Zuerst
einmal Alles Liebe und Gute zum Neuen
Jahr. Gesundheit wünschen wir allen und Glück, Erfolg, Zufriedenheit und Frieden
in den Familien und in der Welt, kurz, Gottes Segen für 2004! Wir hoffen, alle
sind gut hineingerutscht !
Achim und
ich waren beim Brunnensingen der Sebastiani -Brüder, einer jahrhundertealten Tradition in Rheinfelden,
das mit einem Orgelkonzert in der barocken Stadtkirche endet. Den Jahreswechsel
selber haben wir mitten auf der Rheinbrücke erlebt, bei Glühwein und Sekt zu
einer Elvis Lifeband getanzt und über den schwarzen Silhouetten der Bäume auf
der Rheininsel ein eindrucksvolles Feuerwerk genossen.
Seit Jahren
hatte ich das Gefühl: Das Jahr 2003, das wird ein superschönes Jahr! Als
es dann begann, war ich sehr gespannt, was denn da so Schönes auf mich zukommen
würde. Nach jedem Monat habe ich mir
wieder die Frage gestellt und nun, am Ende, erst recht.
Was macht denn aus einem Jahr mit all seinen Ereignissen für mich “ Ein superschönes Jahr????“
Etwa, dass
etwas ausserordentlich Schönes passiert, oder dass einfach alles gut geht? Dass
es friedlich bleibt? Dass unangenehme Ueberraschungen ausbleiben? Dass tolle
Reisen stattfinden? Dass ich meine Sylvestervorsätze verwirklichen kann? Oder
was denn nun?
Nichts von
alledem! Oder aber von allem ein
bisschen.!
Rückblickend
auf das Jahr 2003 ist meine persönliche Antwort::
Ich habe
selten so intensiv gelebt, wie in diesem Jahr: Grösste Angst, ohnmächtige Wut,
grösste Erleichterung, immer wieder tiefste Trauer und Schmerz, aber auch immer
wieder extremes Glücksgefühl, gute
Neuanfänge, ein Nachhausekommen in meiner Vergangenheit und ein „Zuhause“
finden in meiner Gegenwart und tiefe, gute Begegnungen das ganze Jahr über. Das ist wohl für mich
„supertoll“.
Bin gespannt, welches Jahr sich als nächstes
als solches ankündigt..........
2.1.2004
Nun sitze ich in Crans Montana in
unserem gemütlichen Nest. Achim, Tim
und Anne sind Skifahren und ich gucke in die tiefverschneiten Bäume und
geniesse die absolute Stille und das Gefühl von Frieden und Zeitlosigkeit.
Schön, nach dem bunten Treiben und Rein und Raus zu Weihnachten in Rheinfelden.
Und in
diesem Schwebezustand hat auch grosse Dankbarkeit für alles Vergangene Platz.
Aber
halt....Das Jahr über sind jede Menge Proteste eingegangen: Wo blieb
der Bericht 2002???
Wir haben niemanden vergessen; er ist nicht
verloren gegangen, der Rundbrief 2oo2, sondern irgendwie nie gewachsen., weil
wir Weihnachten 2002 viel auf der Autobahn und bei Achims Mutter waren, die in
Remscheid im Krankenhaus lag. Ich will
versuchen, das Wichtigste von 2002
noch zusammenzukratzen, ehe ich mich auf 2003 stürze.
Ueberschrift des Jahres 2002 wäre gewesen
Leeres Nest- Volles Haus
Ja, 2002
hatte ich sehr Mühe mit dem Loslassen, denn nach Tims Entschluss, nach Berlin zu gehen
und Jans immer mehr Verwurzeln in Bern,
zog Sara im Oktober mit ihrem Freund Dominik nach Winterthur.
Da sass ich
nun alleine in dem grossen Haus; der Achim wie immer unterwegs zwischen seinen
Büros in London, Luxemburg und Basel oder sonst irgendwo in der Welt, in dem
Bemühen, seine Firma Vantico trotz der
schlechten Wirtschaftslage über Wasser zu halten.
Zu allem Ueberfluss
bekamen wir dann Ende November auch noch Besuch einer Diebesfamilie,
Vater, Mutter und ein kleines Kind, den Fussspuren nach, die Arbeitszimmer und
unser Schlafzimmer durchwühlten und meine Perlenkette, die mir Achim für das
gemeinsame Jahr in Japan als „Dankeschön“ geschenkt hatte, und sonst noch ein
paar Kostbarkeiten mitnahmen. Das Wissen, noch nicht mal in den eigenen 4
Wänden geborgen und sicher zu sein und das scheussliche Gefühl, dass da jemand
Fremdes neben meinem Bett gestanden hat und in meinen persönlichsten Sachen
gewühlt hat, war furchtbar und ist erst sehr, sehr langsam wieder verschwunden.
Erschreckend auch, dass unsere Sicherheitsfenster und -türen anscheinend kein
grösseres Hindernis waren........Na ja..! Seither ist die Alarmanlage im
Dauereinsatz.
Das klingt
ja eher deprimierend. War`s auch, als ich Anfang Januar 2002 mit einer scheusslichen Grippe im Bett
lag und der Tim mit einem Kastenwagen, beladen mit seinen 7 Sachen, in Richtung Berlin verschwand. (Nicht, dass ich
böse gewesen wäre, dass seine ganze Strassburg-Wohnungseinrichtung, die er bei
uns zwischengelagert hatte, wieder verschwand......, aber trotzdem!!.)
Dann
aber hat das Jahr sehr schön mit
dem Besuch meines Patensohnes Tim und Mutter Susi aus Bristol und
sensationellen Sportferien angefangen.
Ich durfte
nämlich mit meiner Tante Ursel Zirpel
im Februar eine Woche nach Gran Canaria fliegen. Sonne
und Meer und Braunwerden im Februar, gefolgt von 3 Tagen im Tiefschnee
in Montana und 4 Tagen auf Einrichtungstour durch die Ikea in Berlin,
um Tims gemütliche Dachwohnung auszustatten!!! Dass in Gran Canaria mein Koffer
erst am Rückflugstag auftauchte und
dass mir am Flughafen Berlin- Tegel das
Portemonaie geklaut wurde, trübte die Stimmung nur vorübergehend.
Der Weltgebetstag
über Rumänien Anfang März fiel genau in diese aufregenden Ferien und
fand ausnahmsweise mal ohne mich statt, nur schade, dass ich die wunderschön
bemalten rumänischen Eier verpasste.
Abgesehen
davon war ich den ganzen Frühling über intensiv damit beschäftigt, mit mehr oder weniger moralischer Unterstützung
durch Seelsorger Martin, die restlichen 3 Semesterarbeiten für meinen
Glaubenskurs zu schreiben.
Es
entstanden 1): Eine Analyse unserer katholischen Pfarrei, anhand der
Angebote eines Jahres im Pfarrblatt—(ein enthusiastischer Sermon über wie
toll die Gemeinde ist, wie tiptop die Pfarrer, wie gut die Dirigentin des
Kirchenchores, wie super die 4 Mitglieder des Pfarrteams zusammenpassen und
sich ergänzen, wie geborgen man sich fühlt
etc. ZumGlück, dass ich nicht in die Zukunft
sehen konnte, .......denn 1 Jahr später hatte sich das ganze Paradies so
ziemlich in Wohlgefallen aufgelöst!!!!),
2) Unter dem Obertitel „Als Christ
leben“: „Gewaltfrei handeln, zum Bsp. in meiner Situation als aktives Mitglied
der ref. Gemeinde Rheinfelden – (eine Standortbestimmung und Reflexion
meiner Lage und Arbeit in der reformierten Gemeinde) und
3) last but not least “Am Brot
alleine sterben wir (Dorothee Sölle) Versuch einer Deutung.(Ein mich
Vortasten in Richtung, was denn nun
wirklich wichtig ist im Leben und welche Gefahren unsere extreme
Konsumgesellschaft birgt)
Dorothee Sölle erlebte ich im Herbst
dann auch sehr eindrucksvoll bei einer Lesung in Basel zum Thema „Verrückt
nach Licht– in einer Welt der Gewalt“ Zu einem Wiedersehen am ök.
Kirchentag 2003 in Berlin, auf das ich mich sehr gefreut hatte, kam es ja dann nicht mehr, weil sie kurz
vorher starb.
Die
mündlichen Prüfungen zu den Arbeiten gingen auch erstaunlich gut, und so habe
ich den Glaubenskurs erfolgreich abgeschlossen ...... Und bin dann in ein
ziemliches Loch gefallen. Die wöchentliche intensive Auseinandersetzung
mit Glaubensinhalten –2 Jahre lang- und
die Begegnungen in der „Suchgemeinschaft“ haben mir einfach zu viel Spass
gemacht, waren ein echtes Bedürfnis und fehlten mir sehr.
