohen Alter wohl keinem erspart! Aber, was irgend geht, macht sie. So existiert ein Photo, auf dem sie im Sommer 2003 mit 81 Jahren beim Rüdiger im See schwimmt (Ich habe mich das noch nicht getraut!!!)

Achims Mutter hatte sooo Pech. Ihre künstliche Hüfte bekam einen Defekt und ihre Knie spielten nicht mehr mit. So ging sie im Dezember ins Krankenhaus und musste alles miteinander operieren lassen. Zum Glück hat sie die lange Operation gut überstanden und als wir zum Weihnachtenfeiern nach Remscheid kamen, übte sie schon wieder tapfer Fahrradfahren mit einem Gerät im Bett, aber vor ihr lag noch eine schwere Reha-Zeit. Gott sei Dank, dass sich Achims Bruder Wolfgang und Schwägerin Ilona so kompetent und liebevoll um alles gekümmert haben.

 

So, und bevor ich jetzt mit 2003 anfange, kommen erst die anderen zu Wort.

 

Hier ist Sara (21)

2002: Mein Jahr war sehr spannend und ereignisreich.

Begonnen hat es im Januar mit dem Entschluss, nicht mehr an der Uni, sondern an der Fachhochschule Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation zu studieren. Ich hatte durch Zufall von diesem Studiengang erfahren und war sofort Feuer und Flamme. Ungefähr zur selben Zeit hat mein Freund Dominik beschlossen, nicht wie geplant Architektur an der Fachhochschule zu studieren, sondern… man glaubt es kaum… Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation. Wir sind also beide auf unterschiedlichen Wegen zum Entschluss gekommen, die ZHW in Winterthur zu besuchen. Das einzige Problem war… wie bringe ich das meinen Eltern bei! Ich habe die grosse Beichte überlebt und kann einmal mehr mit ihrer Unterstützung rechnen.

Das einzige Problem war nun, dass ich, um im Oktober 02 mein Studium beginnen zu können, ein Jahr Berufserfahrung vorweisen können musste. Ich habe mich

also sofort mit meinem Chef (von der Bowling Center Bar, an der ich immer noch arbeite) zusammengesetzt, und er hat mir angeboten, ihm bei der Organisation eines PR Auftritts zu helfen. Ich habe sofort zugesagt. Im Februar habe ich mich nach dem ersten Semester also definitiv von der Uni verabschiedet und mich voll und ganz auf meine neue Aufgabe konzentriert. Der Auftritt ging 10 Tage lang, fand im Rahmen der Basler Mustermesse statt, wo ich zum Glück genug Geld verdiente, um mir anschliessend das für das Arbeiten dringend benötigte Auto „Krümel“ zu kaufen. Der Auftritt wurde in Zusammenarbeit mit dem Lokalradio Edelweiss durchgeführt. Diese Tatsache kam wie gerufen, und ich habe mir so ganz nebenbei eine Stelle beim neuen Freizeitmagazin (Go and Stop) des Senders geschnappt. An meinem 20sten Geburtstag hatte ich das Einstellungsgespräch und bereits eine Woche später konnte ich meine Arbeit aufnehmen. Die 6 Monate die ich für das Magazin gearbeitet habe, gehören zu den… hmmm… mühsamsten meines bisherigen Lebens. Ich musste hauptsächlich via Telefon von zu Hause aus Inserate verkaufen. Ich bin dabei jäh an meine Grenzen gestossen.  Nicht nur, dass mir die Arbeit keinen Spass bereitet hat, nein, ich war auch noch wahnsinnig schlecht darin. Naja, aber wenigstens weiss ich, was ich später mal NICHT machen werde.

Anfangs Juni galt es dann erneut eine Hürde zu nehmen. Dominik und ich mussten die Aufnahmeprüfung fürs Studium bestehen. Ich hatte als erste den Termin und wusste überhaupt nicht, was mich erwartete. Die Prüfung bestand aus einem 20 minütigen Gespräch mit einem Journalisten und einer Psychologin und aus 4 Stunden schriftlichem IQ Test und kreativem Schreiben. Als ich am Abend nach Hause kam, war ich mir todsicher nicht bestanden zu haben. Dominiks Gefühl war etwas besser, aber von nun an hiess es 2 Monate auf das Ergebnis warten. In der Zeit hat der Dominik erfolgreich seine Berufsmatur bestanden und wir haben einen Trip nach Berlin unternommen. Die Stadt ist einfach der Wahnsinn, und mit dem Tim, dem besten Berlin-Führer und Gastgeber, den es gibt, hat es richtig Spass gemacht. Wir wollten gar nicht mehr nach Hause. Da die Pflicht, besser gesagt immer noch die Arbeit beim Go and Stop Magazin rief, sind wir wieder zurückgekehrt.

Der August entwickelte sich dann zu DEM Monat. Meine Chefs aus dem Billardcenter haben das gesamte Personal für 2 Tage bzw. 40 Stunden (Übernachtungsmöglichkeiten gab’s nämlich keine) nach Ibiza eingeladen. WOW!!! Nachdem ich meinen Tablettenschock hinter mir hatte (ich habe aus Versehen statt der Tablette gegen meine Sonnenallergie eine Schlaftablette geschluckt und 2 Stunden ziemlich gelallt) haben wir die ganze Nacht durchgetanzt und einfach das Leben genossen. Allerdings musste ich danach 2 Tage mehr oder weniger durchschlafen, um wieder auf die Beine zu kommen. Kurz darauf haben Dominik und ich den positiven Bescheid der Schule bekommen und haben uns riiiiiiiiiesig gefreut. Zwei Wochen später konnte ich dann auch meine trostlose Arbeit niederlegen und von da an gab es kein Halten mehr. Wir haben uns sofort auf Wohnungssuche begeben und haben mit ziemlich viel Glück eine schnuckelige 3-Zimmer Wohnung in einem ruhigen, grünen Quartier in Winterthur gefunden. Es ging alles ziemlich schnell, und während der Tim durch Berlin “marathonte“ haben wir mit Papas grosser Hilfe den Umzug hinter uns gebracht.

Bereits nach 2 Wochen hat dann schon die Schule angefangen und seitdem komme ich zu überhaupt nichts mehr. Das Studium ist sehr interessant und macht unheimlichen Spass. Der Anfang erwies sich als extrem stressig, da wir bereits nach 4 Wochen in allen Fächern geprüft wurden. Mittlerweile haben wir uns aber daran gewöhnt und wissen, wo wir unsere Prioritäten setzten müssen.

Das Zusammenleben mit Dominik klappt super. Mir haben alle ziemlich Angst gemacht, aber nichts von den Befürchtungen ist eingetreten. Weihnachten hier in Rheinfelden war sehr schön, ich habe es sehr genossen, dass alle mal wieder beisammen waren und auch Zeit für einander hatten.

 

2003 War für mich ein eher ruhiges Jahr. Nach einem ziemlich verfressenen Sylvester in Montana stand das neue Jahr ganz im Zeichen von Studium und Arbeiten. Das Studium macht immer noch Spass, und gerade das letzte Jahr war sehr spannend und lehrreich. Dank verschiedener Werkstätten haben wir Einblicke in die verschiedensten Arbeitstechniken und –bereiche bekommen.
Ich bin mir immer sicherer (na ja…) dass ich nach dem Studium eine Laufbahn in Richtung Unternehmenskommunikation einschlagen werde.

Das Jahr hat für mich ziemlich schmerzhaft begonnen, da ich Ende Januar Gürtelrose hatte. Dank der liebevollen Pflege von Dominik und strenger Bettruhe habe ich das aber gut überstanden.

Die Semesterferien im Februar (nur 2 Wochen) haben wir mit Entspannen und Arbeiten (immer noch in Pratteln an der Bar) verbracht. Ende März waren Dominik und ich 2 Tage in Davos an der MTV Winter-Jam (ein riesen Fest), was wir sehr genossen haben.

Im Mai ist dann der kleine Smacks zur Welt gekommen… Nein, ich habe kein Kind gekriegt… Smacks ist unser kleiner Kater, der seit Juli bei uns lebt.

Ich wollte schon lange eine Katze, da das aber in Rheinfelden nicht möglich war (dacht immer mein Vater mag keine Katzen… na ja, bin mir da jetzt nicht mehr so sicher), wollte ich mir diesen Wunsch jetzt in Winterthur erfüllen. Ich habe mich lange in etlichen Tierheimen umgesehen, habe aber „die Katze“ nicht gefunden… bis mich meine Mutter angerufen hat. Sie hat bei einem Spaziergang im Augarten eine ehemalige Schülerin getroffen, die in Roloffs erster Augartenwohnung wohnt, Norwegische Waldkatzen züchtet und gerade wieder einen Wurf erwartete. Ich durfte mir die Kleinen (es waren nur 2 Junge) mit 3 Wochen das erste Mal ansehen und habe mich sofort in den kleinen Smacks verliebt. Die beiden Kater konnten noch kaum laufen und hatten bequem auf meiner Hand Platz. Ich habe den kleinen Racker so oft wie möglich besucht, damit er sich schon an mich gewöhnen konnte.

Seit April reite ich wieder. Ich habe durch ein Inserat im Internet eine Reitgelegenheit ganz in der Nähe gefunden. Das Pferd (Terri, ein 5-jähriger Vollblüter) gehört einem 17 jährigen Mädchen, das momentan im Maturstress ist (kommt mir sehr bekannt vor). Ich habe das Reiten ziemlich vermisst und geniesse es, dass ich 2 Mal in der Woche mit dem Pferd unternehmen kann, was ich will. Das Gelände ist sehr schön und ich mache öfters lange Ausritte auf die Hügel rund um Winterthur.

Das Sommersemester an der ZHW war lässig. Wir haben viel Zeit in den etlichen Schwimmbädern in Winterthur verbracht, fast täglich bei Freunden gegrillt und einfach das Leben genossen. Gegen Ende zogen dann aber eher düstere Wolken am Studentenhimmel auf - das Vordiplom stand vor der Türe. Die Wochen davor waren sehr anstrengend und mir raucht heute noch der Kopf, wenn ich daran zurückdenke…

Aber Dominik und ich haben es beide ohne grössere Probleme bestanden. Leider haben ein paar unserer guten Freunde es nicht geschafft, was uns sehr traurig macht.

Pünktlich zum Beginn der langen Semesterferien durfte ich dann den Smacks zu uns holen. Das heisst, die ersten 1.5 Monate hat er mit mir in Rheinfelden bei meinen Eltern gelebt. Ich habe während der Zeit 100% im Billardcenter gearbeitet und wollte nicht jeden Tag nach Winterthur fahren. Das grosse Haus hat der Kleine sichtlich genossen. Meine Eltern hat der kleine Kater ebenfalls um den Finger gewickelt. Sogar mein Vater, der eigentlich nicht viel mit Katzen anfangen kann, spielt und kuschelt mit ihm.

Anfang September sind wir dann nach Winterthur (zurück)gezogen. Dominik hat während der ganzen Ferien gearbeitet. Er hat einen Job als Lüftungszeichner (sein gelernter Beruf) in Zürich bekommen. Smacks hat sich gut bei uns eingelebt und hält uns ganz schön auf Trab.

Ende September musste ich alle 4 Weisheitszähne ziehen lassen… Eine Zeit, an die ich nicht sehr gerne zurückdenke. AUA!

Seit Oktober sind Dominik und ich wieder fleissig am Lernen. Das Studium wird immer spannender!

Ich habe seit Oktober auch einen neuen Job. Ich arbeite im Pacha (ein neuer Club in Winterthur) und habe so viele neue Leute aus der Umgebung kennen gelernt. In Pratteln arbeite ich aber auch immer noch hin und wieder…

Weihnachten habe ich wieder in Rheinfelden verbracht. Es war ein wunderschönes Fest, vor allem, weil diesmal beide Grossmütter mit uns gefeiert haben.

 

Im nächsten Semester müssen wir zwei Praktika absolvieren, um ein wenig Berufserfahrung zu sammeln. Dank der lieben Hilfe von Wolfgang Wablat (ein Studienfreund meines Vaters) kann ich eines davon vielleicht in Berlin machen… wir werden sehen. Die Stelle für das kurze Praktikum habe ich bereits. Ich werde im April 6 Wochen bei der Unique (Betreiberin des Flughafen Zürich) in der Unternehmenskommunikation arbeiten. Ich freue mich sehr darauf, da das Team sehr offen und freundlich zu sein scheint und viele interessante Aufgaben auf mich warten.

Ich freue mich auf ein spannendes Jahr und wünsche euch allen ein wunderschönes 2004!!!

Und der Jan (25)      

 

2002 ist schon eine ganze Weile her, deshalb kann ich mich nur noch an die Highlights erinnern. Die Skisaison habe ich voll ausgenutzt. Ich war in vier Skilagern, und habe noch die eine oder andere Tour gemacht. Ich habe die Zeit im Schnee sehr genossen. Das Wetter hat es das Jahr sehr gut mit mir gemeint, und auch mit den Leitern und Schülern der Lager, die ich mitgeleitet habe, hatte ich viel Spass. Pünktlich zum Anfang der Beachsaison, war mein Finger dann auch wieder verheilt, und so habe ich einen Grossteil des Sommers in Bern im Freibad auf dem Volleyballfeld verbracht, bis ich mir Ende August wieder einmal ein paar Bänder und die Gelenkkapsel am Sprunggelenk gerissen habe. Da ich im Sommer keinen 100% Job gefunden habe, hat es nur für eine Woche Ferien in Spanien gereicht. Ende Sommer bin ich dann gezügelt. Wir haben die alte WG aufgelöst. Jetzt wohne ich mit vier anderen in einer grossen Wohnung im Länggassquartier direkt neben der Uni. Seither komme ich laufend zu spät zur Vorlesung. Im Herbst habe ich trotz der Bänder wieder angefangen Volleyball zu spielen, und so ist das Wintersemester relativ zügig vergangen. Weihnachten war ich zu Hause und Silvester habe ich mit Freunden in den Bergen verbracht, diesmal im Wallis – auch schön und nicht so gefährlich (da heizt man mit Strom!).

 

Auch 2003 habe ich die eine oder andere Woche im Schnee verbracht. Es standen ein weiterer Leiterkurs beim J+S sowie ein paar Schullager auf dem Programm. Im letzten habe ich mir dann aus Spass noch den kleinen Finger kompliziert gebrochen, sodass für eine Operation ins Spital musste. Im März bin ich dann für ein paar Monate nach Zürich gezogen. Ich habe dort am Uni Spital auf der neuropsychologischen Abteilung ein Praktikum absolvieren können. Ich habe eine nette kleine WG im Herzen des Zürcher Rotlichtviertels gefunden. Die Zeit in der einzigen Grossstadt der Schweiz hat mir sehr gut gefallen, nicht zuletzt wegen des Rekordsommers, der das Baden im See zum Pflichtprogramm werden liess. Auch die Arbeit im Spital hat mir gut gefallen, und wie das Schicksal so spielt, habe ich dort jemanden gefunden, der meine Lizentiatsarbeit betreut. Trotzdem habe ich mich sehr auf die Ferien in Malaysia gefreut. Leider lässt das Verletzungspech nicht nach, und ich habe mir  am selben Fuss erneut die Bänder gerissen, was mich nicht nur beim Beachvolleyball sondern auch beim Tauchen in Malaysia leicht handycapiert hat. Den Rest des Sommers habe ich in Bern verbracht, genauer in der Aare. Seit September arbeite ich jetzt am Inselspital hier in Bern im Labor für Perzeption und Okulomotorik, wo ich Daten für ein Nationalfondprojekt und meine Arbeit erhebe. Die Arbeit muss ich im April abgeben, und wenn alles nach Plan läuft, werde ich das Studium im Oktober 2004 abschliessen. Da die Vorbereitungen für meinen Abschluss relativ zeitaufwendig sind, verdiene ich mir das nötige Taschengeld auf dem Pharma-Strich. Seit Oktober nehme ich an einer Medikamentenstudie teil, und so verbringe ich meine freien Tage im Spital mit einer Magensonde – „ich war jung und brauchte das Geld…“ Seit ich wieder ohne Krücken gehen kann, treibe ich viel Sport und war über Neujahr auch schon das erste Mal wieder im Schnee. Diesmal hat es uns in eine Berghütte in Tschiertschen (GR) verschlagen.