Dafür hatte
ich aber ab August Zeit, an einem Kurs
der Uni Basel über Fettsucht teilzunehmen, hatte Gelegenheit, die
verschiedensten Leute mit einer Essstörung wie meiner kennenzulernen, 7 kg
abzunehmen und viel über richtige Ernährung zu lernen.
Aber
zunächst gab es im Sommer noch Abwechslung. Simon Steinig, Sohn meines
Ex-Klassenkameraden Wolfgang, machte ein Praktikum in Achims Firma Vantico und
wohnte bei uns. Er hat uns mit seinem grossen Mitteilungsbedürfnis- ganz anders
als unsere 3 Kinder- oft beeindruckt
und Spass gemacht.
Ausserdem
liess sich der junge Vikar unserer katholischen Gemeinde, Patrick Zielmann,
zum Priester weihen und so konnten wir eine Primiz miterleben und
einen Primizsegen bekommen, für den es sich ja anscheinend- laut Sprichwort-
lohnt sogar ein Paar Schuhe durchzulaufen.!?!?! War sehr feierlich, lustig und
eindrucksvoll.
Im Juli
klappte es mit einem Treffen meiner
Klassenkameraden Barbara, Anne mit
Helmut, Karo und Stefan. Das fand ich ganz toll und hoffe, dass wir so etwas
bald wieder mal hinkriegen
2002
entdeckte Achim auch das Golfspielen für sich, aber nach einem
halbherzigen Versuch, es zu einem gemeinsamen Hobby zu machen, merkte ich,
dass weder genug Interesse meinerseits
da war, noch mein Rücken mitmachte und habe mich abgekoppelt. Dementsprechend
frustrierend waren dann auch unsere „Golf Ferien in Spanien“ im Juli,
wo ich mich am Strand über meckernde Familien nervte, während Achim auf dem
Golfplatz an seiner Platzreife arbeitete. Alleine ein Ausflug nach Barcelona
ist mir positiv im Gedächtnis
geblieben, wo ich völlig fasziniert war, als wir in der“ Kathedrale der
Heiligen Familie“ standen, die seit
Jahrzehnten im Bau ist. Ich hatte mich schon immer gefragt, was das wohl
für ein Gefühl war, als zum Beispiel
der Kölner Dom oder Aehnliches gebaut wurde. Und ich fand das Gefühl
überwältigend..
Aber danach
war mir klar: diese Art, Ferien zu machen, bringen mir nichts. Im Herbst habe
ich dann wieder eine für mich ideale Urlaubsform genossen.. Wie im Jahr zuvor
war ich mit dem Auto ohne allzu feste Pläne unterwegs, bin nach Berlin
gedüst zum Tim, der gerade ein paar Tage erlebte, die er
wohl nie vergessen wird.
Aus meiner Sicht sah das so aus:
Tim hatte
das ganze Jahr für sein grosses Ziel des Jahres, Den Marathon in Berlin
trainiert. Als er im August zu meinem Geburtstag kam und- auch Wolfgang
und Ilona fanden das- wie ein Skelett
aussah und ständig durch die Gegend raste, sprich : trainierte, stand für mich
fest: Ich –unsportlich wie nur etwas-, muss unbedingt nach Berlin und sehen, ob
mein Sohn so etwas wie einen Marathon schafft. Also bin ich, als Ende September
die Herbstferien anfingen, sofort mit dem Auto los nach Berlin, zumal Tim auch
noch Geburtstag hatte. Das war aufregend.!!!!! Alleine die
Marathonvorbereitung, die spezielle Ernährung, die Schuhe, die Kleidung, die
Startnummer, der Zeitmesserchip an den Schnürsenkeln... Und ganz Berlin im
Marathonfieber. Am Abend vorher haben wir abgemacht, wo ich zum Anfeuern stehen
soll und dann war ich in der Gedächtniskirche
zum Marathongottesdienst, an dem „alte Hasen“ noch teilnahmen, während
Tim früh ins Bett wollte.
Am Marathontag selber sind wir früh
aufgestanden. Tim hat noch Kohlehydrate in sich reingeschaufelt und dann ging`s
los, mit der U Bahn Richtung Start. Rechts und links gelbe Zeitmesschips an
Mitfahrerturnschuhen und jede Menge Galgenhumor in der Luft. Am
Wittenbergplatz strömte es von allen Seiten, Einzelne, Pärchen, kleine
und grosse Gruppen im Eilschritt unterwegs und mitten drin der zielstrebige
Tim, mit Mutter im Schlepptau, die alle
Mühe hatte, Schritt zu halten, es aber nicht zugeben wollte. Endlich waren wir
da, das Gewühl wurde immer enger. Schnell haben wir noch einen Treffpunkt fürs
Nachher abgemacht, und dann hat Tim sich den Pullover über der Startnummer
ausgezogen und ihn mir mit dem Rucksack
zur Aufbewahrung übergeben. Noch ein „Vorher“
Photo und ein „Viel Spass und viel Glück und pass auf dich auf „- Küsschen“
und weg war er, in der johlenden und sich aufwärmenden Menge verschwunden.
Schnell hab ich mich auf die andere Seite der Startlinie vorgekämpft, einen
erhöhten Standplatz ergattert und aufgeregt gewartet. Es dauerte noch eine
kleine Ewigkeit, bis endlich der Startschuss fiel, die Tausende von
Luftballons in die Luft stiegen und die riesige Menschenwalze sich in
Bewegung setzte.. Unglaublich, wie viele das waren, Tausende und Abertausende,
und 0 Chance, den Tim darunter zu entdecken. Trotzdem liefen mir vor Aufregung
die Tränen nur so runter. Als die Läufer endlich nur noch vorbeitröpfelten,
ging`s zum nächsten Treffpunkt, dem Potzdammer Platz, aber, endlich dort
angekommen, war meine Enttäuschung gross. Ich stand höchstens in der 7. Reihe-
keine Chance auch nur einen Läufer aus der Nähe zu sehen, also, nicht lange
gefackelt, und weiter mit der U Bahn zum nächsten Treffpunkt in Dahlem.
Ein bisschen traurig war ich, dass Achim
nicht mitgekommen war. Er wollte zu
Hause Sara beim Umziehen helfen. „Das ist doch alles so einmalig und so aufregend hier!!! Es wäre so schön
gewesen, das alles teilen zu können,!!!“ maulte ich in Gedanken und da ich gerade beim Beschweren war, ging
es gleich weiter. „Und überhaupt kommt es mir so komisch vor, meinen
erwachsenen Sohn an den Start zu begleiten, ( Gott sei Dank hat er mich
gelassen....!!!!!, aber trotzdem!)...Sollte da nicht `ne Horde Freunde sein
oder noch besser `ne liebe Freundin, mit der er später die Erinnerung teilen
kann.!?!“ Und dann ging es gleich an die richtige Adresse. „Lieber Gott“
meckerte ich, „kannst du nicht endlich mal ein nettes Mädchen dem Tim über den
Weg laufen lassen, in das er sich verliebt und die sich in ihn verliebt? Es ist
doch langsam wirklich Zeit, dass er nicht mehr alleine durch die Welt rennt.
Das ist doch rausgeschmissene Zeit!“ Und als ich in der U Bahn sass, ging`s
gleich weiter. „Guck mal, wie viele tolle Mädchen alleine hier
rumsitzen. Die da drüben sieht doch nett aus, oder die da.!“......
Endlich in Dahlem
rannte ich zur Marathon Strecke. Gerade als ich ankam, lief eine Japanerin an mir vorbei. Ich überlegte
noch, ob ich mich trauen sollte „Gambate!“ zu schreien- Japanischer Kampf- und
Durchhalteruf- als ein Vater neben mir zu seinem Söhnchen sagte: “Sieh mal, das
ist jetzt die schnellste Frau der Welt.“ Ganz schön aufregend.! Ich
suchte mir einen idealen Standplatz in einer leichten Kurve, wo man die Läufer
schon aus einiger Entfernung gut
unterscheiden konnte. Mit der Zeit kamen immer mehr Läufer vorbei erst einzeln,
dann zu zweit, in kleineren und immer grösser werdenden Gruppen. -Es herrschte
eine super Stimmung, die sich mehr und mehr aufheizte - Ich übte schon mal
fleissig anfeuern und „Hopp, hopp“ schreien,
so laut ich konnte, und hielt krampfhaft nach dem Tim Ausschau und
gerade, als ich Angst bekam, dass die Läufer jetzt zu dicht kommen und ich ihn
nicht ausfindig machen kann, war er plötzlich da! Mir blieb fast das Herz stehen. Da tauchte er lachend, aber voll konzentriert auf ,
rannte zu mir rüber, unsere Hände schlugen aneinander, ich schrie wie verrückt,
„Tim, weiter so, kämpf, du schaffst es, halt durch!!!“und lauter so`n
Zeug und dann war er schon verschwunden. Schon wieder Tränen und aus ganzem
Herzen“ Lieber Gott, lass ihn das heil überstehen!“....Es dauerte dann
lange, ehe ich zwischen den Läufern eine Lücke fand, durch die ich wieder auf
die andere Strassenseite und zurück zur U- Bahn konnte. Am Wittenbergplatz, am
Ziel, war die Hölle los. Ueber die Laufstrecke führte eine Ueberführung, es
wimmelte von Angehörigen und auch schon von „Ueberlebenden“, die ausgepumpt,
aber strahlend, ihre Medaillen befingerten. Ich sah eine Weile den ankommenden
Läufern auf den letzten Metern vor dem Ziel zu, bestaunte einen Mann, der mit
einer Art Kinderwagen voll Kleinkind ins Ziel kam und suchte mit den Augen. Kein Tim! Hinter einer Zeltwand
versuchten Aerzte vergeblich, einem zusammengebrochenen Läufer das Leben zu
retten..... Bloss nicht dran denken..... Schliesslich schlenderte ich hinter
das Ziel, wo die Eingelaufenen, in weisse Plastiktücher gehüllt, schweigend abzogen,
hunderte und tausende, ohne ein Wort, ohne einen Laut, wie ein Geisterzug. Ich
staunte und staunte und....... endlich kam ich zu mir und merkte, dass doch
hier was nicht stimmt. Der mit dem Tim vereinbarte Treffpunkt hätte doch längst
kommen sollen. Mein Gott!!! Ich bin auf der falschen Seite und in der falschen
Richtung unterwegs.!!!! Zurückgekämpft durch die Menschenmassen, über die
gerammelt volle Ueberführung gearbeitet und wie verrückt in die andere Richtung
gerannt.... Und da stand der Arme, weiss im Gesicht, völlig erschöpft,
ziemlich verzweifelt, eiskalt durchgefroren und zu allem Ueberfluss auch noch
mit blutendem Knie...Unterwegs
gestürzt, auf einem Plastikbecher ausgerutscht.!!!
Und dann so eine blöde Mutter, auf die man
sich nicht verlassen kann, die einen sitzen bzw. stehen lässt, rumtrödelt. und
in die falsche Richtung latscht!.. .Puh, hatte ich ein schlechtes
Gewissen......
Aber nach
einem „Danach, mit Medaille“- Photo und dem warmen Pullover kamen die Lebensgeister
wieder und wir konnten uns über die Superzeit freuen und uns auf den
Heimweg machen, wo es erst mal unter die Dusche ging. Und ans
Handy..................!?!?!?
Dabei wurde
erzählt und erzähl. Ich fand es sooo schade, dass ich ihn nicht ins Ziel kommen
gesehen hatte..... und plötzlich meinte der Tim zögernd „Du, Mutti, ich muss
dir da noch jemanden vorstellen,..... ich hab eine Freundin. Die Anne kommt gleich her.
Ich wäre doch glatt fast vom Stuhl gefallen.
„Seit wann denn ?“ brachte ich gerade
noch heraus .“ Na, seit vorgestern, seit meinem Geburtstag“ Da war ich platt.
Kurz darauf klingelte es. Ich war
gespannt wie ein Flitzebogen , versuchte aber total cool zu wirken. Und dann
streckte die Anne den Kopf um die Ecke. “Das kann ja wohl nicht wahr sein!!!!
Haben wir uns nicht vorhin in der U-Bahn gesehen??“ kam es aus mir raus.“ Nöö“,
meinte sie, „ich glaube nicht, ich bin
heute nicht mit der U Bahn gefahren.“
????????
Mein Gott!!!!!!!!!???????
Die Anne
hatte den Tim einlaufen sehen.
Wir haben dann noch ein paar schöne Stunden
miteinander verbracht, ehe der Tim zum Zug
musste. Er fuhr noch schnell nach Leipzig auf einen Kongress, und
das nach dem Marathon! Kann es sein, dass mein Sohn ein bisschen übertreibt
oder verrückt ist??? Na ja, bei der Mutter.........
Aber stolz
wie Oskar war ich doch! Und hatte zum Glück gar keine Mühe meinen Aeltesten
loszulassen.
Anschliessend hab ich mit einer
Bootsrundfahrt Berlin von einer neuen Seite entdeckt, hab einen Besuch bei
meinem Onkel Rüdiger in dessen Paradies an einem der vielen Seen um Berlin genossen, war mit Tim und
Anne an der Ostsee und auf Studiumsspuren meines Vaters in Rostock, hab
Ex- President Bill Clinton zugewinkt, als das Brandenburger Tor nach der
Renovierung enthüllt wurde, hab in Berlin Buch mir angesehen, wo die Anne
herkommt, war mit dem Tim in einem Gottesdienst in einer Lehmkirche auf dem
ehemaligen Todesstreifen und dann in der urigen Studentenbeiz seines Bierbrauerfreundes
Martin, hab mich in Bonn um unsere Gräber gekümmert und Zeit für meine Schwester
Sylvia und Schwager Wolfgang und die Mutti gehabt, auf dem Rückweg
meine Freundin Anne überrascht
und, wieder in der Schweiz, Saras Winterthur ein bisschen kennen gelernt. So viel Eindrücke,
Abwechslung und Begegnungen. Echt toll!
Auch in
unseren Chören hiess es 2002
„Loslassen“. Chester Gill, der Leiter meines Gospelchores ,
verschwand im Frühjahr, nach einer ganz
normalen Probe, und kam nie wieder. Es stellte sich heraus, dass er Krebs
hatte. Lange haben wir uns unter der Leitung von Joan , einem
Chormitglied, über Wasser gehalten,
aber Ende des Jahres mussten wir uns schweren Herzens doch nach einem neuen
Dirigenten umsehen. Im kath. Kirchenchor
war`s nicht besser. Unsere beliebte
Dirigentin Susanne Bär wurde schwanger, kündigte im September und
musste Hals über Kopf ersetzt werden. Zum Glück tauchte Bernd Vogel auf, mit seinem herrlichen Humor,
seinen herzerfrischenden Wortspielen und seinem grossen musikalischen Können. Inzwischen
haben wir uns zusammengerauft (so ein grosser Chor benimmt sich immer wieder
wie ein Haufen Kindergartenkinder, wenn ein Wechsel kommt)und werden
hoffentlich noch viel Schönes erarbeiten. Der wievielte Dirigent ist das jetzt
seit Silvios Freitod ...der fünfte? Verrückt!!!
Ein drohendes Loslassen ist noch mal
gut ausgegangen. Der Leasing Vertrag für meinen geliebten Toyota Bus
lief ab. Was nun.?? Ziemlich geschockt
erfuhr ich, dass ich mit dem Auto viel
zu viel durch die Gegend gedüst bin und deshalb 6000 Fr. Strafe zahlen sollte
Für nichts??!!! Um so grösser die Freude, als ich das Angebot bekam, den Wagen
für 8ooo Fr. zu kaufen. Uh! Irgendein Auto hätte ich sowieso kaufen müssen,
weil ich mit meinem total zerrissenen Tagesablauf sehr darauf angewiesen bin.
Jetzt gehört mein Traumauto mir und ich hoffe, es lässt mich noch sehr lange
nicht im Stich.
Was hat mir
sonst noch Sorgen gemacht? Der Achim., der im Juli sein 25jähriges
Firmenjubiläum hatte, war mit seiner Firma voll beschäftigt. Die Belastung
mit all den Flügen stieg ständig. Hab ich früher über die Langstreckenflüge
gejammert, so machte ich mir jetzt wegen der Tagesausflüge nach Luxemburg und
London Sorgen.( Als wir gemeinsam den
Film „Bend it like Beckham“ sahen, entdeckten wir in der letzten Einstellung
sogar das Haus, in dem Achims Büro in London Houndslow lag!)
Das waren jedes Mal Mammuttage von früh um 5
bis nachts um 1Uhr und so etwas zwei mal die Woche. Der darauf folgende
Arbeitstag hatte trotzdem immer seine üblichen 12 Stunden. Wie lange hält ein
Mensch das denn aus? Von der Belastung
wegen der miesen Wirtschaftlage (Vantico war ja zu allem Ueberfluss auch noch
stark mit der katastrophalen Flugzeugindustrie liiert) und der Sorge um die vielen Arbeitsplätze gar nicht
zu sprechen. Mich hat viel beschäftigt,
wie man denn aus der Situation, dem Vollstresszustand an der Spitze so
einer Firma wieder rauskommen kann, ob es da Wege gibt, oder ob erst ein
Herzinfarkt dem ein Ende macht. Dabei
hatte ich den wirklichen Ernst der Lage noch nicht einmal erkannt, denn Achim ist so etwas von
ausgeglichen und ich hab ihn nicht einmal stöhnen oder sich beklagen
gehört. Ich würde sein Berufsleben
nicht einen Monat überleben!