 

Und der Tim (27)        

Wenn ich an das Jahr 2002 zurückdenke, fällt mir als erstes der September - und dort insbesondere das Ende - mit den zwei Hauptereignissen des Jahres ein.

Am 29. September bin ich den Marathon in Berlin gelaufen. Dieses Unterfangen hat mehrerer Monate  der Vorbereitung bedurft und in der Schlussphase habe ich bis zu 5 Mal die Woche trainiert. Mit 3 Stunden 19 Minuten auf 42.195 km kann ich mit dem Resultat aber auch mehr als zufrieden sein, auch wenn der Sturz 10 km vor dem Ziel den Spassfaktor deutlich gemindert hat. Das Schönste war aber, dass die Mutti und die Annekatrin am Weg standen und mich angefeuert haben.

 Mit der Annekatrin (kurz Anne) bin ich ebenfalls seit Ende September zusammen, was mein schönstes Ereignis des Jahres ist.

Direkt im Anschluss an den Marathon fuhr ich zu meiner ersten Konferenz nach Leipzig (leicht anstrengend nach der Marathontortur und mit dem entsprechenden Muskelkater). Ansonsten war das Jahr dominiert von meinem Umzug im Januar; der Doktorarbeit (mit allen Hochs und Tiefs); Wochenendausflügen in die Schweiz, nach Frankreich, an die Ostsee, nach Mönchengladbach, Remscheid und Bonn, Heiligendamm; einem Essen mit dem Schweizer Botschafter in Berlin und unzähligen weiteren kleineren Höhenpunkten.

 

Somit wäre ich denn auch schon beim Jahr 2003 angelangt:

Über Sylvester war ich mit Anne und Freunden aus der Strasbourg Zeit in Frankreich (La Grave) zum Skifahren und Studiums-Erinnerungen auffrischen.

Kaum wieder zurück in Berlin, wurde endlich meine erste wissenschaftliche Publikation veröffentlicht (zu finden im Internet unter: http://www.ncbi.nih.gov/entrez/query.fcgi?db=PubMed&cmd=search&term=roloff+TC

Es war zwar nur eine kleine Arbeit in einer wenig bedeutenden wissenschaftlichen Zeitung, aber immerhin war ich Erstautor und habe damit diese Bedingung für das Bestehen der Doktorarbeit bereits erfüllt. Erfreulicherweise war das Feedback in der Abteilung positiv und ich durfte die Arbeit bei der Konferenz der Humangenom-Organisation (HUGO) in Cancun, Mexico im Mai vorstellen. Da dies mein erster grosser Vortrag vor Fachpublikum war, bin ich mit einem eher mulmigen Gefühl über den Atlantik geflogen. Schlussendlich hat aber alles geklappt wie am Schnürchen. Die Konferenz an sich war eher enttäuschend, aber ich habe sehr interessante Leute kennen gelernt. Leider waren die 5 Tage in Mexico zu kurz für Ausflüge auf Yucatan oder Tauchgänge in der Carabic. Die Gegend (von Cancun mal abgesehen) ist aber wunderschön und wird sicher in der Zukunft eines meiner Reiseziele sein.

Im Februar ging es aber erst einmal zum Skifahren nach Crans-Montana. Mit Andreas, Dörte und der vierjährigen Stephanie hat das „Pisten-unsicher-machen“ viel Spass bereitet und Tom(1) hat uns in der Wohnung auf Trab gehalten. Auch meine Skier schienen froh zu sein, mal wieder bewegt zu werden – in Berlin sind die Berge leider etwas zu flach für Abfahrten…

Ostern haben Anne und ich in Rheinfelden verbracht, wo uns auch mein Patenkind Cyprien besucht hat – ein schönes Familienfest also. Wieder zurück in Berlin kam  dann eines der Negativerlebnisse des Jahres. Auf dem Weg zur Oper hatte ich einen Auffahrunfall (der Andere war schuld!!!) bei dem sich Anne ein Schleudertrauma zugezogen hat, das immer noch mit Physiotherapie und Massagen behandelt werden muss.

 Das zweite Negativerlebnis der letzten  24 Monate waren die vielen Zahnarztbesuche, bis alle meine 15 lädierten Zähne repariert waren. Bin gespannt, ob wirklich die viele Coca Cola Schuld war an all den Löchern, oder ob ich einfach mieses Grundmaterial mitbekommen habe. Die Cola –freie Zukunft wird’s zeigen!

Die heissen Sommertage (bis zu 40 Grad im unklimatisierten Büro) habe ich, so oft es ging, am Schlachtensee ausklingen lassen.

Ende Juli ging es dann zu unseren Traumferien nach Malaysia und Singapore. Kaum möglich aufzuzählen, was mir alles gefallen und Spass gemacht hat (die lieben Menschen, das Essen, das Tauchen, das Kulturengemisch, die Grossstadtarchitekturen, die spannende Geschichte, lebendige Natur, …). Ein wirklich unvergesslicher Meilenstein des Jahres!! Zudem habe ich noch eine Stadt gefunden, in der ich mir ein oder zwei Jahre meines Lebens vorstellen könnte – Singapore.

Das Jahr war auch von liebem Besuch geprägt. Neben meinen guten Freunden Yeti (mit Freundin Caroline) und Bennet (mit seiner Freundin Nina) haben auch Jan und seine Freundin, die Mutti und der Vati, die Mutti und Linda Gaeta, mein Studienkollege (und Vater meines Patenkindes) Gilles und schliesslich Tante Ilona im Hotel Roloff-Berlin genächtigt.

Mit der Mutti hatte ich zwei wunderschöne Tage in Eberswalde, Greifswald und auf Rügen. Mit Ilona durfte ich die Messe von L. Bernstein in der Philharmonie geniessen – ein sehr spezielles musikalisches Erlebnis!

Apropos Konzerte: In Berlin haben natürlich auch die kulturellen Highlights nicht gefehlt. Zu diesen zählten das Musical „Les Miserables“, mehrere Opernbesuche und die Philharmoniker in der Waldbühne.

Im September ist die Anne dann zum Studium nach Greifswald gezogen. Nachdem sie bisher nur 10 Fussminuten entfernt gewohnt hatte, war das eine grössere Umstellung für uns. Nun geniessen wir die gemeinsame Zeit an den Wochenenden dafür umso intensiver.

Zum Abschluss des Jahres war es dann in der Arbeitswelt nochmals spannend. Im November bekam ich meinen Internet-Anschluss zu Hause, so dass ich jetzt auch da wissenschaftlich auf dem Laufenden bleiben kann. Im Dezember wurde die 2. Publikation mit meinem Namen drauf veröffentlicht, dieses Mal im renomierten „Nature Genetics“. Dies liess mich die Querelen, die es im Laufe des Jahres zwischen meinen Chefs gab (echt blöd, wenn man zwischen den Fronten steht und nicht weiss, wie man es allen recht machen soll) zu einem grossen Teil vergessen. Ausserdem gab es im Dezember im Labor noch schwer interessante Entdeckungen – dazu aber hoffentlich mehr im nächsten Jahresbrief. Zum Abschluss war ich zu einer Konferenz in Heidelberg, wo ich bei Muttis liebem Klassenkameraden Wolfgang Steinig und seiner Frau Marianne übernachten durfte.

Für die Weihnachtsfeiertage bin ich in die Schweiz geflogen und habe ein ruhiges Silvester mit der nachgereisten Anne verbracht – nun kann 2004 kommen.

 

Und die EeLin (22)                             

EeLin hat in Australien, in Melbourne, ihr Studium begonnen. Sie hat sich für “Actuary Studies“ entschieden,  was viel mit Zahlen und Versicherungswesen zu tun hat. Sie ist ausserdem für den Rotary Club aktiv, macht in einer Theatergruppe mit und stöhnt immer wieder „Mutti, ich habe soooo viel Stress, ich muss sooo viel lernen“ Sonst ist sie aber gut aufgehoben, bekommt immer wieder Besuch von ihrem Familienclan und hat auch viele Cousinen, die auch in Melbourne studieren. Oft schickt sie uns Photos von tollen Feten, zum Bsp. Halloween.. In den Ferien fliegt sie meist nach Hause HauseHausenach Malaysia, wo sie oft in Kuala Lumpur bei ihrer Lieblingstante wohnt und Praktika macht, oder auf der Trauminsel Redang Island im Hotel und Tauchzentrum ihres Vaters mithilft. Ich bin froh, dass ihr Deutsch noch recht gut ist. Wir üben immer wieder, wenn wir mittags per Internet miteinander chatten. Sie letzten Sommer wieder in die Arme nehmen zu können, war sooo schön.

Und der Achim (55)   

2002 fing nicht gut an. Im Januar hat mein Suzuki Jeep Cabriolet mit dem rosa Dach und dem Adler auf dem Ersatzrad, (Spitzname Barbymobil), seinen Geist aufgegeben, und ich musste mir schweren Herzens ein neues Auto kaufen. Zwar ist es wieder ein Allradgefährt – diesmal von Mitsubishi – aber auf das Cabriolet musste ich verzichten und die grüne Farbe ist auch nicht sehr spektakulär. Dafür habe ich jetzt eine Klimaanlage, die sich, nebenbei gesagt, letzten Sommer sehr bewährt hat, und im Schnee in Montana hat der Vierradantrieb uns auch immer wieder gute Dienste geleistet.

Im Februar waren Marion und ich ein paar Tage in Montana und haben die Ruhe und den Schnee genossen. Marion’s Mutter wurden im April 80 und wir haben ein schönes Familienfest in Bonn gefeiert. Im Sommer waren wir dann zwei Wochen in Spanien, wo ich meine Golfkünste so verbessert habe, dass ich im Oktober die Platzreife bekommen habe. Seither darf ich auf – gewissen – Golfplätzen spielen. Mir macht der Golfsport Spass, aber leider fehlt die Zeit, die es brauchen würde, um sichtbar Fortschritte zu machen. In der Nähe unserer Wohnung in Montana ist ein Golfplatz, auf dem ich gern eine Runde spiele, wenn wir im Wallis sind und zum Glück gibt es zu Hause gleich nebenan die Driving Range.

Ansonsten war das Jahr geprägt von der Sorge, wie es mit unserer Firma  Vantico weitergehen sollte. Konjunkturelle Flaute gepaart mit immer höher werdenden Finanzbelastungen haben uns gezwungen nach Alternativen Ausschau zu halten. Wir mussten realisieren, dass ein Unternehmen mit unserer Grössenordnung es schwer hat in einem wirtschaftlich rückläufigen Umfeld zu bestehen, zumal wir unsere Finanzierung auf ein leichtes Wachstum aufgebaut hatten. Ende 2002 hat sich dann ein Silberstreif am Horizont aufgetan und wir haben bis zur Uebernahme durch Huntsman im Juli hart daran arbeiten müssen. Seit 1.Juli sind wir ein Mitglied des Huntsman Konzerns, profitieren von der schon vorhandenen Infrastruktur des Unternehmens und haben mit den Banken wesentlich günstigere Kreditrahmenverträge abschliessen können. Die Firmen-Welt sieht nun schon um einiges besser aus. Leider hat sich das Vantico Führungsteam bei der Uebernahme zerschlagen und so bin ich nun noch der einzige aus der alten Truppe, der in der neuen Firma mit im Führungsteam dabei ist. Jetzt ist mein Büro in Basel und Brüssel statt in Basel und London – allerdings habe ich in Brüssel meinen Londoner Schreibtisch.! Von der Verbindung her ist Brüssel einiges angenehmer, da man abends zu vertretbaren Zeiten wieder zu Hause sein kann, wenn man nur für einen Tag fliegt. (22 Uhr statt 1 Uhr morgens) Mein Arbeitsgebiet hat auch sehr stark geändert und so bin ich nun wieder für Forschung und Technologie zuständig, wobei mir meine vor langer Zeit erworbene Ausbildung nun doch wieder zu Gute kommt. Nachdem die Firma nun in einigermassen trockenen Tüchern war, hatten wir Zeit für richtige Familienferien. Wir haben zu viert (Marion, Tim, Jan, Achim)

unsere AFS – Tochter Ee Lin und deren Familie in Malaysia besucht. Sara hatte leider Prüfungswoche und konnte nicht mitfliegen.  Wir vier haben die Foo /Kho Grossfamilie, das orientalische Essen, die herrliche Insel und Korallenlandschaft, das klare Wasser und die viele bunten Fische sehr genossen. Der Foo Clan hatte ein Programm für uns parat, an dem anständige Touristen sonst mindestens sechs Wochen zu tun haben. Redang Island zum Tauchen, Penang Island für die Kultur, Kuala Lumpur fürs Weltstadtleben, Kuala Terrenganu für das eher Ursprüngliche und Malakka fürs Geschichtliche haben das Rahmenprogramm gebildet. Wir hatten aber nie den Eindruck unter Druck und gehetzt zu sein. Zwei Tage Singapore nur zu viert haben dann den Abschluss gebildet und wir sind voll von Eindrücken nach Europa zurückgekehrt. In den Herbstferien – während Marion auf grosser Fahrt war, habe ich mir eine Golftour nach Bad Waldsee gegönnt. Ansonsten war der Herbst geprägt von Reisen an die Forschungsstandorte rund um die Welt. Ich werde in Zukunft wieder mehr nach Nordamerika als nach Asien fliegen müssen.

Abgesehen von all den geschäftlichen Dingen, war ich sehr in Sorge um meine Mutter. Sie hatte kurz vor Weihnachten 2002 eine Hüft- und Knieoperation und hat bis in den Frühling daran laboriert. Als man dachte, es gehe jetzt schlussendlich aufwärts, hat ein Darmdurchbruch mit Notfalloperation einen dickeren Strich durch diese Rechnung gemacht. Passiert ist das in der Woche nach Ihrem 80sten Geburtstag und zwei Tage vor der grossen Feier. Die musste dann bis in den Oktober verschoben werden. Glücklicherweise hat sie alles erstaunlich gut überstanden und ist wieder so fit, dass sie daran denkt, den künstlichen Darmausgang zurück an seinen natürlichen Ort verlegen zu lassen.

Ueber die Feiertage haben wir die Firma für zwei Wochen praktisch dicht gemacht, so dass genügend Zeit blieb, um die Familie geniessen zu können. Beide Omas waren zu Besuch, dazu alle drei Kinder zeitweise mit ihren Partnern, so dass wir zwischendurch bis zu acht Personen zusätzlich zum Uebernachten und zum Essen hatten. Die grosse Runde war lustig und nicht so stressig, da alle mit angefasst haben. Nach Weihnachten haben wir noch einen Kurzabstecher nach Crans Montana gemacht und  ich durfte mit Tim und seiner Freundin Anne einen Tag lang die Pisten unsicher machen. So das war`s für dieses Mal und wir sind, wie Ihr sicher auch, gespannt was 2004 so alles für uns im Aermel hat.