Nun fallen
mir zum Glück aber auch noch ein paar
Highlights von 2002 ein .Zum
Bsp. Der Athena Polarity Kurs bei
Kathrin Scholer und ein Besuch bei der Malerin Elke ? in Magden Im April
habe ich in Schloss Beuggen mit Judith Siegrist, Peter Senn, Rolf Haas und
meinen Viertklässlern dass Musical Varenka einstudieren geholfen, eine herzige
Geschichte über eine mutige Frau, die sich angesichts drohender
Kriegsgefahr der Wehrlosen, der Tiere
und der Kinder annimmt- voll Gottvertrauen- und beschützt wird.
Gleich anschliessend haben wir in Bonn in
grösserer Runde den 80sten Geburtstag meiner Mutter gefeiert, ein
wirklich gelungenes Fest, das sie sehr genossen hat. Meinen Patenonkel Dieter
und seine Frau Ursel, Tante Gitta,
sowie meine Cousine Brigitte aus Halle mal ein bisschen ausführlicher
geniessen zu können und Muttis berühmte
Bridgepartnerinnen kennen zu lernen, war schön. Dieter und Ursel habe ich im
Juli dann noch zu Hause besucht und mit Dieter einen Spaziergang zum Grab
seiner Eltern gemacht. Er hat mich mein ganzes Leben lang begleitet und das war
unser letzter gemeinsamer Weg.
Im Mai
durften wir den phantastischen 3 Tage dauernden Geburtstag von Judith und
Max im Wallis mitfeiern, mit Gottesdienst, Kuhkampf, Weinkellerei besuchen,
Tessiner- und andere Lieder aus 100 Jahren Judith und Max singen, einem im
Freien gebratenen Schaf und soooo vielen verschiedenen lieben und interessanten
Gästen. Achim und ich haben uns in einer Gruppe bei diesem Anlass als Rapper
versucht, aber ich glaube, das lassen wir in Zukunft besser!
Nie
vergessen werde ich auch die beiden Shibashi Kurse, an denen ich im Frühjahr und im Herbst teilnehmen
durfte. Vor allen das Treffen mit Schwester Mary John Mananzan, einer philippinischen
Ordensfrau, die den Herbst-Kurs leitete, nach dem ich jetzt auch Shibashi
unterrichten kann, und die von den Anfängen des Shibashi erzählte. Das hat mich sehr berührt und
interessiert und wird vermutlich Folgen haben.............
Gemeinsam
Shibashi geübt habe ich dann auch mit einer Gruppe während 4 himmlischen Tagen im Juni in Taizé.
Das
Schönste des Jahres war aber nach all dem Loslassen und Wegziehen, der 26.
Dezember, denn da sassen neben der Mutti -Oma und uns beiden plötzlich nicht
nur unsere 3 Kinder am Tisch, sondern gleich 6 Nasen und wir haben uns über
Sara und Dominik, Jan und Sara und Tim und Annekatrin sehr gefreut.
Meine Mutti
hat sich das ganze Jahr über prima geschlagen, war sogar noch einmal alleine in
Gran Canaria und viel mit ihrem Gehwagen unterwegs. Gemeinsam haben wir einen
Ausflug aufs Schildhorn gemacht und eine schöne Seerundfahrt über den Thuner
See mit ihrer Cousine Gitta.. Schade, dass es immer wieder Probleme mit den
Zähnen und den Ohren gibt, aber das bleibt in dem hohen Alter wohl keinem
erspart! Aber, was irgend geht, macht sie. So existiert ein Photo, auf dem sie
im Sommer 2003 mit 81 Jahren beim Rüdiger im See schwimmt (Ich habe mich
das noch nicht getraut!!!)
Achims
Mutter hatte sooo
Pech. Ihre künstliche Hüfte bekam einen Defekt und ihre Knie spielten nicht
mehr mit. So ging sie im Dezember ins Krankenhaus und musste alles
miteinander operieren lassen. Zum Glück hat sie die lange Operation gut
überstanden und als wir zum Weihnachtenfeiern nach Remscheid kamen, übte sie
schon wieder tapfer Fahrradfahren mit einem Gerät im Bett, aber vor ihr lag
noch eine schwere Reha-Zeit. Gott sei Dank, dass sich Achims Bruder Wolfgang
und Schwägerin Ilona so kompetent und liebevoll um alles gekümmert haben.
So, und bevor ich jetzt mit 2003 anfange, kommen erst die anderen zu Wort.
2002: Mein
Jahr war sehr spannend und ereignisreich.
Begonnen
hat es im Januar mit dem Entschluss, nicht mehr an der Uni, sondern an der
Fachhochschule Fachjournalismus und
Unternehmenskommunikation zu studieren. Ich hatte durch Zufall von diesem Studiengang
erfahren und war sofort Feuer und Flamme. Ungefähr zur selben Zeit hat mein
Freund Dominik beschlossen, nicht
wie geplant Architektur an der Fachhochschule zu studieren, sondern… man glaubt
es kaum… Fachjournalismus und Unternehmenskommunikation. Wir sind also beide
auf unterschiedlichen Wegen zum Entschluss gekommen, die ZHW in Winterthur zu
besuchen. Das einzige Problem war… wie bringe ich das meinen Eltern bei! Ich
habe die grosse Beichte überlebt und kann einmal mehr mit ihrer Unterstützung rechnen.
Das einzige
Problem war nun, dass ich, um im Oktober 02 mein Studium beginnen zu können,
ein Jahr Berufserfahrung vorweisen können musste. Ich habe mich
also sofort
mit meinem Chef (von der Bowling Center Bar, an der ich immer noch arbeite)
zusammengesetzt, und er hat mir angeboten, ihm bei der Organisation eines PR
Auftritts zu helfen. Ich habe sofort zugesagt. Im Februar habe ich mich nach
dem ersten Semester also definitiv von der Uni verabschiedet und mich voll und
ganz auf meine neue Aufgabe konzentriert. Der Auftritt ging 10 Tage lang, fand
im Rahmen der Basler Mustermesse
statt, wo ich zum Glück genug Geld verdiente, um mir anschliessend das für das
Arbeiten dringend benötigte Auto „Krümel“ zu kaufen. Der Auftritt wurde in
Zusammenarbeit mit dem Lokalradio Edelweiss durchgeführt. Diese Tatsache kam
wie gerufen, und ich habe mir so ganz nebenbei eine Stelle beim neuen
Freizeitmagazin (Go and Stop) des
Senders geschnappt. An meinem 20sten Geburtstag hatte ich das
Einstellungsgespräch und bereits eine Woche später konnte ich meine Arbeit
aufnehmen. Die 6 Monate die ich für das Magazin gearbeitet habe, gehören zu
den… hmmm… mühsamsten meines bisherigen Lebens. Ich musste hauptsächlich via
Telefon von zu Hause aus Inserate verkaufen. Ich bin dabei jäh an meine Grenzen
gestossen. Nicht nur, dass mir die
Arbeit keinen Spass bereitet hat, nein, ich war auch noch wahnsinnig schlecht
darin. Naja, aber wenigstens weiss ich, was ich später mal NICHT machen werde.
Anfangs
Juni galt es dann erneut eine Hürde zu nehmen. Dominik und ich mussten die Aufnahmeprüfung fürs Studium
bestehen. Ich hatte als erste den Termin und wusste überhaupt nicht, was mich
erwartete. Die Prüfung bestand aus einem 20 minütigen Gespräch mit einem
Journalisten und einer Psychologin und aus 4 Stunden schriftlichem IQ Test und
kreativem Schreiben. Als ich am Abend nach Hause kam, war ich mir todsicher
nicht bestanden zu haben. Dominiks Gefühl war etwas besser, aber von nun an
hiess es 2 Monate auf das Ergebnis warten. In der Zeit hat der Dominik
erfolgreich seine Berufsmatur bestanden und wir haben einen Trip nach Berlin unternommen. Die Stadt ist
einfach der Wahnsinn, und mit dem Tim, dem besten Berlin-Führer und Gastgeber,
den es gibt, hat es richtig Spass gemacht. Wir wollten gar nicht mehr nach
Hause. Da die Pflicht, besser gesagt immer noch die Arbeit beim Go and Stop
Magazin rief, sind wir wieder zurückgekehrt.
Der August
entwickelte sich dann zu DEM Monat. Meine Chefs aus dem Billardcenter haben das
gesamte Personal für 2 Tage bzw. 40 Stunden (Übernachtungsmöglichkeiten gab’s
nämlich keine) nach Ibiza eingeladen.
WOW!!! Nachdem ich meinen Tablettenschock hinter mir hatte (ich habe aus
Versehen statt der Tablette gegen meine Sonnenallergie eine Schlaftablette
geschluckt und 2 Stunden ziemlich gelallt) haben wir die ganze Nacht
durchgetanzt und einfach das Leben genossen. Allerdings musste ich danach 2
Tage mehr oder weniger durchschlafen, um wieder auf die Beine zu kommen. Kurz
darauf haben Dominik und ich den positiven
Bescheid der Schule bekommen und haben uns riiiiiiiiiesig gefreut. Zwei
Wochen später konnte ich dann auch meine trostlose Arbeit niederlegen und von
da an gab es kein Halten mehr. Wir haben uns sofort auf Wohnungssuche begeben
und haben mit ziemlich viel Glück eine schnuckelige 3-Zimmer Wohnung in einem ruhigen, grünen
Quartier in Winterthur gefunden. Es ging alles ziemlich schnell, und während
der Tim durch Berlin “marathonte“ haben wir mit Papas grosser Hilfe den Umzug hinter uns gebracht.
Bereits
nach 2 Wochen hat dann schon die Schule angefangen und seitdem komme ich zu
überhaupt nichts mehr. Das Studium
ist sehr interessant und macht unheimlichen Spass. Der Anfang erwies sich als
extrem stressig, da wir bereits nach 4 Wochen in allen Fächern geprüft wurden.
Mittlerweile haben wir uns aber daran gewöhnt und wissen, wo wir unsere
Prioritäten setzten müssen.
Das Zusammenleben mit Dominik klappt super.
Mir haben alle ziemlich Angst gemacht, aber nichts von den Befürchtungen ist
eingetreten. Weihnachten hier in
Rheinfelden war sehr schön, ich habe es sehr genossen, dass alle mal wieder
beisammen waren und auch Zeit für einander hatten.
2003 War für mich ein eher ruhiges Jahr. Nach einem ziemlich verfressenen Sylvester in Montana
stand das neue Jahr ganz im Zeichen von Studium und Arbeiten. Das Studium macht
immer noch Spass, und gerade das letzte Jahr war sehr spannend und lehrreich.
Dank verschiedener Werkstätten haben wir Einblicke in die verschiedensten
Arbeitstechniken und –bereiche bekommen.
Ich bin mir immer sicherer (na ja…) dass ich nach dem Studium eine Laufbahn in
Richtung Unternehmenskommunikation
einschlagen werde.
Das Jahr
hat für mich ziemlich schmerzhaft begonnen, da ich Ende Januar Gürtelrose hatte. Dank der liebevollen
Pflege von Dominik und strenger Bettruhe habe ich das aber gut überstanden.
Die
Semesterferien im Februar (nur 2 Wochen) haben wir mit Entspannen und Arbeiten
(immer noch in Pratteln an der Bar) verbracht. Ende März waren Dominik und ich
2 Tage in Davos an der MTV
Winter-Jam (ein riesen Fest), was wir sehr genossen haben.
Im Mai ist
dann der kleine Smacks zur Welt
gekommen… Nein, ich habe kein Kind gekriegt… Smacks ist unser kleiner Kater,
der seit Juli bei uns lebt.
Ich wollte
schon lange eine Katze, da das aber in Rheinfelden nicht möglich war (dacht
immer mein Vater mag keine Katzen… na ja, bin mir da jetzt nicht mehr so
sicher), wollte ich mir diesen Wunsch jetzt in Winterthur erfüllen. Ich habe
mich lange in etlichen Tierheimen umgesehen, habe aber „die Katze“ nicht
gefunden… bis mich meine Mutter angerufen hat. Sie hat bei einem Spaziergang im
Augarten eine ehemalige Schülerin getroffen, die in Roloffs erster
Augartenwohnung wohnt, Norwegische Waldkatzen züchtet und gerade wieder einen
Wurf erwartete. Ich durfte mir die Kleinen (es waren nur 2 Junge) mit 3 Wochen
das erste Mal ansehen und habe mich sofort in den kleinen Smacks verliebt. Die
beiden Kater konnten noch kaum laufen und hatten bequem auf meiner Hand Platz.
Ich habe den kleinen Racker so oft wie möglich besucht, damit er sich schon an
mich gewöhnen konnte.
Seit April
reite ich wieder. Ich habe durch ein Inserat im Internet eine Reitgelegenheit ganz in der Nähe
gefunden. Das Pferd (Terri, ein 5-jähriger Vollblüter) gehört einem 17 jährigen
Mädchen, das momentan im Maturstress ist (kommt mir sehr bekannt vor). Ich habe
das Reiten ziemlich vermisst und geniesse es, dass ich 2 Mal in der Woche mit
dem Pferd unternehmen kann, was ich will. Das Gelände ist sehr schön und ich
mache öfters lange Ausritte auf die Hügel rund um Winterthur.
Das
Sommersemester an der ZHW war lässig. Wir haben viel Zeit in den etlichen Schwimmbädern in Winterthur verbracht,
fast täglich bei Freunden gegrillt und einfach das Leben genossen. Gegen Ende
zogen dann aber eher düstere Wolken am Studentenhimmel auf - das Vordiplom stand vor der Türe. Die Wochen davor waren sehr anstrengend und
mir raucht heute noch der Kopf, wenn ich daran zurückdenke…
Aber
Dominik und ich haben es beide ohne grössere Probleme bestanden. Leider haben
ein paar unserer guten Freunde es nicht geschafft, was uns sehr traurig macht.
Pünktlich
zum Beginn der langen Semesterferien durfte ich dann den Smacks zu uns holen.
Das heisst, die ersten 1.5 Monate hat er mit mir in Rheinfelden bei meinen
Eltern gelebt. Ich habe während der Zeit 100% im Billardcenter gearbeitet und
wollte nicht jeden Tag nach Winterthur fahren. Das grosse Haus hat der Kleine
sichtlich genossen. Meine Eltern hat der kleine Kater ebenfalls um den Finger
gewickelt. Sogar mein Vater, der eigentlich nicht viel mit Katzen anfangen
kann, spielt und kuschelt mit ihm.
Anfang
September sind wir dann nach Winterthur (zurück)gezogen. Dominik hat während
der ganzen Ferien gearbeitet. Er hat einen Job als Lüftungszeichner (sein
gelernter Beruf) in Zürich bekommen. Smacks hat sich gut bei uns eingelebt und
hält uns ganz schön auf Trab.
Ende
September musste ich alle 4 Weisheitszähne
ziehen lassen… Eine Zeit, an die ich nicht sehr gerne zurückdenke. AUA!
Seit
Oktober sind Dominik und ich wieder fleissig am Lernen. Das Studium wird immer
spannender!
Ich habe
seit Oktober auch einen neuen Job.
Ich arbeite im Pacha (ein neuer Club in Winterthur) und habe so viele neue
Leute aus der Umgebung kennen gelernt. In Pratteln arbeite ich aber auch immer
noch hin und wieder…
Weihnachten habe ich wieder in Rheinfelden verbracht. Es
war ein wunderschönes Fest, vor allem, weil diesmal beide Grossmütter mit uns
gefeiert haben.
Im nächsten
Semester müssen wir zwei Praktika absolvieren,
um ein wenig Berufserfahrung zu sammeln. Dank der lieben Hilfe von Wolfgang
Wablat (ein Studienfreund meines Vaters) kann ich eines davon vielleicht in
Berlin machen… wir werden sehen. Die Stelle für das kurze Praktikum habe ich
bereits. Ich werde im April 6 Wochen bei der Unique (Betreiberin des Flughafen
Zürich) in der Unternehmenskommunikation arbeiten. Ich freue mich sehr darauf,
da das Team sehr offen und freundlich zu sein scheint und viele interessante
Aufgaben auf mich warten.
Ich freue
mich auf ein spannendes Jahr und wünsche euch allen ein wunderschönes 2004!!!
Und der Jan (25)
2002 ist schon
eine ganze Weile her, deshalb kann ich mich nur noch an die Highlights
erinnern. Die Skisaison habe ich voll ausgenutzt. Ich war in vier Skilagern, und
habe noch die eine oder andere Tour gemacht. Ich habe die Zeit im Schnee sehr
genossen. Das Wetter hat es das Jahr sehr gut mit mir gemeint, und auch mit den
Leitern und Schülern der Lager, die ich mitgeleitet habe, hatte ich viel Spass.
Pünktlich zum Anfang der Beachsaison, war mein Finger dann auch wieder
verheilt, und so habe ich einen Grossteil des Sommers in Bern im Freibad auf
dem Volleyballfeld verbracht, bis ich mir Ende August wieder einmal ein paar
Bänder und die Gelenkkapsel am Sprunggelenk gerissen habe. Da ich im Sommer
keinen 100% Job gefunden habe, hat es nur für eine Woche Ferien in Spanien
gereicht. Ende Sommer bin ich dann gezügelt. Wir haben die alte WG aufgelöst.
Jetzt wohne ich mit vier anderen in einer grossen Wohnung im Länggassquartier
direkt neben der Uni. Seither komme ich laufend zu spät zur Vorlesung. Im
Herbst habe ich trotz der Bänder wieder angefangen Volleyball zu spielen, und
so ist das Wintersemester relativ zügig vergangen. Weihnachten war ich zu Hause
und Silvester habe ich mit Freunden in den Bergen verbracht, diesmal im Wallis
– auch schön und nicht so gefährlich (da heizt man mit Strom!).