 

 

 

 

 

 

 

 

Und wieder die Marion (54)

2003- ein ganz besonderes Jahr mit  

„ Zu Hause finden“

 

Rheinfelden 11.1.04. Draussen stürmt es wie verrückt. Weiter geht`s:

 

Ins Jahr 2003 gerutscht sind wir bei der Familie meines jüngsten Patenkindes Fränzi, an der ich viel Freude habe. Am 2.Januar wurde dann unser Freund Martin 4o.“ Komisch, er ist doch eben erst 30 geworden“, dachte ich.  Ich konnte mich an seinen Dreissigsten noch haarklein erinnern und fand es sehr schön, dass wir auch diesmal zur Geburtstagsparty kommen durften.

Dann aber ging es schon los mit den vielen Todesfällen. An einem Dienstag, an dem wir Gospelchorprobe hatten, starb unser Dirigent Chester Gill. Soooo  traurig.! Und trotzdem schön, dass die beiden Chester Gill Chöre, Rheinfelden und Basel, gemeinsam an der Beerdigung sangen „Oh, yes, I“m gonna sing all along the way“. Und so haben wir auch nicht aufgegeben, und eine Woche nach der Beerdigung mit  Chesters Nachfolger Christoph Herrmann weitergeprobt. Seltsam, dass Chester, als er krank wurde, seine Notenbücher an Christoph weitergegeben hatte und wir diesen später gewählt haben, ohne davon zu wissen. Seltsam auch, dass ich, als Chester sich vor Jahren wünschte, mit beiden Chören gemeinsam das selbstgeschriebene Oratorium „Am Anfang war das Wort“ aufzuführen, einen Traum hatte. Ich träumte, dass wir zusammen singen,...... aber an Chesters Grab. Und so war`s auch. Die Oratoriumsaufführung kam nie zustande.....

Eine Woche nach Chesters Abschiedsfeier durfte ich an der Lichtfeier für die geliebte Mutter meiner Freundin Madelaine teilnehmen, die  auch an Krebs gestorben war. Das Lichtermeer und  das Gefühl von „Sie ist uns nur ein Stück vorausgegangen“ haben mich tief beeindruckt..

Im April stand ich dann an Onkel Dieters Sarg, des besten Patenonkels, den man sich denken kann. Dort war ich soo überrascht über die Nachrufe. Ich hatte gar nicht gewusst, was er alles in seinem Leben bewegt hat. Meinen ersten Geburtstag im August ohne einen Brief von Onkel Dieter fand ich so schlimm. Für seine Frau Ursel bin ich froh, dass da noch eine kleine Enkeltochter ist.

Und  es hörte nicht auf. Unser lieber Nachbar Karl Wick und unser ehemaliger Bürgermeister und Freund Hansruedi Schnyder starben beide mit 59 Jahren. Karl hatte den Bau unseres Hauses überwacht und Achim in der Chorprobe am Donnerstag immer seinen fachmännischen Rat gegeben, und  bei Hansruedi haben wir 1993  unsere Einbürgerungsprüfung gemacht und ihn immer als hochanständigen, warmherzigen und herzerfrischenden Menschen gern gehabt, auf dessen Mut und Rückgrad man sich auch in den schwierigsten Situationen verlassen konnte.

Schliesslich wurde im Herbst Erna, die Mutter unserer Schwägerin Ilona von ihren Altersbeschwerden erlöst. Dankbar denke ich an die liebe Frau ...und ihre fantastischen Kuchen und Torten zurück!

Zum Glück gab es aber auch neues Leben. Erinnert ihr euch an die beiden Maidli, die um den 11 September o1 herum geboren wurden? Hannah Wiedmer hat nun eine Schwester, Deborah, und Hanna Binder einen Bruder, Jakob, bekommen. Den Vogel abgeschossen aber haben Michael und Sarah  Ziegler( Berüter) aus unserem Elternkreis. Michael ist Pfarrer in  Schinznach - Bad und sie haben am Heilig Abend ein richtiges Christkind, den Josua, Bruder für den Emanuel, bekommen .

Bei uns zu Hause tat sich auch so einiges:

Ihr wisst ja, dass vor unserem Haus noch 2 freie Grundstücke lagen. Anfang Januar sass ich nichtsahnend mit Schwager Wolfgang gemütlich beim Frühstück und als ich danach die Gardinen aufzog,........ stand gegenüber, auf dem vorher leeren Grundstück, das Erdgeschoss eines grossen Hauses und darin zog jemand gerade die Rollläden vor einem Fenster hoch.!!! Ich fiel fast auf den Rücken! Im Laufe der nächsten 2 Tage wuchs dann ein Riesenhaus, das unsere Sicht auf den Berg so ziemlich verdeckte und zuerst s e h r  gewöhnungsbedürftig war. Im März wurde rechts davon  ähnlich schnell ein zweites, zum Glück sehr schönes , Haus aufgestellt und als die Stadt dann noch einen erhöhten Spazierweg vor unserem Wohnzimmer entlang baute mit einer blendenden Strassenlaterne, hatte ich die Nase voll. Jetzt war es höchste Zeit unseren Gartenabschluss, den wir offengelassen hatten, zu planen und zu bauen. Ich machte mich also auf die Suche und bestellte 3 verschiedene Gärtner. Der erste schickte einen bezahlbaren, aber recht langweiligen Vorschlag. Der zweite schockierte mich mit einer Wahnsinnssumme, hatte super Ideen, aber nicht genug Zeit und Leute, sie umzusetzen, und der dritte, Herr Kaufmann sen., stellte sich in den Garten, schwieg eine Weile und meinte dann: „Da kann etwas sehr Schönes  entstehen“. Er nahm auch meinen Wunsch nach einem kleinen Teich und ein paar Steinen vor dem Wintergarten ernst, wir einigten uns auf locker verteilte Pflanzen-Kletterwände zum Weg hin und ein Budget, bei dem mir Angst und Bange wurde. Aber die Bank gab uns noch mal einen Kredit und so schluckten wir dreimal leer, vergaben den Auftrag und suchten in der Gärtnerei 2 grosse Bäume, serbische Fichten, eine japanische Stechpalme und einen japanischen Fächerahorn  aus. Dann noch  in einer Steinhandlung ein paar wunderschöne Granit Findlinge aus meinem geliebten Maggia Tal und ein Kunststoff –Teichbecken und dann....war lange Funkstille.

Im Mai begann die wahnsinns Hitzewelle und mir wurde mulmig „War jetzt alles zu spät, musste ich jetzt ein weiteres Jahr die Spaziergänger praktisch im Wohnzimmer haben? Bei so einer Hitze kann man doch nicht bauen und pflanzen!?!“... Man konnte!!! Ende Juni rückten die Gärtner an. Erst totaler Kahlschlag, alle alten Pflanzen raus und in den Schatten eines Schuppens retten,  Klettergitter einbetonieren, Teichbecken versenken und dann kam ein riesen Kranwagen und platzierte vorsichtig die Findlinge. Ich hatte nie einen Plan oder Entwurf für den Garten zu sehen bekommen und nervte Herrn Kaufmann immer wieder mit der Frage:  „Wie wird das denn??“ Worauf er nur versonnen lächelte und meinte: “Ich habe es vor Augen. Das wird eine Oase“. Die Arbeiter krampften wie verrückt und ich drehte fast durch, weil ich so Angst hatte, dass einer von ihnen in meinem Garten einen Hitzschlag bekommt, aber ausser ein paar Wespenstichen lief`s glimpflich ab. Ein Bachlauf wurde angelegt und dann hiess es: „ Morgen wird gepflanzt.!“ Als ich mittags aus der Schule kam, konnte ich es nicht fassen: grosse Bäume, Sträucher,  Pflanzen, Wasser, die Baustelle wie verzaubert. Die abschliessende Feinarbeit verpasste ich, weil wir nach Berlin flogen.

 Aber als ich am 30. Juni nach dem Wochenende zurückkam, stand ich im Wohnzimmer, starrte in den Traum eines Gartens da draussen und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Endlich, endlich war aus unserem Haus ein Heim geworden. Nicht nur, dass das Haus nun eingebettet lag in einen Garten, der wie massgeschneidert zu ihm passte und es perfekt ergänzte, nein, Herr Kaufmann hatte es verstanden, durch Farbakzente in Form von Blumen  und exotischen Pflanzen ein richtiges Gemälde und Kunstwerk zu schaffen. Hätte es ein schöneres Geschenk zu unserem dreissigsten Hochzeitstag geben können??? Ich glaube nicht! Jedenfalls für mich!

Und so hat unser Heim nun endlich auch seinen Namen:            Die Oase

 Als ich Herrn Kaufmann später einmal  fragte, ob er wirklich all das vorher vor seinem inneren Auge gesehen habe, meinte er... „Ja, bis zum letzten Steinchen. Erst wenn ich es genauestens sehe, suche ich die passenden Materialien zusammen und dann geht`s los.“ Ein Mensch mit Visionen. - Lernt man so etwas auf der Rudolf Steiner Schule? Dann sollte man alle Gärtner dorthin schicken!!

Am nächsten Tag, dem 1.Juli,  verschwand „Achims“ Firma Vantico aus dem Internet- ein unbeschreiblicher, schmerzlicher Moment -und wurde durch Huntsman ersetzt.

Abend für Abend haben wir in unserer- ziemlich  japanischen- Gartentraumlandschaft gesessen, am indirekt beleuchteten Teich dem Bachplätschern gelauscht, klassische Musik gehört, die Seele baumeln lassen und so diese schwierige Zeit  gut überstanden.

Wie auch schon beim Hausbau scheinen wir eine seltsame Veranlagung zu haben,  riskante finanzielle Projekte zu Zeiten höchsten  beruflichen Alarmzustandes  in Angriff zu nehmen, (vergl. auch 1999/2000), aber auch dieses Mal musste es wohl so sein und war im Nachhinein das einzig Wahre.

Aber was sollte nun aus unseren geplanten 2 Wochen Malaysiaferien bei der EeLin werden???? Der neue Garten musste, bei der Hitze, jeden Morgen und jeden Abend 2 Stunden lang gewässert werden. Gott sei Dank sprang meine Mutti ein. Sie schob ihren Gehwagen auf die Wiese, setzte sich und spritzte und spritzte, bis wir aus Malaysia zurück waren. Ohne sie hätte die Pflanzerei wohl noch einmal von vorne angefangen. Noch einmal ganz, ganz herzlichen Dank, Mutti!

Aber wieder zurück zum Januar.        

Anfang Januar zeigte Tim der Anne “sein Strasbourg“ und entdeckte dabei ein Kunstwerk wieder, in das ich mich Jahre zuvor, als er noch dort studierte, verliebt hatte. Aber damals war ich erst zu knauserig und, als ich mich dann endlich zum Kauf entschlossen hatte, war es verschwunden.....und ich tot-traurig....(dabei hatten sie es nur in einen anderen Stock geräumt! Französisch sollte man können!!!).

 Also bin ich ganz alleine nach Strasbourg gedüst und war total seelig, als ich „ La mer était si belle“ von Frank Girard in den Armen hielt. Allerdings hatte ich die Keramik viel kleiner im Gedächtnis und bin ziemlich weit durch die Stadt gewankt, ehe ich sie heil im Auto und dann zu Hause hatte. Sie stellt eine Frau dar, die im Wind am Meer steht und total aufgeht in dem Gefühl von Weite und Freiheit und Schönheit. So stehe ich auch immer da, wenn ich ans Meer komme und diese ersten Sekunden sprechen Bände und sind immer ein bisschen wunderbare Ewigkeit.

Leider habe ich im Herbst mit Schrecken entdeckt, dass der Frau der rechte Arm fehlt. Ich bin sicher, er war mal da, aber niemand weiss von etwas. Eines der Kinder versuchte zu trösten : „Den alten griechischen und römischen Kunstwerken fehlt auch immer was. Das macht die Sache erst besonders wertvoll....Ich bin mir da nicht so sicher. Mit Arm wäre sie mir lieber!!!

Mitte Januar erwischte mich die Grippe und so war ich nicht allzu motiviert, auf die Fasnachtsparty unserer Ex Nachbarn Willi und Christiane zu gehen, aber wie oft, wenn man erst nicht so recht Lust hat, wurde es ein richtig tolles Fest und ich lernte eine superkleine Digi Kamera  kennen, die mir seither  riesig viel Freude macht.

 

Am ersten Februar Sonntag mussten wir uns von unserem beliebten kath. Pfarrer Urs Zimmermann verabschieden. Die Pfarrei seiner Heimatgemeinde Zurzach war freigeworden und da hatte er nicht widerstehen können zurückzugehen. „Dort“ , so meinte er, „habe ich die Chance ausser `der Herr Pfarrer` auch noch der ganz normale Urs zu sein im Umgang mit meinen Jugendfreunden und wenigstens die Kinder in meiner weiteren Familie aufwachsen zu sehen, wenn ich schon selber keine haben darf“.  Haben wir ja eingesehen, aber total traurig waren wir trotzdem. Die Ministranten...- da sassen mindestens 30 um ihn rum, hatten ihm zum Abschied eine Stola selbst gewebt- und beide Gottesdienste waren gerammelt voll.

 Ich werde einfach nie vergessen, wie der Urs, als er damals in Rheinfelden angefangen hat, an meinem Geburtstag plötzlich mit einer riesigen Sonnenblume vor der Tür stand und mir gratulierte... und sein Lachen, das wird mir immer fehlen!!..... Zum Glück war da aber noch das restliche Team, unser neuer Priester- Vikar Patrick, Ralf und Linda. Die würden das Kind schon schaukeln und so machte ich mir um die Pfarrei keine Sorgen.

A capital mistake!  Kurz darauf kam die Hiobsbotschaft, dass auch Ralf, inzwischen Diakon, eine eigene Pfarrei übernehmen wollte, und tatsächlich ging er im August nach Zeinigen und schliesslich fand Patrick in Laufen eine eigene Pfarrei, die er nach seinem Vikariatsjahr  mit einem Freund zusammen leiten wollte, und wir verabschiedeten ihn im November.

Die Stimmung in unserer Pfarrei war auf dem absoluten Nullpunkt.

 Zum Glück konnten zwei neue Laientheologen gefunden werden und die Koordination der riesen Gemeinde liegt jetzt bei Linda Gaeta, der einzigen Frau im ehemaligen Team. Sie tut mir echt leid, denn zu allem Ueberfluss musste auch noch das Sekretariat neu besetzt werden. Uh.!!!!! Im August begann Bernhard Stappel aus Freiburg seinen Dienst. Er ist für die Spitalseelsorge und Altenbetreuung zuständig und im September kam Markus Scheiermann aus Stade bei Hamburg, der die Jugendarbeit und sonst noch vieles übernimmt Ich bin happy, weil wir jetzt wieder hochdeutsche Predigten bekommen, von denen auch unsere Mütter was haben und ausserdem haben wir mit den beiden  wohl wieder einmal Glück gehabt, bzw. der liebe Gott hat es schon das vierte Mal hintereinander gut mit uns gemeint. Sie sind beide nett und lebensnah. Meine Schüler gehen für Markus schon durchs Feuer, nachdem sie mit ihm im Herbstlager waren und mit Bernhard habe ich im Dezember zwei sehr schöne Rorate Gottesdienste gestaltet. Trotzdem ist es komisch, so ganz ohne Priester.......(finde ich selbst als Evangelische) Ausserdem kosten mich, als Reformierte in der katholischen Pfarrei , diese Neuanfänge doch immer sehr viel Kraft und Nerven und manchmal bin ich es sooo leid. Immer, wenn ich mich mühsam mit jemandem zusammengerauft habe und alles so richtig schön läuft, gehen sie wieder. Das ist unglaublich frustrierend. Mit Elvira Hürbin habe ich jetzt auch eine liebe neue Chefin. Hoffentlich bleibt sie mal länger.