Auch 2003 habe ich die eine oder andere Woche
im Schnee verbracht. Es standen ein weiterer Leiterkurs beim J+S sowie ein paar
Schullager auf dem Programm. Im letzten habe ich mir dann aus Spass noch den
kleinen Finger kompliziert gebrochen, sodass für eine Operation ins Spital
musste. Im März bin ich dann für ein paar Monate nach Zürich gezogen. Ich habe
dort am Uni Spital auf der neuropsychologischen Abteilung ein Praktikum
absolvieren können. Ich habe eine nette kleine WG im Herzen des Zürcher
Rotlichtviertels gefunden. Die Zeit in der einzigen Grossstadt der Schweiz hat
mir sehr gut gefallen, nicht zuletzt wegen des Rekordsommers, der das Baden im
See zum Pflichtprogramm werden liess. Auch die Arbeit im Spital hat mir gut
gefallen, und wie das Schicksal so spielt, habe ich dort jemanden gefunden, der
meine Lizentiatsarbeit betreut. Trotzdem habe ich mich sehr auf die Ferien in Malaysia
gefreut. Leider lässt das Verletzungspech nicht nach, und ich habe mir am selben Fuss erneut die Bänder gerissen,
was mich nicht nur beim Beachvolleyball sondern auch beim Tauchen in Malaysia
leicht handycapiert hat. Den Rest des Sommers habe ich in Bern verbracht,
genauer in der Aare. Seit September arbeite ich jetzt am Inselspital hier in
Bern im Labor für Perzeption und Okulomotorik, wo ich Daten für ein
Nationalfondprojekt und meine Arbeit erhebe. Die Arbeit muss ich im April
abgeben, und wenn alles nach Plan läuft, werde ich das Studium im Oktober 2004
abschliessen. Da die Vorbereitungen für meinen Abschluss relativ zeitaufwendig
sind, verdiene ich mir das nötige Taschengeld auf dem Pharma-Strich. Seit
Oktober nehme ich an einer Medikamentenstudie teil, und so verbringe ich meine
freien Tage im Spital mit einer Magensonde – „ich war jung und brauchte das
Geld…“ Seit ich wieder ohne Krücken gehen kann, treibe ich viel Sport und war
über Neujahr auch schon das erste Mal wieder im Schnee. Diesmal hat es uns in
eine Berghütte in Tschiertschen (GR) verschlagen.
Wenn ich an das Jahr 2002 zurückdenke, fällt mir als erstes der
September - und dort insbesondere das Ende - mit den zwei Hauptereignissen des
Jahres ein.
Am 29. September bin
ich den Marathon in Berlin gelaufen. Dieses Unterfangen hat mehrerer
Monate der Vorbereitung bedurft und in
der Schlussphase habe ich bis zu 5 Mal die Woche trainiert. Mit 3 Stunden 19
Minuten auf 42.195 km kann ich mit dem Resultat aber auch mehr als
zufrieden sein, auch wenn der Sturz 10 km vor dem Ziel den Spassfaktor deutlich
gemindert hat. Das Schönste war aber, dass die Mutti und die Annekatrin am Weg
standen und mich angefeuert haben.
Mit der Annekatrin (kurz Anne) bin ich
ebenfalls seit Ende September zusammen, was mein schönstes Ereignis des Jahres
ist.
Direkt im Anschluss
an den Marathon fuhr ich zu meiner ersten Konferenz nach Leipzig (leicht
anstrengend nach der Marathontortur und mit dem entsprechenden Muskelkater).
Ansonsten war das Jahr dominiert von meinem Umzug im Januar; der Doktorarbeit
(mit allen Hochs und Tiefs); Wochenendausflügen in die Schweiz, nach
Frankreich, an die Ostsee, nach Mönchengladbach, Remscheid und Bonn,
Heiligendamm; einem Essen mit dem Schweizer Botschafter in Berlin und
unzähligen weiteren kleineren Höhenpunkten.
Somit wäre ich denn
auch schon beim Jahr 2003 angelangt:
Über Sylvester war
ich mit Anne und Freunden aus der Strasbourg Zeit in Frankreich (La Grave) zum
Skifahren und Studiums-Erinnerungen auffrischen.
Kaum wieder zurück in
Berlin, wurde endlich meine erste wissenschaftliche Publikation veröffentlicht
(zu finden im Internet unter: http://www.ncbi.nih.gov/entrez/query.fcgi?db=PubMed&cmd=search&term=roloff+TC
Es war zwar nur eine
kleine Arbeit in einer wenig bedeutenden wissenschaftlichen Zeitung, aber
immerhin war ich Erstautor und habe damit diese Bedingung für das Bestehen der
Doktorarbeit bereits erfüllt. Erfreulicherweise war das Feedback in der
Abteilung positiv und ich durfte die Arbeit bei der Konferenz der
Humangenom-Organisation (HUGO) in Cancun, Mexico im Mai vorstellen. Da dies
mein erster grosser Vortrag vor Fachpublikum war, bin ich mit einem eher
mulmigen Gefühl über den Atlantik geflogen. Schlussendlich hat aber alles
geklappt wie am Schnürchen. Die Konferenz an sich war eher enttäuschend, aber
ich habe sehr interessante Leute kennen gelernt. Leider waren die 5 Tage in
Mexico zu kurz für Ausflüge auf Yucatan oder Tauchgänge in der Carabic. Die
Gegend (von Cancun mal abgesehen) ist aber wunderschön und wird sicher in der
Zukunft eines meiner Reiseziele sein.
Im Februar ging es
aber erst einmal zum Skifahren nach Crans-Montana. Mit Andreas, Dörte und der
vierjährigen Stephanie hat das „Pisten-unsicher-machen“ viel Spass bereitet und
Tom(1) hat uns in der Wohnung auf Trab gehalten. Auch meine Skier schienen froh
zu sein, mal wieder bewegt zu werden – in Berlin sind die Berge leider etwas zu
flach für Abfahrten…
Ostern haben Anne und
ich in Rheinfelden verbracht, wo uns auch mein Patenkind Cyprien besucht hat –
ein schönes Familienfest also. Wieder zurück in Berlin kam dann eines der Negativerlebnisse des Jahres.
Auf dem Weg zur Oper hatte ich einen Auffahrunfall (der Andere war schuld!!!)
bei dem sich Anne ein Schleudertrauma zugezogen hat, das immer noch mit
Physiotherapie und Massagen behandelt werden muss.
Das zweite Negativerlebnis der letzten 24 Monate waren die vielen Zahnarztbesuche,
bis alle meine 15 lädierten Zähne repariert waren. Bin gespannt, ob wirklich
die viele Coca Cola Schuld war an all den Löchern, oder ob ich einfach mieses
Grundmaterial mitbekommen habe. Die Cola –freie Zukunft wird’s zeigen!
Die heissen
Sommertage (bis zu 40 Grad im unklimatisierten Büro) habe ich, so oft es ging,
am Schlachtensee ausklingen lassen.
Ende Juli ging es
dann zu unseren Traumferien nach Malaysia und Singapore. Kaum möglich
aufzuzählen, was mir alles gefallen und Spass gemacht hat (die lieben Menschen,
das Essen, das Tauchen, das Kulturengemisch, die Grossstadtarchitekturen, die
spannende Geschichte, lebendige Natur, …). Ein wirklich unvergesslicher
Meilenstein des Jahres!! Zudem habe ich noch eine Stadt gefunden, in der ich
mir ein oder zwei Jahre meines Lebens vorstellen könnte – Singapore.
Das Jahr war auch von
liebem Besuch geprägt. Neben meinen guten Freunden Yeti (mit Freundin Caroline)
und Bennet (mit seiner Freundin Nina) haben auch Jan und seine Freundin, die
Mutti und der Vati, die Mutti und Linda Gaeta, mein Studienkollege (und Vater
meines Patenkindes) Gilles und schliesslich Tante Ilona im Hotel Roloff-Berlin
genächtigt.
Mit der Mutti hatte
ich zwei wunderschöne Tage in Eberswalde, Greifswald und auf Rügen. Mit Ilona
durfte ich die Messe von L. Bernstein in der Philharmonie geniessen – ein sehr
spezielles musikalisches Erlebnis!
Apropos Konzerte: In
Berlin haben natürlich auch die kulturellen Highlights nicht gefehlt. Zu diesen
zählten das Musical „Les Miserables“, mehrere Opernbesuche und die
Philharmoniker in der Waldbühne.
Im September ist die
Anne dann zum Studium nach Greifswald gezogen. Nachdem sie bisher nur 10
Fussminuten entfernt gewohnt hatte, war das eine grössere Umstellung für uns.
Nun geniessen wir die gemeinsame Zeit an den Wochenenden dafür umso intensiver.