Seltsam, wie, wenn die äusseren Bedingungen sich ändern, mit der Verunsicherung auch immer gleich so Urängste hochkommen. Fühle ich mich sonst immer ganz normal zu Hause hier, so werde ich in diesen Wechsel- Situationen immer furchtbar empfindlich, lege jedes Wort auf die Goldwaage und fühle mich unterschwellig, unbewusst—ja,- beinahe bedroht. Und das kostet so viel Kraft, bis alles wieder in gewohnten Bahnen läuft

Aehnlich ging es mir auf der Vorfasnachtsveranstaltung “Drummeli“, zu der wir Ende Februar  mit Martin und Brigitte Wiedmer gehen durften. Es war eine tolle Darbietung und wie immer wurden unter anderen die Deutschen, bzw. die“  Schwoben aus dem grossen Kanton“  tüchtig durch den Kakao gezogen. Das gehört hier eben zur Fasnacht, weiss ich auch und habe ich nicht anders erwartet, aber komisch ist es doch immer wieder, wenn man da herkommt. Tja, das leidige Problem mit dem Abgrenzen!

Der Grossteil meines Februars war  bestimmt durch ziemliche Schmerzen. Erst verklemmte sich etwas in meinem Rücken, aber dank unseres kompetenten Chiropraktikers Dr. Felix war ich das Problem bald los, dann war da noch die Gürtelrose, die ich komischerweise nach der Sara auch bekam. Oder hatten wir es beide, weil wir uns wegen ihres 21. Geburtstages so in die Haare geraten waren??? Zwar hatte ich nicht so schlimme Schmerzen wie sie, aber aus dem Skifahren in den Ferien wurde nichts. Na ja, ich sag ja immer: die Wohnung in Montana ist das schönste Krankenzimmer der Welt; nur der Achim tat mir leid, weil er immer alleine fahren musste.

 In meiner zweiten Ferienwoche kamen unsere Verwandten Andreas, Dörte und die beiden kleinen Kinder (Stefanie-Rübi- und Tom). Sie gingen in unsere Wohnung, hatten den Tim als Skilehrer für Stefanie engagiert, und ich nahm mir ein Hotelzimmer, um in der Nähe zu sein. Wir hatten soo viel Spass miteinander, dass wir das dieses Jahr wiederholen wollen. Allerdings musste ich feststellen, dass ich noch einiges Lernen muss, bis ich grossmutterreif bin. Am letzten Tag habe ich nämlich kurz den süssen Tom (1 ½ ) gehütet.

Das ging dann so: Schwupps, Tom klettert auf den Esstisch. Kind geschnappt auf den Boden gesetzt, angefangen Tisch abzuräumen, dooferweise Kühlschrank offen gelassen, schwupps, Tom ist am Kühlschrank,  ein rohes Ei fliegt durch die Gegend; mit Kind geredet, versucht Ei aus Teppich zu wischen, schwupps, Tom klettert wieder auf Tisch, beide Händchen in der Butter.......Eltern, kommt zurück!!!!!!!!

Wie hab ich das denn damals mit dreien geschafft?????

Der März brachte den Weltgebetstag über den Libanon. Ich hatte an einer Vorbereitung teilgenommen, an der mir eine Libanesin begegnete, die mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Schwerst gehbehindert von Geburt an, hat sie dreimal ihr zu Hause durch Bomben verloren, ihre Mutter und ihr Bruder sassen in einem Bus mit einem Selbstmordattentäter und sie selber arbeitet sich nach x ganz schweren Operationen nun mühsam mit Stöcken vorwärts und leitet trotzdem im Libanon ein Waisenhaus mit 60 Kindern und strahlt so etwas von Freude und Vertrauen aus- es ist einfach unfassbar.

Ansonsten begann und endete der Monat  mit besonderen Geburtstagsfeiern.

Sara wurde 21, für mich immer noch das Alter, mit dem die Kinder erwachsen werden, obwohl es offiziell hier auch 18 Jahre ist. Leider hielt sie nichts von einem Uebergangsritual, einer grossen Feier, und so haben wir mit unseren ehemaligen Nachbarn und Saras Paten gefeiert. Aber ich habe trotzdem Saras ganzes Leben  noch einmal auf einer Foto Kollage den ganzen Wintergarten lang zusammen gestellt und lange immer wieder davor gesessen und meine „Kleine“ gross werden gesehen. Unglaublich, was sie in ihrem relativ kurzen Leben schon alles gesehen und gemacht hat. Schön, dass Ursel hier sein und ein bisschen mitfeiern konnte.

Ende März wurde Achims Bruder Wolfgang 50 und es gab ein grosses Fest mit viel spannender Musik in Remscheid. Besonders schön fand ich, dass alle unsere 3 Kinder mit ihren Partnern sich auf den Weg gemacht hatten, und Achims Mutter hat sich prima geschlagen bei dieser Grossinvasion.

Im März musste ich auch mit meinen Drittklässlern einen Taufgottesdienst mitgestalten zum Thema Hände. Ich hatte mit den Schülern das Lied „Sind so kleine Hände“ von Bettina Wegner durchgenommen, (das übrigens von Joan Baez ganz wunderbar interpretiert wird) und sie baten mich, das Lied doch im Gottesdienst zu singen. Mein erstes Solo!  Das hat Mut gebraucht!!! Aber mit Ulrikes (Mitkatechetin) Unterstützung auf der Gitarre haben wir es geschafft. Die Schüler haben den Erwachsenen, als Erinnerung an deren eigene Taufe, mit Wasser  Kreuze auf die Hände gemacht, ein sehr berührender Augenblick!

Der April begann mit einem spassigen Wochenende. Freitag half ich Jan, der eine operierte Hand hatte, mit dem Auto die nötigsten 7 Sachen für seine Praktikumszeit von Bern nach Zürich zu bringen und war ja doch ein bisschen geschockt. Mein Aesthet von einem Sohn, der immer ein superschön aufgeräumtes Kinderzimmer hatte, zog in eine WG  über einen Nachtclub und einem Edelpuff, schräg gegenüber käufliche Damen hinter den Glasscheiben... und die Zimmereinrichtung bestand aus einer Matratze am Boden, einem Regal und ein paar Backsteinen mit einem Brett als Schreibtisch. Na ja, ist ja nur für das Praktikum, dachte ich, aber trotzdem...... Am nächsten Tag waren wir bei Frl. Tochter eingeladen. Sie und Dominik hatten uns Musicalkarten für „Spacedream“ in Winterthur und vorher ein Nachtessen bei sich zu Hause zu Weihnachten geschenkt.  Ihr erinnert euch vielleicht an meine ewigen Kämpfe wegen ihrer Schlamperei und Unordnung in ihrem Kinderzimmer.’!?!?!?! Und was wartete da in Winterthur??? Eine blitzblanke Wohnung mit selbstverlegtem Parkett, (der vorhandene Kunststoffboden hatte keine Gnade gefunden), ein wunderschön gedeckter Tisch mit farblich abgestimmtem Tischschmuck, Blumen und Servietten und ein 5- Gang  Menue, das anfing mit einer vorzüglichen Suppe, serviert in selbstgebackenen Suppenschalen aus Brotteig und mit frischer Annanas mit Kokos-  Honigsauce endete. Sooo lecker!

Und  ich musste soooo lachen!!! Was ist man doch blöd als Mutter!!! Was hätte ich damals Nerven sparen können!!!! Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

 

Ansonsten war der April voll Musik. An der Konfirmation in Magden durfte ich mit dem Gospelchor zum ersten Mal eine Solostimme zum Gospel „Praise Him“ singen—sehr aufregend .

 Ostern führten wir mit dem kath. Kirchenchor die Mozartmesse in D-Dur auf. Wie immer                            so wohltuend für Geist und Seele.

 Beide Omas waren da, die Anne kam und backte mit dem Tim Zopfteig- Osterhasen und mit Tims Patenkind Cyprien suchten wir Ostereier---auf Französisch!!! Gar nicht so einfach!!

Ich, mit meinem Hang zum Perfektionismus,  hatte mir bei der ganzen Feierei viel Mühe gegeben und war prompt am Ostermontag so etwas von erschöpft.......

Am nächsten Tag hiess es aber mit 25 Kindern ins Musical Lager nach Schloss Beuggen gehen und das Musical Josef einstudieren. Ich freute mich auf die geniale Musik, die Zusammenarbeit mit Priska, David, Rolf und Judith und zum Glück schien die Woche über die Sonne, aber ich ging die ganze Zeit auf dem Zahnfleisch und zu Hause in Rheinfelden sass meine Mutti alleine rum. Nach dem anstrengenden Lager kam dann am Samstag noch die Frauenwallfahrt nach Heiligkreuz im Entlebuch und Willisau. Dann waren die Ferien schon wieder um und der Stress mit der Musical Aufführung wartete.  So etwas kann ich mir einfach nicht mehr leisten. Ich brauch in den Ferien irgendwann auch mal wirklich Ruhe und Zeit für mich.

Am ersten Maiwochenende führten wir das Musical unter recht chaotischen Umständen zweimal auf..... na, Hauptsache, es hat den Kindern und Eltern gefallen (zum Glück auch meine eher freche Version der Josefsgeschichte)...aber ich fand die Umstände echt unbefriedigend.....,

während der folgenden  Woche raste ich zu zwei Weiterbildungs-Veranstaltungen und

am zweiten Maiwochenende flogen Achim und ich  nach London, Bristol und Birmingham, zum 90 sten Geburtstag meiner englischen „Mummy“ Greta Baldwin. So ganz nebenbei düsten wir am Samstag noch mal von Bristol nach Redding zurück, um ein geniales Rugbyspiel mitzuerleben- Leider verlor unser Team, obwohl ich mir fast die Seele aus dem Leib brüllte beim Anfeuern,...... das heisst, nachdem ich endlich geschnallt hatte, um was es da eigentlich ging!! Der Geburtstag in Birmingham selber war soo berührend. Soo viele Gäste, die ich in den sechziger Jahren als energiegeladene Erwachsene kennengelernt und bewundert hatte, und die nun kaum noch gehen, sehen, hören konnten. 90 ist eben doch sehr, sehr alt. Greta aber war „Henne im Korb“ und hat ihre Party voll genossen, und wir fanden das Wiedersehen und das Verwöhntwerden durch Susi und Robin schön.

Kaum zurück, liefen die Vorbereitung für die 80 Jahre Geburtstagsfeier für Achims Mutter

am dritten Maiwochenende auf Hochtouren.

Aber am Mittwoch vorher bekam ich einen Telefonanruf. Vom christkatholischen Pfarrer aus dem Nachbardorf Magden. 2003 war ja das Jahr der Bibel mit vielen speziellen Anlässen. Im Januar hatten wir schon eine“ Bibelnacht“, in der ein berühmter Radiosprecher eine ganze Nacht durch das Markus Evangelium in der Kirche vorlas. Sehr eindrucksvoll!

Ausserdem wurde in Magden  beschlossen, die vier Evangelien mit der Hand selber abzu- schreiben. Die so entstandene Magdenerbibel sollte dann am Buss- und Bettag im September feierlich geweiht und künftig an ökumenischen Gottesdiensten benutzt werden. Wer mitmachen wollte, konnte sich in eine Liste eintragen. Das hatte ich getan und ausgerechnet in dieser stürmischen Woche war es soweit, ich konnte mittags die Vorlage, das Büttenpapier und die Anweisungen holen. Da ich annahm, ich sei das ganze kommende Wochenende in Remscheid und auf der Autobahn, dachte ich „Jetzt oder nie“ und hab mir gleich erst mal einen Füller und Tinte gekauft. Das ist vielleicht ein Gefühl, wenn man ein ganzes Kapitel aus der Bibel vor sich liegen hat und genau weiss, dass man sich nicht ein einziges Mal verschreiben darf. Ich habe den Tisch leer geräumt, für Stille gesorgt, alles ausgebreitet, eine Kerze angezündet, um Hilfe gebetet und los. Dann ist so was Komisches passiert, ich war wie in Trance. Meine Hand hat geschrieben und geschrieben ohne je eine Pause zu machen und als Achim 4 Stunden später nach Hause kam, war es geschafft, aber meine Hand wollte immer noch weiterschreiben. So muss es den Mönchen früher gegangen sein, als es noch keine Buchdrucke gab. Und das Ganze hat ungeheuer Spass gemacht, war ganz tief befriedigend und in mir war eine unglaubliche Stille und ein unglaublicher Friede, während das Auge schaute und die Hand schrieb. Ich war sehr gespannt gewesen, welches Kapitel mir denn da zufallen würde und habe mich so gefreut, als es das Kapitel mit Tims Konfirmationsspruch war.  Na, aber der Pfarrer hat nicht schlecht gestaunt, als ich nach ein paar Stunden  abends schon wieder mit dem fertigen Text vor seiner Haustüre stand. 

Ich weiss nicht genau, warum ich so gehetzt habe..... Es ist,  als hätte ich’s geahnt..........Am nächsten Tag musste Achims Mutter mit einem Darmdurchbruch ins Krankenhaus und not-operiert werden und schwebte dann tagelang zwischen Tod und Leben. Da hätte ich nichts schreiben können, da haben wir nur noch gehofft und gebetet.

 Zuerst aber mal mussten auch die grosse Feier abgesagt, das Essen abbestellt und die Gäste wieder ausgeladen werden. Zum Glück ist aber im Endeffekt alles gut über die Bühne gegangen- nicht zuletzt durch den riesen Einsatz durch Wolfgang und Ilona-, und wir konnten die Feier als eine Art Auferstehungsfeier im Oktober nachholen..

Achim war natürlich sobald wie möglich in Remscheid im Krankenhaus, aber ich konnte noch nicht mal mit, weil ich eine ganz schwere Grippe bekam. Ich glaube, so schlimm ging`s mir nie zuvor. Zum Teil konnte ich nicht einschlafen, weil mein eigener Atem so laut rasselte. Eine ganze Woche lag ich flach und quälte mich erst am

 vierten Maiwochenende wieder aus dem Bett. Achim hatte eine ganz spezielle Einladung zu einer privaten Opernaufführung des Barbiers von Sevilla  in Zürich bekommen, mit Apero etc. und da wollte ich ihn nicht wieder alleine lassen. Und siehe da, von nun an ging`s bergauf, gerade rechtzeitig, denn das

fünfte Maiwochenende, das verbrachten Linda Gaeta und ich auf dem Ersten Oekumenischen Kirchentag in Berlin.

Wir flogen am Mittwoch und kamen in einem ganz verwandelten Berlin an . „Ihr sollt ein Segen sein“ stand als Leitspruch über dem Kirchentag.  Auf allen Plätzen schwebten riesige orangene Heiligenscheine und überall sah man Menschen mit orangenen Schals mit dem Kirchentagsmotto.

Wir konnten beim Tim wohnen und trafen ihn und Anne nach dem Eröffnungsgottesdienst vor dem Brandenburger Tor. (Handy sei Dank) Unglaublich, wie voll das war und so mussten wir auch nach stundenlangem erfolglosen Warten auf etwas zu Essen im Restaurant aufgeben und nachts noch schnell zu Hause was selber kochen. Die nächsten 3 Tage waren einfach wunderschön. Wir waren den ganzen Tag in den Kongresshallen des ICC unterwegs: die Bücherausstellung, die Vorträge, die Bibelarbeiten, die Konzerte, Mittagessen im Freien auf der grossen Wiese, die Diskussionen und Bands und über allem strahlte die Sonne und es herrschte e i n  Friede. Schon morgens auf dem Bahnsteig kamen wir mit anderen Teilnehmern aus ganz Deutschland ins Gespräch und immer wieder gab es lustige Zufälle: 2ooooo Teilnehmer... und in der Schlange vor einem WC steht plötzlich meine Kollegin Ulrike aus Rheinfelden. Auch das Wiedersehen mit Traudel Jungtow und Nina (Tim und Nina haben  1976 in Mühlheim an der Ruhr schon im Ställchen nebeneinander gesessen) aus Kamp -Lintford  hat gut getan und hilft mir über den Schreck hinweg, den ich bekam, als auch bei Traudel im Herbst Krebs festgestellt wurde.

Ganz besonders beeindruckt haben mich eine Podiumsdiskussion zum Thema „Heimat  mit Wolf von Lojewsky, Wolf Biermann, Fernsehpfarrer Fliege und Pater Anselm Grün. Wieviele Menschen waren in der Halle? 5ooo? 10000 ? Und Standing Ovations, als Anselm Grün die Bühne betrat. Auch eine Lesung von Jörg Zink, umrahmt von Musik von Flöten Ensembles aus der ganzen Welt und ein Taizé Gottesdienst, bei dem wir zu tausenden auf der Strasse sassen und dort mitsangen, weil das Zelt überfüllt war, sind mir geblieben, neben uns ein Elternpaar mit ihrem schwerstbehinderten Kind in den Armen.

Gemeinsam unterwegs, auf der Suche zu sein mit hunderttausenden aus allen möglichen Konfessionen, und das nicht wegen eines Fussballvereins oder eines Orchesters, sondern wegen Gott, das ist ein unglaublich schönes Gefühl. Die leidige Abendmahlsfrage, die in den Medien so hochgespielt wurde, spielte unter den Teilnehmern, mit denen wir ins Gespräch kamen, überhaupt keine Rolle und ich fand es sehr geschickt, dass das trennende Abendmahl Ritual im Schluss Gottesdienst durch das verbindende Tauf Ritual ersetzt wurde.  Ganz besonders habe ich in den Tagen auch wieder die Gemeinschaft  mit Linda genossen. Als wenn die Zeit stehen bleiben würde, so friedlich ist das. Abschliessend durften wir noch beim Rüdiger am See Ruhe, Kaffee und Kuchen geniessen und dann ging`s zum Flughafen. Wir fanden uns in bester Gesellschaft, denn vor uns im Flugi sass unser Chef, Bischof Kurt Koch aus Basel, dem es aber auch wohl ein bisschen mulmig wurde, als wir kurz vor Basel in ein Gewitter gerieten.

Im Juni war Achim viel in Remscheid im Spital und das dritte Wochenende, als Mutter aus der Intensiv Station raus war, fuhr ich hoch und bekam einen grossen Schreck, soooo elend sah sie noch aus.

Schliesslich konnten wir die Hochzeit unserer Nachbarn Felix und Alexandra mitfeiern und ich durfte bei Martin und Brigitte die kleine Deborah in den Armen halten.

Dann, als die Gärtner den Garten verzauberten, flogen Achim und ich zu unserem dreissigsten Hochzeitstag am 29.6.schon wieder nach Berlin. Tim hatte uns Karten für ein Konzert der Berliner Philharmoniker besorgt. Schon seit Jahren hatten wir die Open Air Waldbühne-Konzerte im Fernsehen verfolgt und davon geträumt, einmal dabei zu sein. So mit Picknick Korb ins Konzert zu gehen, mitten in der Natur, fand ich toll und auch das gemeinsame „Das ist die Berliner Luft“ am Ende hat Spass gemacht, aber ansonsten hatte ich Pech. Ausgerechnet dieses Jahr haben die Philharmoniker mal keine klassische Musik gespielt, sondern sich auf Gershwin konzentriert und mit dem habe ich eben, mit wenigen Ausnahmen grosse Mühe.

 Horror aber war der Morgen danach. Wir mussten dringend pünktlich nach Basel zurück, ich in die Schule und Achim zur Uebergabe der Firma........und dann stand das Flugzeug auf dem Rollfeld und hatte Probleme,................. die sich nicht so einfach beheben liessen................. Ich bin vor Angst wirklich fast gestorben und weiss nicht, wie Achim in der nervenaufreibenden Warterei unter dem immensen Zeitdruck, so gelassen bleiben konnte. Und die ganze Zeit die unerträgliche Hitze in der Maschine, ohne Klimaanlage !...........

 Hatten wir mit dem Wochenendtrip zu hoch gepokert????..............

Schlussendlich kamen wir mit 2 Stunden Verspätung doch noch heil in Basel an. Achim schaffte es gerade noch rechtzeitig zu den Rechtsanwälten und auf mich wartete ja zu Hause der Traumgarten....(siehe Seite 16)

Im Juli hiess es noch schnell das alte Schuljahr abschliessen mit Segnungsgottesdienst und so und das neue vorbereiten, und die Mutti einweisen ins Haus- und- Garten- hüten. Der süsse kleine Kater Smacks zog (vorübergehend )in unser Haus und ( permanent) in unsere Herzen ein.

 Dann Koffer  packen und ab nach Malaysia mit Tim und Jan. 2 Tage vor der Abreise rief Jan an. Er hatte sich wieder die Bänder im  Fuss gerissen. Mir hat`s fast was gegeben!!! Das durfte doch nicht wahr sein!! Aber der Jan ist unglaublich tapfer und hart im Nehmen. Er machte sich eben mit Rucksack, Krücken und Gipsschiene auf die Reise und hat den langen Flug fast besser überstanden als ich, die ich in Singapore mit dick geschwollenen Elefantenbeinen und -füssen ankam, die mich fast die ganzen 2 Wochen nervten.

Von Singapore ging es nach Kuala Lumpur an Malaysias Westküste, wo uns EeLin und ihre Grossfamilie in Empfang nahmen und dann 2 Wochen lang in einer Tour verwöhnten. Wir durften in KL bei EeLins Lieblingstante Ai Choo und Onkel Kho wohnen, sind mit einer ständig wechselnden Verwandtenmeute in die lustigsten Restaurants eingefallen,  haben die elegante Hauptstadt gezeigt bekommen, aber auch die lokalen Märkte, und schon flogen wir weiter an die Ostküste nach Kuala Terengganu, zu EeLins lustigen, herzlichen Eltern. Dort durften wir in den beiden Nobelhotels der Stadt, direkt am kilometerlangen Sandstrand übernachten, ehe es mit Auto und Schnellboot auf die Koralleninsel Redang Island ging, auf denen EeLins Eltern ein Hotel mit Tauchschule gebaut haben, wo Achim und ich 4 himmlische Tage mit faulenzen, schnorcheln, essen, unterhalten und auf den Geschmack von  „Lemon bzw.Pineapple Breezer.“ kommen verbrachten. Und jeden Abend Disco.!!!

 Am schönsten war aber der absolut weisse Sandstrand, das helltürkise Wasser mit all den bunten Fischen und ganz besonders, dass wir zur Familie gehörten! Tim und Jan waren entweder mit EeLin und den Tauchern unterwegs (2- 3 Tauchgänge am Tag ) oder auf dem Volleyballfeld, bzw.  an der Bar zu finden. Fürs Tauchen hatten Foos für den Jan wegen seines Fusses extra einen Unterwassermotor besorgt, der ihn durchs Wasser zog- echt wie James Bond! Und alles wurde mit der Unterwasserkamera festgehalten!

Anschliessend bewunderten wir auf dem Festland das neue Riesenschnellboot, das Foos bauen lassen- zur Freude aller aus Material, die „Achims“ Firma herstellt- , bekamen alle Sehenswürdigkeiten weit und breit gezeigt und die Geburtshäuser der Eltern und dann flogen wir zurück nach KL und weiter in den Norden auf die Insel Penang in das traumhafte  Shangri La Hotel. Nach einer interessanten Tempel und Inselrundfahrt flogen wir wieder nach KL und dann ging`s mit dem Auto in den Süden nach Malakka, wo wir an der berühmten Seeräuberwasserstrasse von Malakka durch ein altes Segelschiff klettern konnten und trotz Affenhitze die geplagte Stadt besichtigten. Da waren wirklich alle mal als Besetzer gewesen- Holländer, Portugiesen, Spanier, Engländer...

An den  letzten Tagen  haben wir noch mit allen Familienmitgliedern und vielen Freunden gemeinsam unter anderem auf dem KLTower im Drehrestaurant zu Abend gegessen, direkt neben den erleuchteten Petronias Türmen, die bis 2 Wochen vorher die höchsten der Welt waren. und dann hiess es Abschied nehmen. Das fiel schwer, denn ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel Spass am Stück gehabt, mich noch nie in so kurzer Zeit durch die Köstlichkeiten sooo vieler verschiedener Küchen gegessen und so viel gelacht, wie in den zwei Wochen bei den Foo und Kho Familien. Seither beschäftigt mich die Frage, wie die EeLin es bloss ein ganzes Jahr in unserem ernsten, langweiligen und schweigsamen  Umfeld hier ausgehalten hat.!!!

 Wir flogen via Singapore zurück in die Schweiz. Achim hatte sich wegen des ständigen hin und hers zwischen eiskalten Klimaanlageautos und -gebäuden und feuchter Hitze draussen schlimm erkältet und auf dem Flughafen von Singapore  kamen mir grosse  Bedenken, denn da muss man immer noch im Gänsemarsch an einem Gerät vorbei, das automatisch bei allen Reisenden die  Körpertemperatur im Kopf misst und ich fürchtete, dass sie Achim mit Fieber und Sars Verdacht aufhalten könnten, aber wir hatten Glück. In Singapore selbst fiel uns auf, wie sehr die Stadt durch die Sars Folgen gelitten hat. Alle Hotels halbleer und die Restaurants unseres Hotels wegen Unrentabilität geschlossen.. Ansonsten war die Stadt beeindruckend und blitzsauber wie eh und je. Wir amüsierten uns nach einer Stadtrundfahrt auf dem Wasser sehr über ein Wasserstaubsaugerboot, mit dem ständig die Wasseroberfläche im Hafen geputzt wird, nahmen stilvoll unseren „Tea“ im berühmten Raffels Hotel und probierten abschliessend gezwungenermassen- kein Taxi zu bekommen- auch noch die U Bahn von Singerpore aus (Ebenfalls blitzsauber und hochmodern!)

 

Pünktlich zum ersten August waren wir wieder zu Hause und konnten einer Besucherinvasion (Tim, Anne, Reinhard, Reinhild, Nils, Sanne Florian, David, Susi Robin, Jack und Patensohn Tim- der kurz darauf in Oesterreich  bei einer Bergwanderung abstürzte und Dank eines riesen Schutzengels mit „nur“ Platzwunden davonkam.) alles brühwarm erzählen..

Dann begann das neue Schuljahr erstmals wieder mit einem lustigen Schuljahresanfangs –Gottesdienst in der ref. Kirche und für mich mit  8 Legastunden, Reli katholisch in  zwei Zweiten, zwei Vierten und zwei Fünften und  Reli reformiert in der Dritten und Fünften. Zum Glück, abgesehen von 3 „Monsterchen“ alles nette, liebe Kinder ( ungefähr 70!)

Die Sara zog mit dem Smacks wieder nach Winterthur. Jetzt weiss ich, wie unseren Eltern damals zumute war, wenn wir nach einem Besuch mit den Babys wieder weggefahren sind...Elend!!! Ich hab den Racker fast nicht gehen lassen können!

Dank der grossen Hitze konnte ich mir am zwölften August  einen schon lange gehegten Traum erfüllen. Ich fuhr mit meiner Schulkollegin Hedi Benz  zum Rheinschwimmen nach Basel, nahm meinen ganzen Mut zusammen, verpackte meine Kleider in einem speziellen Schwimmsack, stieg ins Wasser und schwamm mit ihr den Rhein runter durch die ganze Stadt Basel und unter drei Rheinbrücken durch. Kurz nach uns stiegen dann unglaubliche Mengen von Leuten in den Rhein und während ich am Ufer zum Auto zurücklief, staunte ich über  5ooo bunte Köpfe auf dem Wasser und all die  juchzenden Stimmen. Auf meine Medaille, die ich nach geglücktem Ausstieg von der Lebensrettungsgesellschaft bekam, bin ich sehr stolz. Es war ein unglaublich schönes Gefühl, da in den kühlen Fluten, von der Strömung getragen durch die Stadt zu treiben.!

 Zu meinem 54. Geburtstag gab es einen Tag der offenen Tür für alle Frauen aus der Nachbarschaft und alle  Frauen  in der Nähe, die in meiner E-Mail Adressliste standen. Das wurde eine lustige bunte Mischung! Den fertigen Garten nahmen wir auch noch zum Anlass zu feiern, dass wir nun schon 25 volle Jahre in der Schweiz leben und luden Menschen ein, die sich zu unseren Anfangszeiten besonders um uns Ausländer gekümmert haben und uns so geholfen haben. Und so gab es nette Wiedersehen mit Blatters, Malys, Pavans, Felbers, Thüers, Gilgens, Schenkes,  Begrichs, Burkhards, Vogels und Stornis. Guths und Rufeners waren leider durch zu viel Pensioniertenstress verhindert.

Ende des Monats schafften Sabine Lütte und ich es doch wahrhaftig, gemeinsam nach Mariastein, einem Wallfahrtsort bei Basel, zu fahren, was wir schon seit über zwei Jahren vorhatten. Aber bei unserem Programm immer.......!..

Anfang September  ging unser  kath. Kirchenchor auf die Chorreise nach Murten und unterwegs in ein Papillorama und ein lustiges Märchenrestaurant. Murten, wo wir ein super Gottesdienstgastspiel gaben, ist eine zauberhafte, sehr gut erhaltene und sehr geschichtsträchtige und alte Kleinstadt- lohnenswert anzusehen. Auch die Fahrt über den Murtensee am nächsten Tag und das Abschlussessen auf dem Berg gegenüber mit schöner Sicht auf das mittelalterliche Städtchen, die Gegend der berühmten Schlacht von Murten und die Alpen dahinter, haben mir gefallen.

Achims 55ster Geburtstag eine Woche später fiel mit Sabines 40sten zusammen und so kamen wir in den Genuss einer Privatführung durch das Beyeler Museum in Riehen und eines leckeren Nachtessens.

Kurz darauf  sagte sich  überraschend erstmals Besuch von Marlies Klinke, einer Cousine meiner Mutti  aus Dresden, mit Mann Dieter an. Ich staunte und freute mich:  Dieter hatte vor 1 ½ Jahren nach einer Kopf- Tumor Operation lange im Koma gelegen und konnte jetzt wieder laufen, sprechen und.......reisen. Wir verstanden uns auf Anhieb und ich bekam eine Einladung und hatte somit einen weiteren Anlaufpunkt für mein letztes grosses Abenteuer des Jahres, der Suche nach meinen Wurzeln in Schlesien und Sachsen. Aber davon morgen mehr.

 

 

 

15.1.2004

So heute oder nie (wird der Brief abgeschlossen!)           

Also, meine Schlesienfahrt in den Herbstferien.

Als ich klein war, habe ich immer von Schlesien gehört, besonders von den Wohnorten meiner Grosseltern Herbert und Margarethe Zirpel, geb. Büsch, von Muttis Geburtsort Lubthal und von Gross Saabor und Wammen, den Gütern, wo mein Grossvater aufgewachsen ist, bzw. Muttis Familie, die Zirpels, herkommt. Meine Grosseltern hatten ein Bild im Esszimmer hängen vom Teich in Saabor, der zum Gut gehörte und auf dem meine Grosseltern im Winter Schlittschuh gefahren sind. Dieser See hat mich immer sehr beschäftigt. Nach dem Umzug meiner Mutti, ist das Bild bei uns im Wohnzimmer gelandet und nun reifte immer mehr der Wunsch: „Da möchte ich mal hin“ Vor einem Jahr stellte sich heraus, dass sich das auch Muttis Cousine, Tante Gitta, wünschte und als wir bei Rüdiger in Mosambique waren, meinte er,  ihn würde es auch interessieren. Und so kam die Idee auf, doch gemeinsam zu fahren. Gitta, die in Saabor geboren ist, Rüdiger, der viel über die politische Entwicklung weiss und ich mit meiner komischen Sehnsucht im Bauch. Gitta bekam dann von anderen Zirpel Verwandten eine Adresse in Breslau zum Privatwohnen und so ging es Ende September los. Kurz vorher  kamen zwar allen von uns Bedenken, aber wenn man schon miteinander abgemacht hat, dann muss man ja.