Zum Abschluss des
Jahres war es dann in der Arbeitswelt nochmals spannend. Im November bekam ich
meinen Internet-Anschluss zu Hause, so dass ich jetzt auch da wissenschaftlich
auf dem Laufenden bleiben kann. Im Dezember wurde die 2. Publikation mit meinem
Namen drauf veröffentlicht, dieses Mal im renomierten „Nature Genetics“. Dies
liess mich die Querelen, die es im Laufe des Jahres zwischen meinen Chefs gab
(echt blöd, wenn man zwischen den Fronten steht und nicht weiss, wie man es
allen recht machen soll) zu einem grossen Teil vergessen. Ausserdem gab es im
Dezember im Labor noch schwer interessante Entdeckungen – dazu aber hoffentlich
mehr im nächsten Jahresbrief. Zum Abschluss war ich zu einer Konferenz in
Heidelberg, wo ich bei Muttis liebem Klassenkameraden Wolfgang Steinig und
seiner Frau Marianne übernachten durfte.
Für die
Weihnachtsfeiertage bin ich in die Schweiz geflogen und habe ein ruhiges
Silvester mit der nachgereisten Anne verbracht – nun kann 2004 kommen.
EeLin hat
in Australien, in Melbourne, ihr Studium begonnen. Sie hat sich für “Actuary
Studies“ entschieden, was viel mit
Zahlen und Versicherungswesen zu tun hat. Sie ist ausserdem für den Rotary Club
aktiv, macht in einer Theatergruppe mit und stöhnt immer wieder „Mutti, ich
habe soooo viel Stress, ich muss sooo viel lernen“ Sonst ist sie aber gut
aufgehoben, bekommt immer wieder Besuch von ihrem Familienclan und hat auch
viele Cousinen, die auch in Melbourne studieren. Oft schickt sie uns Photos von
tollen Feten, zum Bsp. Halloween.. In den Ferien fliegt sie meist nach Hause nach Malaysia, wo sie oft in
Kuala Lumpur bei ihrer Lieblingstante wohnt und Praktika macht, oder auf der
Trauminsel Redang Island im Hotel und Tauchzentrum ihres Vaters mithilft. Ich
bin froh, dass ihr Deutsch noch recht gut ist. Wir üben immer wieder, wenn wir
mittags per Internet miteinander chatten. Sie letzten Sommer wieder in die Arme
nehmen zu können, war sooo schön.
Und der Achim (55)
2002 fing nicht gut an. Im Januar hat mein Suzuki Jeep Cabriolet mit dem rosa Dach und dem Adler auf dem Ersatzrad, (Spitzname Barbymobil), seinen Geist aufgegeben, und ich musste mir schweren Herzens ein neues Auto kaufen. Zwar ist es wieder ein Allradgefährt – diesmal von Mitsubishi – aber auf das Cabriolet musste ich verzichten und die grüne Farbe ist auch nicht sehr spektakulär. Dafür habe ich jetzt eine Klimaanlage, die sich, nebenbei gesagt, letzten Sommer sehr bewährt hat, und im Schnee in Montana hat der Vierradantrieb uns auch immer wieder gute Dienste geleistet.
Im Februar waren Marion und ich ein paar Tage in Montana und haben die Ruhe und den Schnee genossen. Marion’s Mutter wurden im April 80 und wir haben ein schönes Familienfest in Bonn gefeiert. Im Sommer waren wir dann zwei Wochen in Spanien, wo ich meine Golfkünste so verbessert habe, dass ich im Oktober die Platzreife bekommen habe. Seither darf ich auf – gewissen – Golfplätzen spielen. Mir macht der Golfsport Spass, aber leider fehlt die Zeit, die es brauchen würde, um sichtbar Fortschritte zu machen. In der Nähe unserer Wohnung in Montana ist ein Golfplatz, auf dem ich gern eine Runde spiele, wenn wir im Wallis sind und zum Glück gibt es zu Hause gleich nebenan die Driving Range.
Ansonsten war das Jahr geprägt von der Sorge, wie es mit unserer Firma Vantico weitergehen sollte. Konjunkturelle Flaute gepaart mit immer höher werdenden Finanzbelastungen haben uns gezwungen nach Alternativen Ausschau zu halten. Wir mussten realisieren, dass ein Unternehmen mit unserer Grössenordnung es schwer hat in einem wirtschaftlich rückläufigen Umfeld zu bestehen, zumal wir unsere Finanzierung auf ein leichtes Wachstum aufgebaut hatten. Ende 2002 hat sich dann ein Silberstreif am Horizont aufgetan und wir haben bis zur Uebernahme durch Huntsman im Juli hart daran arbeiten müssen. Seit 1.Juli sind wir ein Mitglied des Huntsman Konzerns, profitieren von der schon vorhandenen Infrastruktur des Unternehmens und haben mit den Banken wesentlich günstigere Kreditrahmenverträge abschliessen können. Die Firmen-Welt sieht nun schon um einiges besser aus. Leider hat sich das Vantico Führungsteam bei der Uebernahme zerschlagen und so bin ich nun noch der einzige aus der alten Truppe, der in der neuen Firma mit im Führungsteam dabei ist. Jetzt ist mein Büro in Basel und Brüssel statt in Basel und London – allerdings habe ich in Brüssel meinen Londoner Schreibtisch.! Von der Verbindung her ist Brüssel einiges angenehmer, da man abends zu vertretbaren Zeiten wieder zu Hause sein kann, wenn man nur für einen Tag fliegt. (22 Uhr statt 1 Uhr morgens) Mein Arbeitsgebiet hat auch sehr stark geändert und so bin ich nun wieder für Forschung und Technologie zuständig, wobei mir meine vor langer Zeit erworbene Ausbildung nun doch wieder zu Gute kommt. Nachdem die Firma nun in einigermassen trockenen Tüchern war, hatten wir Zeit für richtige Familienferien. Wir haben zu viert (Marion, Tim, Jan, Achim)
unsere AFS – Tochter Ee Lin und deren Familie in Malaysia besucht. Sara hatte leider Prüfungswoche und konnte nicht mitfliegen. Wir vier haben die Foo /Kho Grossfamilie, das orientalische Essen, die herrliche Insel und Korallenlandschaft, das klare Wasser und die viele bunten Fische sehr genossen. Der Foo Clan hatte ein Programm für uns parat, an dem anständige Touristen sonst mindestens sechs Wochen zu tun haben. Redang Island zum Tauchen, Penang Island für die Kultur, Kuala Lumpur fürs Weltstadtleben, Kuala Terrenganu für das eher Ursprüngliche und Malakka fürs Geschichtliche haben das Rahmenprogramm gebildet. Wir hatten aber nie den Eindruck unter Druck und gehetzt zu sein. Zwei Tage Singapore nur zu viert haben dann den Abschluss gebildet und wir sind voll von Eindrücken nach Europa zurückgekehrt. In den Herbstferien – während Marion auf grosser Fahrt war, habe ich mir eine Golftour nach Bad Waldsee gegönnt. Ansonsten war der Herbst geprägt von Reisen an die Forschungsstandorte rund um die Welt. Ich werde in Zukunft wieder mehr nach Nordamerika als nach Asien fliegen müssen.
Abgesehen von all den geschäftlichen Dingen, war ich sehr in Sorge um meine Mutter. Sie hatte kurz vor Weihnachten 2002 eine Hüft- und Knieoperation und hat bis in den Frühling daran laboriert. Als man dachte, es gehe jetzt schlussendlich aufwärts, hat ein Darmdurchbruch mit Notfalloperation einen dickeren Strich durch diese Rechnung gemacht. Passiert ist das in der Woche nach Ihrem 80sten Geburtstag und zwei Tage vor der grossen Feier. Die musste dann bis in den Oktober verschoben werden. Glücklicherweise hat sie alles erstaunlich gut überstanden und ist wieder so fit, dass sie daran denkt, den künstlichen Darmausgang zurück an seinen natürlichen Ort verlegen zu lassen.
Ueber die Feiertage haben wir die Firma für zwei Wochen praktisch dicht gemacht, so dass genügend Zeit blieb, um die Familie geniessen zu können. Beide Omas waren zu Besuch, dazu alle drei Kinder zeitweise mit ihren Partnern, so dass wir zwischendurch bis zu acht Personen zusätzlich zum Uebernachten und zum Essen hatten. Die grosse Runde war lustig und nicht so stressig, da alle mit angefasst haben. Nach Weihnachten haben wir noch einen Kurzabstecher nach Crans Montana gemacht und ich durfte mit Tim und seiner Freundin Anne einen Tag lang die Pisten unsicher machen. So das war`s für dieses Mal und wir sind, wie Ihr sicher auch, gespannt was 2004 so alles für uns im Aermel hat.