 Ich habe unseren Entschluss aber später keine Sekunde bereut und die anderen wohl auch nicht.

Am  25.9. habe ich Tante Gitta in Wiesbaden abgeholt, und dann sind wir nach Berlin gefahren. Volle Autobahn, ewige Kriecherei, aber was soll`s.  Dort haben wir erst dem Tim seine Geburtstagsgeschenke gebracht und am nächsten Morgen ging es los Richtung alte Heimat. Lag es am Sonntag, oder ist in Richtung Osten allgemein viel weniger los als sonst auf Autobahnen, jedenfalls hatten wir freie Fahrt durch den Spreewald und menschenleere bewaldete Landschaften und kamen 4 Std. später bei Forst an die jetzige polnische Grenze. Von dort aus ging es auf  Ueberlandstrassen weiter. Flaches Land, viel Wald und je länger desto mehr Kiefern. Rechts und links der Strasse konnte man überall  körbeweise riesige Steinpilze kaufen und alle paar Kilometer boten Damen neben mehr oder weniger schicken Autos ihre Dienste an?!?! Das hatte ich bisher nur in Berichten im Fernsehen gesehen!!

 Dann wurde der Wald durch immer mehr Felder ersetzt. Es tauchten Dörfer auf und vereinzelt Industrie. Rechts machten wir im Dunst den Zopten aus, den einzigen Berg weit und breit  und dann, nachdem wir uns hinter Liegnitz durch endlose Autobahnbaustellen gequält hatten, waren wir auch schon in Wrazlaw, was früher, zu deutschen Schlesienzeiten die Hauptstadt, Breslau, war. Zum Glück haben wir unser Quartier schnell gefunden, das Heim des pensionierten Tierarztes Dr. Knast und seiner Frau Maria. Dort wurden wir herzlich empfangen, durften unser Auto in der Garage verstauen und schon am Nachmittag ging es los. Herr Knast lud uns in sein Auto, fragte, was uns denn am meisten interessiert und ab durch die Mitte. Wir fuhren Richtung Innenstadt,- ich mit grossen Augen- und Gitta wetteiferte voll Begeisterung mit unserem Fahrer im Rufen der ehemaligen deutschen Strassennamen. Wir kamen von Süden her, durch ein Viertel, in dem Gitta gewohnt hatte. Da die Stadt aber während der Belagerung in den letzten 4 Kriegsmonaten von Norden her beschossen worden war, stand hier wohl nicht ein Stein mehr auf dem anderen und selbst die Bäume, die wir zwischen den hässlichen Neubauten fanden, waren zu jung, um von damals zu sein. In der Innenstadt wurde es etwas besser, denn hier war vieles wieder aufgebaut. Zuerst hielten wir hinter der Dorotheenkirche, in der meine Eltern Mai 1944, ein Jahr vor Kriegsende getraut worden waren. Ein gewaltiger Backsteinbau, in dem, so wurden wir belehrt, 1524 die Reformation in Schlesien eingeläutet wurde. Leider konnte man in die Kirche nicht hineingehen, aber die Kirchentür war offen. Fasziniert starrte ich durch das verzierte schmiedeeiserne Gitter und versuchte mir vorzustellen, wie meine zukünftigen Eltern, die Mutti im gemieteten Brautkleid( ihre Eltern waren kurz vorher in Berlin ausgebombt worden) der Vati mit seinem im Dezember  zerschossenen Bein, den langen, langen Gang zum Altar hinter sich gebracht  haben.(Die Kirche, gross und hell, mit vielen barocken Seitenaltären,  ist die längste in Breslau!) „Lag damals wohl auch so ein schöner roter Teppich da?“ Lange stand ich vor der mächtigen, hohen roten Backsteinfassade, die Kirchentür im Blickwinkel und versuchte die ganze Verwandtschaft wieder lebendig werden zu lassen, wie sie zur Kirche herauskam Die bildhübsche Mutti mit dem Vati, der vor lauter Schmerzen etwas verkrampft lächelte.( Bald sollte sich sein Blick noch mehr verfinstern, als überraschend eine weisse Hochzeitskutsche vorfuhr, in die er steigen musste...!) Der Rüdiger, der jetzt neben mit stand, als kleiner Knirps mit einem beleidigten Gesicht, weil er neben der Gisela- einem Mädchen- gehen musste; der indignierte Opa, der noch einmal in die Kirche zurückmusste, weil die Oma ihren Blumenstrauss liegengelassen hatte...und all die vielen anderen eleganten Gäste in langen Kleidern und Uniformen, von denen kaum einer mehr lebt. Nur schwer konnte ich mich losreissen.

 Dann ging es weiter zum einst vornehmen Hotel Monopol, in dem Mutti und Vati die Hochzeitsnacht verbracht haben und in dem Pablo Picasso seine Friedenstaube gemalt hat, und am ehemaligen Theater, der heutigen Oper vorbei.

Und die ganze Zeit erklärte und erzählte und erzählte Dr Knast. Was der alles wusste aus der jüngeren Geschichte bis hin zur Verwüstung durch die Tartaren 1241, der Stadtgründung und der frühesten Besiedlung.  Rüdiger stellte viele Fragen, Gitta ergänzte aus der Familiengeschichte “Da hab ich schwimmen gelernt, da sind Mutti und Vati auf Bälle gegangen... ..und ich nervte mich, weil mir die Filme ausgegangen waren. Zuletzt streiften wir durch die St. Elisabeth Kirche, in der gerade der Abendgottesdienst begann, zu dem von allen Seiten Menschen aller Altersgruppen strömten, schlenderten vorbei am Denkmal für Dietrich Bonhoeffer, einem der unzähligen berühmten Breslauer, und machten einen Rundgang um den Breslauer Markt, den Ring, mit dem Rathaus und darunter dem berühmten Schweidnitzer Keller, wo schon.......und wie sollte es anders  sein- Goethe gesessen hat. Zu jedem Haus und fast zu jedem Stein hatte Dr Knast eine Geschichte. Erst als es dunkel war, ging es nach Hause, wo Frau Maria mit einem leckeren warmen Essen auf uns wartete. Noch schnell wurde ein Schlacht-  bzw. Besichtigungsplan für morgen entworfen und dann rein in die schönen Betten und Licht aus.

Der nächste Tag war bedeckt, aber trocken und gleich nach dem reichhaltigen Frühstück ging es weiter. Diesmal begannen wir mit dem Norden und der um die 1913 erbauten, damals weltbekannten Jahrhunderthalle, einer gigantischen Kuppel aus Stahl, aber von einer bewundernswerten Leichtigkeit und Zeitlosigkeit, so dass sie mir beinahe schon wieder modern vorkam. Weiter am Zoo  und vielen Parks vorbei auf  eine Anhöhe mit Blick auf die Oder, die Sandinsel und die Sandkirche und zur „Regierung“, einem schönen roten verzierten Backsteinbau. Gitta war ganz aufgeregt und zeigte uns das  Bürofenster ihres Vaters, Onkel Arno, begeisterter Hobbymaler, aus dem heraus er den Blick auf Oder und Sandkirche gemalt hatte.

 Wir fuhren auf den Turm der Elisabeth Kirche und Herr Knast nannte uns die vielen anderen Kirchen- mir schwirrte der Kopf-; dann ging s zur Universität mit dem Fechterbrunnen davor, wo  wir uns, obwohl für Touristen gesperrt, in die Aula Leopoldina, eine wunderschöne barocke Halle, schlichen, in der Onkel Arno Vorträge gehalten hatte. Dort wurden gerade zahllose Biologie Studenten feierlich vom Universitätsrektor - in Samt und Amtsketten und Orden- an die Uni aufgenommen ( zu herzig, alle Studenten in dunklen Anzügen und schicken Kleidern, die nehmen die Uni scheint`s noch ernst. Kann mich nicht erinnern, dass sich eines meiner Kinder für den ersten Uni-Tag dermassen in Schale geworfen hätte!!!)

Wir kletterten  auf den Turm der Universität, vorbei an einer Bildergalerie mit Photos und Dokumenten über die furchtbare Kriegszerstörung der Uni, und einer Aufstellung aller Nobelpreisträger, welche die Uni hervorgebracht hat. Ziemlich eindrucksvoll!

Oben hatten wir wieder einen guten Ueberblick über die Stadt, die Oder, die Dominsel und die Sandinsel, die zahlreichen Märkte, Tore, Brücken, die unzähligen Kirchen und die ganze Umgebung. Dann erinnere ich mich noch an das Matthiasgymnasium, viele renovationsbedürftige Bauten...,ausserdem an  einen Ort , an dem  2 Herrscher gleichzeitig eine Kirche bauen wollten, sich nicht einig wurden und daraufhin beide Kirchen übereinander bauten. In die eine geht man hoch, in die andere runter. Ueberall  konnten wir feststellen: Wenn genug Geld vorhanden ist, sind die Polen einsame Spitze im Renovieren und Restaurieren

In der Nähe des Doms war ich wieder mal auf der Suche nach Filmen und geriet in einen riesigen Laden, in dem es Maria- und Jesusstatuen in jeder Form, Farbe und Grösse und eine irre Sammlung an Rosenkränzen, Weihrauch und Heiligenstatuen gab, ein eindrucksvolles Zeugnis polnischer Volksfrömmigkeit.

Später kamen wir in die Markthalle, mit einer grossen Vielfalt von Landwirtschafts -Produkten, wo wir uns nicht beherrschen konnten und jede Menge Hasel- und Wallnüsse kauften, die, plastikverpackt, auf der langen weiteren Reise natürlich schimmelten!!! Das letzte, was mir noch geblieben ist, war die Maria Magdalena Kirche mit ihrem reich verzierten Steinportal an der Seite aus dem 12.Jhd.  Dann lieferte einsetzender Regen uns einen guten Grund nach Hause zu fahren...ich war auch so randvoll von Informationen, Brücken, Kirchen, Inseln, Gräben, Gebäuden, Toren und Geschichten, dass ich froh war, jetzt die Beine hochlegen und alles noch einmal in Ruhe nachlesen zu können.

 Nach dem Nachtessen planten wir unsere weitere Tour. Denn morgen sollte es ohne polnischen Begleiter weitergehen auf der Suche nach Lubthal, Saabor und meinem Teich.

 Dr Knast schrieb uns eine Liste der polnischen Strassen und Ortsnamen und fuhr am nächsten Morgen sogar voraus, bis wir auf der richtigen Ausfallstrasse waren. So, jetzt wurde es spannend. Erst machten wir noch Halt am jüdischen Friedhof, der aber leider verschlossen war. Dann ging es aus Breslau raus und später rechts ab, in die Landschaft. Gitta wurde immer aufgeregter und auch Rüdiger und ich bekamen runde Augen. So eine Weite und so viel Natur. Felder und Wiesen, durchsetzt von Baumgruppen, alles flaches Land und mehr und mehr sandiger Boden. Und dann eine Bahnstation: Gitta war sich sicher. „Das ist Nimkau! Ganz bestimmt! Bis hierher hat der Kutscher den Vati immer gebracht, wenn der nach Breslau musste.“ Und  ein paar Kilometer weiter. „Da drüben liegt Belkau!  Da, seht ihr die gelbe Kirche, da bin ich getauft worden“ (Meine Mutti auch und vermutlich haben meine Grosseltern auch  da geheiratet!) Wir sind um die Kirche herumgeschlichen, leider verschlossen.. Schade, dass wir kein Polnisch konnten, sonst hätten wir gefragt, ob wir mal rein dürfen. Anschliessend haben wir uns erst mal verfahren, aber der Trip durch die  Natur war wunderschön. Schliesslich fanden wir ein Schild nach Zaabor Wielki_ Gross Saabor. Ich bekam einen ganz trockenen Hals. Und dann, als wir hinter ein paar Häusern um eine Kurve bogen, rief Gitta: „ Da , das Umspannhäuschen, hier ist es, das kenn ich.!“ Also, stellten wir das Auto auf der lehmigen Dorfstrasse ab und machten uns zu Fuss auf die Suche. Links ein Sägewerk, ein Tümpel, Pferde auf der Weide, vor uns Bäume, Rüdiger kämpfte sich als erster durchs Gebüsch und dann standen wir da.

Wir waren an unserem Teich angekommen. Er hatte aufgrund des rekordheissen Sommers nur wenig Wasser, aber das Schilf wuchs noch an der gleichen Stelle wie vor 80 Jahren und als ich mich durch die Disteln und das Unkraut auf die andere Seite durchgekämpft hatte, war ich überwältigt.

Ja, das war er wirklich, mein See. Da kamen die Tränen und zugleich ein Schwindelgefühl und dann Ruhe und Frieden- Ich war zu Hause angekommen Jetzt war alles gut. Lange, lange sass ich da, wanderte um den Teich herum, sammelte Samen und Blätter von den Bäumen auf „meinem“  Bild in der Schweiz. Nach einer halben Ewigkeit und seltsam erschöpft machte ich mich auf die Suche nach Gitta und Rüdiger.

 Ich fand sie etwas erhöht auf einer Wiese. Gitta hatte die Mauer wiedererkannt, auf der die Milchkannen getrocknet wurden und die den Garten abgrenzte. Sonst gab es da nur Wiese. Die Wirtschaftsgebäude alle verschwunden und das wunderschöne Herrenhaus........Nur die Wasserpumpe , die vor dem Haus gestanden hatte, war noch da und, weil es so trocken war, sah man braune Streifen im Gras, da, wo die Grundmauern des grossen , schönen Hauses verliefen, das da einst gestanden hatte.

Aber Gitta war nicht allein. Sie umarmte eine Frau in blauer Kittelschürze, Helena, und beide redeten  aufeinander ein, die eine Deutsch, die andere Polnisch, aufgeregt, mit Tränen in den Augen. Aber was sie sagten, verstand ich auch so genau. Da wurden Haus und Hof beschrieben, flogen Granaten und Bomben, stürzte alles zusammen und dann nur Not und Einsamkeit und Trauer und Bedauern .Wenn man doch nur die Sprache des anderen könnte! Plötzlich tuckerte ein kleiner Trecker um die Ecke. Ein junger Mann im roten Annorak fragte in schönstem Deutsch “Kann ich ihnen helfen?“ Er hatte in Deutschland gearbeitet und vor kurzem Freunde in  Zürich besucht und war auf unser Schweizer Nummernschild aufmerksam geworden.! Kleine Welt!!! Da gab es viel zu erklären und zu erzählen.

Später fuhren wir weiter, am Forsthaus vorbei, an Klein Saabor und der Schafstation, wo mein Opa 400 Mutterschafe hatte- jetzt war nirgends ein Tier zu sehen- und durch einen Kiefernwald und da lag es links, Lubthal, das Gut auf dem Oma und Opa geheiratet hatten und meine Mutti geboren war. Ich erkannte das Wohnhaus sofort an den Verzierungen um die Fenster. Die waren vor 80 Jahren auch schon da gewesen. Wir stellten das Auto ab und wagten uns vorsichtig auf den Hof. Das Dach des Wohnhauses wurde gerade neu gedeckt. Plötzlich kletterte einer der Männer herab, kam freundlich auf uns zu, winkte uns heran und redete auf uns ein. Tja und dann mussten wir ins Haus kommen, bekamen die frisch renovierten Zimmer gezeigt mit den modernen neuen Möbeln, wurden ins Wohnzimmer gebeten und mit Kaffee und Kuchen verwöhnt. Mit Händen und Füssen versuchten wir von früher zu erzählen. Ich weiss nicht, wie viel hinüberkam, aber es war sehr berührend. Zum Schluss durften wir noch Hochzeits- und Erstkommunionsphotos der Familie bewundern und dann verabschiedeten wir uns und weiter ging`s. Das nächste Dorf war Kobelnik, wo meine Mutti zur Volksschule gegangen ist. Nun wollten wir noch die Oder finden und kurvten kreuz und quer über die Feldwege. Schliesslich entdeckten wir grasbewachsene Deiche. Hier war der Opa Deichgraf gewesen.  Hinter dem zweiten Deich ging es bergab und da lag sie, die Oder und die Fähre bei Schloss Dyrenfurth. Das Auto hatte Pause und lange sass ich am Ufer und genoss den Blick in Natura, den ich soo oft auf dem Oelgemälde von Onkel Arno, das in unserem, Melzers, Wohnzimmer hing, gesehen hatte. Dann machten wir noch einen langen Spaziergang an der Oder entlang durch die fast unberührte Natur und fanden dabei in einem Wäldchen auch Reste eines Bunkers, einer deutschen Verteidigungsstellung. Die Raketen die dieser Stellung gegolten hatten, hatten vielleicht auch Saabor zerstört und nun wehte über alles Gras. Marlene Dietrichs Lied fiel mir ein: „Sag mir, wo die Blumen sind.........“

Ein bisschen wehmütig und doch in einem Hochgefühl, voll schöner Eindrücke und Bilder, kehrten wir nach Breslau zurück. Abends brachte Dr Knast Gitta und mich noch schnell zu der Kirche, in der Gittas Schwestern konfirmiert worden waren und Gitta in den Kindergottesdienst gegangen war.

 Dort beten regelmässig Nachkommen polnischer Familien miteinander, die aus Ostpolen, aus Lemberg, das jetzt zu Russland gehört,  vertrieben worden und in Breslau gelandet waren! Scheisskrieg!

7 Gottesdienste gab es in der Kirche am Sonntag und 5 an den Wochentagen und immer voll, erzählte Herr Knast. Im Vorraum fiel mir auf , dass seitlich auch eine Menge Leute knieten. „Da sei das Allerheiligste ausgestellt und könne den ganzen Tag angebetet werden“, erzählte er weiter “und die Priesterseminare seien überall überfüllt“ Kaum vorstellbar für jemanden aus der Schweiz!

Am Mittwoch Morgen hiess es Abschied nehmen. Wir machten uns nun auf den Heimweg, hatten aber noch viel vor. Zuerst ging es in wunderschönem Herbstwetter gen Süden auf der gut ausgebauten alten Landstrasse Richtung Strehlen, wo meine Mutti als Rotkreuzschwester meinen Vati im Lazarett kennengelernt hat, nachdem er mit dem zerschossenen Bein aus Russland kommend eingeliefert worden war. Kurz davor lag der kleine Ort Seegen. Dort konnten meine Oma mit dem kleinen Rüdiger nach der Evakuierung aus Berlin bei einer Tante unterkommen und dort bekamen Mutti und Vati, als der Vati aus dem Lazarett entlassen wurde, nach der Hochzeit in Breslau ihr erstes gemeinsames Zimmer. Nachdem wir erst aus Versehen im Nachbargut alles fotografiert hatten, fanden wir das richtige Haus und den Hof. Dann ging es weiter durch Strehlen, von dem nicht mehr viel Altes stehengeblieben war. Vorbei an einer Zuckerrübenfabrik, die Gitta wiedererkannte und vor der die Bauern mit ihren hochbeladenen Wagen wie eh und je Schlange standen, ging es nach Wammen, dem Erbgut der Zirpels. Das stand noch, samt Wirtschaftsgebäuden und Bach, an dem früher mal eine Mühle geklappert hatte. Dahinter auf dem Hügel lag  Steinkirche, der Ort, wo alle Zirpels geheiratet hatten und wir guckten uns auch den überwachsenen Friedhof mit den verwüsteten Gräbern und offenen Gruften an, wo die Toten unserer Familie begraben wurden, aber alle Grabsteine waren ausradiert und die Zirpelgräber nicht mehr auszumachen.

 Im grossen Bogen ging es weiter nach Nimtsch, wo es auch eine Zirpellinie gegeben hatte—auch hier war Goethe gewesen—wo war der eigentlich nicht...!!!)  Abschliessend besichtigten wir  noch in  Schweidnitz  die Friedenskirche, eine reformierte Kirche in Form eines riesigen Fachwerkhauses - heute ein Unesco Weltkulturerbe.

Sie ist eine der 3 evangelischen Kirchen, die das katholische Habsburg dem evangelischen Schlesien nach dem dreissigjährigen Krieg zugestanden hatte und musste nur aus Holz und Lehm, ausserhalb der Stadtmauer und ohne Turm gebaut werden. Daraus wurde ein Fachwerkhausmeisterwerk, in dem 5ooo Gläubige Platz haben.!!! Unglaublich!!!

Und nun nichts wie ab gen  Grenze, rüber nach Deutschland und im Dunkeln die Autobahn hoch nach Berlin.

Um 9 Uhr abends sassen wir in einer Gastwirtschaft in Rüdigers  BerlinerVorort  „Alt Schmöckwitz“ vor einem Teller voll leckerer  Kohlrouladen und waren uns einig. Das hat sich wirklich gelohnt!

Am nächsten Morgen setzten wir Gitta mit einem Endspurt, weil Frau Roloff immer noch nicht vernünftig Fahrpläne lesen kann, in den Zug .

Dann folgte mein Intermezzo als Umzugsunternehmen, aber erst gab`s noch eine schöne Ueberraschung. Achims Studienfreund Wolfgang Wablat, Patentanwalt in Berlin,  und seine Familie luden uns in ein ganz wunderschönes Restaurant zum Nachtessen ein. Ein sehr netter Abend!

Am nächsten Tag packten Tim und ich den Toyota voll mit allen möglichen sperrigen Sachen für Annes zukünftiges Leben als Biologiestudentin an der Ostsee und los ging`s wieder.

Zuerst fuhr ich mit dem Tim nach Eberswalde, nördlich von Berlin, wo Onkel Ekkehard, der Bruder meines Vaters, an der Forsthochschule gelehrt und mein Onkel Dieter Forstwirtschaft studiert  hatte, dann ging es weiter nach Greifswald, wo Annes neue Studentenbude auf all die Goodies aus meinem grossen Auto wartete. Musste sie unbedingt im obersten Stock des Plattenbaus wohnen?! ?Sie musste! Uh, keuch! (It`s the best!-Insiderjoke aus” Pretty Woman”!)

 Tim und ich haben in einem Hotel am Meer übernachtet, neben dem Strand, den er und Anne schon für den nächsten Sommer gebucht haben.!!!! Am nächsten Morgen, Sonntag,  wollte ich mal in einen richtigen evangelischen Gottesdienst und verstand hinterher die Welt nicht mehr?!? Der war ja katholischer als jeder katholische in Rheinfelden!!!. Aber ich musste mich belehren lassen; so sehen eben die Lutheranischen Gottesdienste in Meck-Pom, (neudeutsch für Mecklemburg- Vorpommern) aus. Man lernt nie aus.

Dann haben wir Annes Greifswald besichtigt, die Uni , den Markt und den Dom und, weil es erst Mittag war, sind wir noch eben auf die Insel Rügen gedüst, quer drüber gebrettert , in Sasnitz im Norden angekommen und runter zum Hafen geschlendert. Dort wollte gerade ein Schiff ablegen .“Was kostet die Fahrt ???“schrie ich  „15  Euro!“ kam`s zurück. Also nichts wie draufgesprungen und schon legte es ab. Jetzt erst kamen wir dazu, zu fragen, wohin die Fahrt eigentlich gehen würde und waren hocherfreut, dass wir auf dem Boot gelandet waren, das die berühmten Kreidefelsen  von Rügen bis zum Königsstuhl( Oft gemalt von William Turner und bedichtet von Ernst Moritz Arndt, der in Bonn begraben ist) entlang fuhr. Sooo ein Glück und soooo erholsam und sooooo wunderschön! Abschliessend machten wir noch einen Abstecher  an den langen Sandstrand vom Binz im Nordosten  der Insel, dann zurück nach Greifswald, die Anne abladen, und zurück gekrochen nach Berlin. B a u t  die    A u t o b a  h n en    f e r t i g !!!!Es wurde eine relativ kurze Nacht.

Aber keine Müdigkeit vorschützen:  Jetzt kam Vatis Familie dran.

Am nächsten Morgen machte ich mich auf nach Süden, auf den Spuren meines anderen Opas, der Landesforstmeisters von Sachsen, Walter Melzer und seiner Söhne, meines Vatis Hanns Gerhard und seines Bruders Ekkehard. Das war ein schönes Gefühl, als ich an dem Landesgrenzenschild  von Sachsen vorbeifuhr und die Bäume begrüsste, für die mein Opa einst  mal verantwortlich war.. Ziel heute war Dresden und Marlies und Dieter Klinke. Prima habe ich den Weg gefunden und badete kurz darauf in ihrer Herzlichkeit. Auch hier haben wir uns gleich aufgemacht, es gab ja sooo viel zu zeigen und besichtigen!!!!

Zuerst aber haben wir uns  im Pulverkeller, einem urigen Restaurant in der Innenstadt gestärkt, dann durfte ich die unglaublich kostbaren Schätze des „Grünen Gewölbes“ bewundern, die fast wiedererbaute Frauenkirche bestaunen ( Auch im Basler Theater wurde nach einer Vorstellung dafür gesammelt), das Elbufer ansehen, die Elbbrücken über die Friedensdemonstrationen 1989 gegangen sind- Marlies und Dieter mitten dabei-, die Semperoper angucken und noch so vieles mehr.

 Abends wurde es dann so recht gemütlich, als Marlies und Dieters Tochter noch auftauchte und ich die ganze lange Auferstehungsgeschichte von Dieter hören durfte, wie er da im Koma gelegen hatte, vieles mitbekommen hat, aber keinen Draht zur Aussenwelt hatte und wie alle für ihn gebetet und ihm geholfen hatten, sich wieder so gut zu erholen.

Am nächsten Morgen ging es weiter über die Brühlschen Terrassen auf den Turm des Schlosses neben der kath. Hofkirche, durch den Zwinger und zuletzt durfte ich auch noch das grösste Vergnügen der Dresdner kennenlernen: Für Kultur Schlange stehen! Und so schafften wir es auch noch zu einer Führung durch die Semperoper.

Dann musste ich schweren Herzens den lieben beiden Adieu sagen, denn zum Kaffee war ich mit Tante Hella, einer früheren Freundin meines Vaters verabredet. Sie ist über 90 Jahre, immer noch selbständig und sehr gepflegt und elegant und wohnt auf dem Weissen Hirsch, der Dresdner Nobelgegend. Sie hat mich mit allen  möglichen Dresdner Kuchenspezialitäten verwöhnt-  Stichwort Eierschecke- .Wir haben viel erzählt und natürlich kamen mit der Zeit auch die schrecklichen Erinnerungen an die Bombardierung Dresdens- Hella lebte mit ihrer Mutter damals unten in der Stadt- hoch. Was haben die Menschen damals bloss alles an Horror durchgemacht und wie haben sie das alles überlebt und so weggesteckt, dass sie einigermassen normal weiterleben konnten.?!?! Das werde ich nie begreifen. Na, jedenfalls haben wir beim Reden und alte Fotos ansehen  kein Ende gefunden  und so musste ich drauf verzichten, das Wohnhaus meiner Grosseltern Melzer in Klotsche zu suchen, denn ich musste ja noch über Leipzig nach Halle fahren, wo bei meiner Cousine Brigitte und Mann Klaus mein Bett wartete. Zu allem Unglück habe ich mich in Halle noch im Dunkeln mit leerem Tank  verfahren und war heilfroh, als ich endlich heil  in Langenbogen im Wohnzimmer sass und wieder mal verwöhnt wurde .

Am nächsten Tag wollte ich eigentlich gen Westen und Richtung nach Hause fahren, aber das Wetter war so schön, dass ich der Versuchung doch nicht widerstehen konnte. Auf der Karte war ich dem Ort Wermsdorf begegnet ----- und hatte ich nicht als kleines Mädchen auswendig gelernt: Der Vati ist geboren in Wermsdorf Kreis Oschatz in Sachsen???. Also kehrt, Marsch, wieder nach Osten, an Leipzig vorbei und dann links ab. Wermsdorf entpuppte sich als ein grösseres Dorf im Grünen, umgeben von zahlreichen Seen, (Fischteichen), mit einem Jagdschloss in der Mitte, dominiert von der grossen Hubertusburg, einem schlossartigen Gebäude auf einem Hügel (Früher Alterssitz pensionierter Forstbeamter, heute Krankenhaus).  Gleich am Dorfeingang sprang mir ein Schild „Forstamt“ ins Gesicht- „Mensch, das ist es, ganz genau! Nichts wie hin!“ Dort angekommen erzählte ich von meinem Grossvater, der so um 1900 seine Forstbeamten - Karriere hier angefangen haben musste. Ob es wohl jemanden gäbe, der darüber noch etwas wüsste? Die freundliche Sekretärin verwies mich an einen pensionierten Forstmeister im Ort, der sich mit der Forstgeschichte befasse. Kein Problem, man könne ihn sicher auch über Mittag stören. Und so fiel ich wenig später Herrn Striegler mehr oder weniger in die Suppe, oder den Sauerbraten, nach dem es duftete  Er war sehr herzlich und freundlich. „Landesforstmeister Melzer?“ Ja, er hatte schon von meinem Opa gehört und wenig später stellte sich heraus, dass er sogar bei dessen Sohn, Vatis Bruder Ekkehard, studiert hatte. Er versprach, weiter zu forschen, was es über Landesforstmeister Melzer  da noch so gäbe, und uns zu besuchen, wenn er das nächste Mal in den Schwarzwald käme. Und wirklich, bekam ich Weihnachten einen Brief von ihm mit einer rührenden Begegnung, die ein Kollege von ihm mit meinem Grossvater hatte.

Anschliessend suchte und fand ich im Schloss das Einwohnermeldeamt und dort in den Büchern die Geburtseinträge von meinem Vati und seinem Bruder. Sooo schön. Leider war die Schlosskirche verschlossen. Sie soll eine besonders schöne Deckenmalerei haben und da müssten die beiden Melzer Jungs doch getauft worden sein!!

Nun war erst früher Nachmittag. Was nun? Warum nicht versuchen, noch nach Meissen zu kommen. In die Meissener Porzellan Fabrik wollte ich doch auch schon lange mal. Also ins Auto, durch den Wald nach Oschatz und weiter über x  Dörfer und durch viel Landschaft nach Meissen, einem zauberhaft restaurierten Städtchen an einem Fluss. Etwas ausserhalb liegt die berühmte Fabrik. Ich hatte Glück, erwischte gerade noch eine interessante Führung, sah mir das grosse Porzellanmuseum an und fand zu meiner riesen Freude in der Porzellanausstellung, in der 2. Wahl Abteilung, ein fehlendes, bezahlbares Geschirrteil zu unserem geliebten Weinlaubgeschirr. Wie jemand, der den ersten Preis gewonnen hat, fuhr ich auf Wolken wieder nach Halle.

 Noch ein gemütlicher Abend mit Brigitte und Klaus und viel erzählen. Dann durfte ich Postbote spielen und machte mich beladen mit Adventspäckchen für die Enkelkinder Rübi und Tom im Ruhrgebiet auf die Weiterfahrt. Eigentlich wollte ich durch den Harz, zum Hexen - Berg Brocken und nach Osterode, wo der Rüdiger geboren ist. Aber das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Auf meiner ersten Station, der Lutherstadt Eisleben, gleich neben Langenbogen, schien noch die Sonne. Ueber den bunten, belebten Marktplatz schlenderte ich am Lutherdenkmal vorbei zu der grossen Kirche in der Mitte, um erstaunt festzustellen, dass Martin Luther genau hier seine letzte Predigt gehalten hatte und im Haus gegenüber gestorben war. Auch sein Geburtshaus lag nicht weit entfernt. So `ne tolle Ueberraschung!!! Selbst die letzte Predigt und die Totenrede konnte man mitnehmen.

Dann aber zog der Himmel zu, und es begann zu regnen. Da habe ich mir den Harz geschenkt, bzw. auf nächstes Mal verschoben und bin schnurstracks nach Westen, nach Kassel gefahren Im Osten Deutschlands fand ich, es sei ja schon viel geschehen und sähe schon recht gepflegt und freundlich aus, mit den vielen frisch gestrichenen Häusern und den frisch gedeckten Dächern. Trotzdem wusste ich vom Erscheinungsbild der Dörfer sofort, als ich wieder im ehemaligen Westen war. Gewachsenen Wohlstand. Das sind noch immer Unterschiede wie Tag und Nacht .Leider.

 Als ich nach Lünen bei Dortmund kam zu Andreas und Dörte, habe ich ganz schön gestaunt, wie gross Stefanie und der schelmische Tom geworden sind!

Abschliessend habe ich in Bonn bei Tante Ursel übernachtet, die Mutti abgeholt und endlich konnten wir in Remscheid Mutters 80 sten Geburtstag nachfeiern. Mutter hat eine ganz berührende Rede gehalten und hatte viel Freude an unserer, von Ilona inszenierten, Hut -Modeschau.

Mitte Oktober war ich wieder zu Hause. Mein Schutzengel muss nach den 5000 und 7 km ganz schön erledigt gewesen sein, aber er hat seine Sache prima gemacht.

In der Schule ging es gleich wieder rund. Die Legasthenie Therapeuten hatten, in einer Art Profilierungsdrang, beschlossen, ein 4 jähriges Programm unter dem Thema „Qualitätsmanagement“ durchzuführen und so fand ich mich unversehens in einer 4er Gruppe wieder, die in Schritt eins gegenseitig Hospitationen durchführen musste. War ich froh, als ich das hinter mir hatte! Weder sitze ich gerne bei anderen in der Stunde und beobachte (der Job einer Inspektorin wäre für mich die Hölle!), noch arbeite ich gerne mit Besuchern in meinem kleinen Therapiezimmer. Als wenn es das gespürt hätte, wurde mein Therapie Kind in der Nacht vor meiner Stunde krank, und so durfte ich Hals über Kopf mit einem Ersatzkind eine Stunde lang improvisieren. Nicht, dass das von der Sache her ein Problem für mich wäre. Ich glaube, ich könnte an allen Orten und zu jeder Zeit mich mit einem, selbst fremden, Kind hinsetzten und sinnvoll arbeiten, aber trotzdem! Puh! Das war nichts für meine Nerven.............Bin gespannt, was in Schritt 2  auf uns zukommt....!

Am zweiten November Wochenende sind Achim und ich spontan nach Crans Montana gedüst, um die Wohnung für den Winter parat zu machen. Selbst für 2 Tage lohnt sich so ein Abstecher. Montana im November ist  eine Geisterstadt. Alles verrammelt und fast menschenleer. Um so schöner ist die absolute Stille dort und nach einem langen Spaziergang über die Golfsplätze, auf denen schon die Kinderskilifte montiert wurden, kamen wir uns vor wie nach einer ganzen Woche Urlaub. Auf dem Rückweg durfte ich meine Fähigkeiten im Golfballsuchen unter Beweis stellen, während Achim eine Runde auf dem schönen Golfplatz in Chermignon mit dem traumhaften Blick über das Wallis Rhonetal spielte.

 Dann gingen wir noch auf Entdeckungstour, holten uns auf dem Gletscher Les Diablerets einen Vorgeschmack auf den Winter und kamen über Gstaad und 2 Lütschinen wieder nach Hause.

Mitte November hat mich Saras Gotte, Maya Wiedmer, zu einer Rodin Ausstellung in Laufenburg, die diesen Herbst 1 Million Besucher anzog, eingeladen. Aber nicht Rodins Skulpturen haben mich besonders beeindruckt, sondern der Besitzer des Museums, der  82 Jahre alte Bildhauer Erwin Rehmann, der mit einer derartigen Lebensfreude und positiven Energie am Werk war und von Rodins Lebensweg und dessen tiefen Einfluss auf seine eigene künstlerische Entwicklung erzählte.

Vorher aber waren wir im Spital Laufenburg, wo Michael, Mayas Sohn, ein neues zu Hause gefunden hat. Er ist im Sommer aus dem Parapletikerzentrum Basel nach Laufenburg verlegt worden und ist immer noch im Wachkoma, nun schon 2 ½ Jahre. Aber er sitzt  inzwischen im Rollstuhl, hält seinen Kopf alleine und hat Fortschritte gemacht, seit er die Kanüle nicht mehr im Hals hat  Das Krankenhaus liegt sehr schön ruhig, direkt neben der Altstadt von Laufenburg am Rhein und obwohl mehrheitlich sehr alte Menschen auf der Abteilung gepflegt werden, hat Michael dort wenigstens einen Zimmergenossen etwa im gleichen  Alter.

Ende November habe ich den verkabelten Jan (Schlauch aus der Nase)  in Bern besucht, der gerade im Pharma Test Einsatz im Spital war und ergatterte vorher auf dem berühmten Berner Zwiebelmark ( immer am letzten Montag vor Advent)  bei einer Künstlerin aus Steffisburg einen Bettler, einen Hirten und den Herodes für meine grosse Krippe. Ich konnte es kaum mehr erwarten, die Krippe aufzubauen, obwohl ein Kampf mit Achim vorprogrammiert war....

Die Gärtner kamen ein letztes Mal, legten auch noch das Stück Garten am Eingang an, pflanzten einen blaugrauen Cupressus arizonica `Glauca` und machten den Garten für den Winter parat (Pumpe aus Teich, Bäume und Sträucher geschnitten, Beete abgedeckt)...Das hatten wir uns noch nie geleistet,-  immer selber gemacht,-  aber ich muss sagen, so wunderschön sah`s im Winter noch nie bei uns aus.

Nun schmückten wir mit viel Liebe das Haus. Achim krabbelte halsbrecherisch am Dach herum und brachte Lichterketten an, und ich verzauberte Zimmer für Zimmer, mit all meinen Schätzen aus dem Weihnachtskeller. Vor allem das Auspacken meiner erzgebirgischen Engel- und Räuchermännchen- Sammlung macht mir immer sooo Spass. Zuletzt kam die grosse Krippe dran. Sie steht gewöhnlich im Wintergarten ...Achim wehrte sich mit Händen und Füssen. Er wollte auch im Winter seinen schönen, neuen Teich und die Fische sehen!. Aber ich liess nicht locker. Wir haben den grossen Stall dann leicht schräg gestellt, die Nebengebäude auf ein angedeutetes Gasthaus und einen angedeuteten Palast für den Herodes reduziert und herausgekommen ist ein sehenswertes Kunstwerk, bei dem die Krippe in  einer Steinlandschaft am Rande eines Sees steht. Echt wunderschön.!!!

Stefan Lütte kam dann auf die Idee, Sabines Vater, dem Erbauer des kunstvollen Krippenhauses, auch noch einen stilgerechten Ersatz für das Styropor Gasthaus und den Styropor Palast ans Herz zu legen. Mal sehen, ob er anbeisst?!?! Wäre ja fast zu schön, um wahr zu sein!

Das schönste am November ist immer auch der Tag, an dem die Gartenarbeit für dieses Jahr abgeschlossen ist. Ich geniesse es immer sehr, die Terrassentür ganz bewusst ein letztes Mal zuzumachen und dann kommt das Haus mal richtig dran.

 Höchste Zeit, all die Schränke mal wieder aufzuräumen und durchzusortieren. Dazu komme ich im Sommerhalbjahr nie! Zum Glück überkommt mich zu dem Zeitpunkt immer eine grosse Putzarbeitswut, so dass mir die Arbeit auch relativ leicht von der Hand geht.

Und dann sind da ja noch das Plätzchenbacken, Geschenke besorgen und die Vorbereitungen auf die Weihnachtsinvasion.      

Aber erst haben wir Anfang Dezember noch Jans 25 Geburtstag gefeiert. Mein Gott, ist der auch schon ein viertel Jahrhundert alt!!!

Nun musste ich mit Hochdruck meine Rorategottesdienste vorbereiten. Diesmal hatte ich getauscht und war schon in der zweiten Adventswoche dran. Thema dieses Jahr war „Superstar“ und ich habe meine GD`s mit der Titelmusik von Jesus Christ Superstar angefangen.alle H

 Die Rorategottesdienste morgens um 6 Uhr waren voll, zwischen 100 und 200 Besuchern und ich habe viele Komplimente für die schöne Atmosphäre mit den zahlreichen Kerzen in der Dunkelheit, die zu Herzen gehende Geschichte und mein eindrucksvolles Hochdeutsch bekommen- na, wenigstens ist es da zu etwas gut!

Am nächsten Wochenende veranstalteten meine 3 Reli-Kolleginnen und ich eine Kett- Adventsfeier für ca 60 Zweitklässler und deren Eltern! Da hatten wir uns vielleicht was eingebrockt, aber im Grossen und Ganzen war`s ein Erfolg.

Zu Weihnachten kamen die Omas schon am 19ten. So hatten wir genug Zeit zum miteinander Backen und Baumschmücken und uns über Weihnachten freuen.

 

 Heilig Abend habe ich mir selber ein Weihnachtsgeschenk gemacht und mich per Internet für die „Politisch –spirituelle -Shibashi –Lernreise“ auf die Philippinen zu Schwester Mary John Mananzan im Juni/Juli 2004 angemeldet.!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

 Anschliessend  hatte ich mit meinen Schülern Grosseinsatz im Lichtert Familiengottesdienst um ½ 5, diesmal in der evangelischen Kirche um. Zum Glück fassten zu Hause alle mit an. Sara ist Meisterin im Weihnachts –Esstisch-Dekorieren, Tim für die Musik zuständig, Jan und Achim zauberten in der Küche. So hatten Gemütlich- essen, Weihnachtslieder singen und Geschenke auspacken genügend Raum, obwohl wir Heilig Abend in 3 Gottesdiensten mitwirken. Während die anderen die Seele baumeln liessen, sind Achim und ich um 9 schon wieder in die Kirche verschwunden, Sara war mit der Vati-Oma  im 10 Uhr Gottesdienst  und dann noch mal mit der Mutti-Oma und den Brüdern  um 12 Uhr zur Mitternachtsmesse in Magden.

 Marcus Scheiermann hat eine super Predigt gehalten über einen Satz aus „Der Alchimist“-  von Paul Coelho : „ Erst die Möglichkeit, einen Traum zu verwirklichen, macht das Leben lebenswert“,  und wir haben (fast) wie die Engel gesungen.

Am 25.  sind unsere 3 erwachsenen Kinder zusammen ins Kino gegangen, das hat jetzt schon fast Tradition, am 26 flog die Anne ein und Saras Dominik und Jans Sara kamen auch zum Feiern,- war sehr lustig- am 27. hat Jan uns alle aus dem Wok bekocht und dann löste sich die grosse Runde langsam wieder auf.

 Am 31.bin ich noch mal ganz allein mit meiner erwachsenen Tochter losgezogen. Erst haben wir sie in einem Pferdegeschäft mit Winterstiefeln, Thermo- Handschuhen und –hose ausgestattet. Anschliessend waren wir ganz gemütlich im Beyeler Museum und haben uns die neue Museumsanordnung nach Themen und die „Mondrian und Malewitsch“ Ausstellung angesehen. Das war sooo schön zusammen!

Abends verschwand sie dann, voll gestylt und b i l d s c h ö n, lachend in Richtung Billard Center, wo sie Sylvester arbeiten musste: „Echt geil, ich geh jetzt mit all meinen Freunden feiern und werde noch dafür bezahlt!“

 

So, wenn ich durch den langen Bericht blättere, so finde ich fast alles. Nur die beiden Anlässe, die mich beinahe ohnmächtig wütend gemacht haben fehlen, nämlich der von Herrn Busch angefangene Irak Krieg- hab nur ich mich nicht ernst genommen, bzw. total verarscht gefühlt???? Und das Ergebnis der Schweizer Bundesratswahl, das uns von allen Menschen ausgerechnet den Herrn Blocher im Bundesrat bescherte, der Frau Metzler ausbootete. Ich hätte verrückt werden können!!!

Was noch fehlt ist der ganz normale Alltag mit Schule, Einkaufen, Kochen, Wäsche, Haus (mit 107 Fensterscheiben!) Garten, Mann, Kindern, Freunden und Bekannten,  Z“Morge Träff, Bibellesen, Englisch Diskussionskreis, Elternhock mit der Aufregung um Fredi und Ruth Berüter, Literaturkreis, in dem wir jetzt bei Literatur zum Thema „Alter“ sind, Englisch-Kaffeeklatschkreis, Aqua Gym, Basel Kurs, in dem ich mich weiter mit meiner Gruppe um mein Ernährungsproblem kümmere, diesmal unter Leitung einer Psychologin, und ......mit meinen grossen Hobbys: Photos und  lesen, lesen, lesen. Im Herbst hatte ich den letzten bedenklichen Anfall und habe 10 Bücher von Marianne Fredrikson in mich hineingefressen. Die Trilogie Eva, Abels Bruder und Noreas Geschichte fand ich toll, aber auch Maria Magdalena, Marcus und Eneides und die Sintflut. Beeindruckt hat mich auch „Das rote Zel.t der Frauen“ von Anita Diamant .

Von Weihnachten her warten nun Dorothee Sölles „Mystik des Todes“  und Anselm Grüns“ Buch der Sehnsucht“ und „English Passengers“ von Matthew Kneale- eine liebe Ueberraschung von Julia und Martin aus Berlin.            Schöne Aussichten für das Jahr 2004.!!!!

 

Bin sehr gespannt, was dieses Jahr für einen Titel bekommt.!(Bisher sieht es nach

?!?! „Stürmisches Shibashi“?!?!?!  aus, aber warten wir`s mal ab!)

 

Nun hoffe ich, dass ihr nicht böse seid, dass der Brief ( im Interesse aller Bäume dieser Welt-Papier sparen!) zu den meisten  per Internet kommt.

Ich sage „Danke“ für all die bunten Postkarten aus aller Welt, die meine Speisekammerür geziert haben (und freue mich schon auf die Neuen!)

und alle Weihnachtsbriefe (---ja,  es gibt sie im virtuellen Zeitalter zum Glück immer noch), vor allem aber für eure Liebe, die guten Telefonate und Gespräche, die netten Gesten, aber auch all die schmerzhaften Auseinandersetzungen, das „In-die–Arme-nehmen“,  wenn`s nötig war, und das Begleiten mit guten Gedanken.

 

Uebrigens, ich freue mich immer sehr über Feedback, selbst wenn`s :

„Du spinnst total, so`n langen, persönlichen und ausführlichen Brief zu schreiben!“

sein sollte .

Bis spätestens nächstes Jahr, alles Liebe,

       Eure Marion und Achim .......

 

 

und Co..............