Und
wieder die Marion (54)
Rheinfelden 11.1.04. Draussen stürmt es wie verrückt. Weiter geht`s:
Ins Jahr
2003 gerutscht sind wir bei der Familie meines jüngsten Patenkindes Fränzi, an
der ich viel Freude habe. Am 2.Januar wurde dann unser Freund Martin 4o.“
Komisch, er ist doch eben erst 30 geworden“, dachte ich. Ich konnte mich an seinen Dreissigsten noch
haarklein erinnern und fand es sehr schön, dass wir auch diesmal zur
Geburtstagsparty kommen durften.
Dann aber
ging es schon los mit den vielen Todesfällen. An einem Dienstag, an dem
wir Gospelchorprobe hatten, starb unser Dirigent Chester Gill.
Soooo traurig.! Und trotzdem schön,
dass die beiden Chester Gill Chöre, Rheinfelden und Basel, gemeinsam an der
Beerdigung sangen „Oh, yes, I“m gonna sing all along the way“. Und so haben wir
auch nicht aufgegeben, und eine Woche nach der Beerdigung mit Chesters Nachfolger Christoph Herrmann
weitergeprobt. Seltsam, dass Chester, als er krank wurde, seine Notenbücher an
Christoph weitergegeben hatte und wir diesen später gewählt haben, ohne davon
zu wissen. Seltsam auch, dass ich, als Chester sich vor Jahren wünschte, mit
beiden Chören gemeinsam das selbstgeschriebene Oratorium „Am Anfang war das
Wort“ aufzuführen, einen Traum hatte. Ich träumte, dass wir zusammen
singen,...... aber an Chesters Grab. Und so war`s auch. Die
Oratoriumsaufführung kam nie zustande.....
Eine Woche
nach Chesters Abschiedsfeier durfte ich an der Lichtfeier für die geliebte
Mutter meiner Freundin Madelaine teilnehmen, die auch an Krebs gestorben war. Das Lichtermeer
und das Gefühl von „Sie ist uns nur ein
Stück vorausgegangen“ haben mich tief beeindruckt..
Im April
stand ich dann an Onkel Dieters Sarg, des besten Patenonkels, den man
sich denken kann. Dort war ich soo überrascht über die Nachrufe. Ich hatte gar
nicht gewusst, was er alles in seinem Leben bewegt hat. Meinen ersten
Geburtstag im August ohne einen Brief von Onkel Dieter fand ich so
schlimm. Für seine Frau Ursel bin ich froh, dass da noch eine kleine
Enkeltochter ist.
Und es hörte nicht auf. Unser lieber Nachbar Karl
Wick und unser ehemaliger Bürgermeister und Freund Hansruedi Schnyder
starben beide mit 59 Jahren. Karl hatte den Bau unseres Hauses überwacht und
Achim in der Chorprobe am Donnerstag immer seinen fachmännischen Rat gegeben,
und bei Hansruedi haben wir 1993 unsere Einbürgerungsprüfung gemacht und ihn
immer als hochanständigen, warmherzigen und herzerfrischenden Menschen gern
gehabt, auf dessen Mut und Rückgrad man sich auch in den schwierigsten
Situationen verlassen konnte.
Schliesslich
wurde im Herbst Erna, die Mutter unserer Schwägerin Ilona von ihren
Altersbeschwerden erlöst. Dankbar denke ich an die liebe Frau ...und ihre
fantastischen Kuchen und Torten zurück!
Zum Glück
gab es aber auch neues Leben. Erinnert ihr euch an die beiden Maidli, die um
den 11 September o1 herum geboren wurden? Hannah Wiedmer hat nun eine
Schwester, Deborah, und Hanna Binder einen Bruder, Jakob, bekommen.
Den Vogel abgeschossen aber haben Michael und Sarah Ziegler( Berüter) aus unserem
Elternkreis. Michael ist Pfarrer in
Schinznach - Bad und sie haben am Heilig Abend ein richtiges
Christkind, den Josua, Bruder für den Emanuel, bekommen .
Bei uns zu
Hause tat sich auch so einiges:
Ihr wisst
ja, dass vor unserem Haus noch 2 freie Grundstücke lagen. Anfang Januar
sass ich nichtsahnend mit Schwager Wolfgang gemütlich beim Frühstück und als
ich danach die Gardinen aufzog,........ stand gegenüber, auf dem vorher leeren
Grundstück, das Erdgeschoss eines grossen Hauses und darin zog
jemand gerade die Rollläden vor einem Fenster hoch.!!! Ich fiel fast auf den
Rücken! Im Laufe der nächsten 2 Tage wuchs dann ein Riesenhaus, das
unsere Sicht auf den Berg so ziemlich verdeckte und zuerst s e h r gewöhnungsbedürftig war. Im März wurde
rechts davon ähnlich schnell ein zweites,
zum Glück sehr schönes , Haus aufgestellt und als die Stadt dann noch einen
erhöhten Spazierweg vor unserem Wohnzimmer entlang baute mit einer
blendenden Strassenlaterne, hatte ich die Nase voll. Jetzt war es höchste Zeit
unseren Gartenabschluss, den wir offengelassen hatten, zu planen und zu
bauen. Ich machte mich also auf die Suche und bestellte 3 verschiedene Gärtner.
Der erste schickte einen bezahlbaren, aber recht langweiligen Vorschlag. Der
zweite schockierte mich mit einer Wahnsinnssumme, hatte super Ideen, aber nicht
genug Zeit und Leute, sie umzusetzen, und der dritte, Herr Kaufmann sen.,
stellte sich in den Garten, schwieg eine Weile und meinte dann: „Da kann
etwas sehr Schönes entstehen“.
Er nahm auch meinen Wunsch nach einem kleinen Teich und ein paar Steinen vor
dem Wintergarten ernst, wir einigten uns auf locker verteilte
Pflanzen-Kletterwände zum Weg hin und ein Budget, bei dem mir Angst und Bange
wurde. Aber die Bank gab uns noch mal einen Kredit und so schluckten wir
dreimal leer, vergaben den Auftrag und suchten in der Gärtnerei 2 grosse Bäume,
serbische Fichten, eine japanische Stechpalme und einen japanischen
Fächerahorn aus. Dann noch in einer Steinhandlung ein paar wunderschöne
Granit Findlinge aus meinem geliebten Maggia Tal und ein Kunststoff –Teichbecken
und dann....war lange Funkstille.
Im Mai
begann die wahnsinns Hitzewelle und mir wurde mulmig „War jetzt alles zu
spät, musste ich jetzt ein weiteres Jahr die Spaziergänger praktisch im
Wohnzimmer haben? Bei so einer Hitze kann man doch nicht bauen und
pflanzen!?!“... Man konnte!!! Ende Juni rückten die Gärtner an. Erst totaler
Kahlschlag, alle alten Pflanzen raus und in den Schatten eines Schuppens
retten, Klettergitter einbetonieren,
Teichbecken versenken und dann kam ein riesen Kranwagen und platzierte
vorsichtig die Findlinge. Ich hatte nie einen Plan oder Entwurf für den Garten
zu sehen bekommen und nervte Herrn Kaufmann immer wieder mit der Frage: „Wie wird das denn??“ Worauf er nur
versonnen lächelte und meinte: “Ich habe es vor Augen. Das wird eine
Oase“. Die Arbeiter krampften wie verrückt und ich drehte fast durch, weil
ich so Angst hatte, dass einer von ihnen in meinem Garten einen Hitzschlag
bekommt, aber ausser ein paar Wespenstichen lief`s glimpflich ab. Ein Bachlauf
wurde angelegt und dann hiess es: „ Morgen wird gepflanzt.!“ Als ich
mittags aus der Schule kam, konnte ich es nicht fassen: grosse Bäume,
Sträucher, Pflanzen, Wasser, die
Baustelle wie verzaubert. Die abschliessende Feinarbeit verpasste ich, weil
wir nach Berlin flogen.
Aber als ich am 30. Juni nach dem Wochenende zurückkam, stand ich im Wohnzimmer, starrte in den Traum eines Gartens da draussen und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Endlich, endlich war aus unserem Haus ein Heim geworden. Nicht nur, dass das Haus nun eingebettet lag in einen Garten, der wie massgeschneidert zu ihm passte und es perfekt ergänzte, nein, Herr Kaufmann hatte es verstanden, durch Farbakzente in Form von Blumen und exotischen Pflanzen ein richtiges Gemälde und Kunstwerk zu schaffen. Hätte es ein schöneres Geschenk zu unserem dreissigsten Hochzeitstag geben können??? Ich glaube nicht! Jedenfalls für mich!
Und so hat unser Heim nun endlich auch seinen Namen: Die Oase
Als ich Herrn Kaufmann später einmal fragte, ob er wirklich all das vorher vor
seinem inneren Auge gesehen habe, meinte er... „Ja, bis zum letzten Steinchen.
Erst wenn ich es genauestens sehe, suche ich die passenden Materialien zusammen
und dann geht`s los.“ Ein Mensch mit Visionen. - Lernt man so etwas auf
der Rudolf Steiner Schule? Dann sollte man alle Gärtner dorthin schicken!!
Am nächsten
Tag, dem 1.Juli, verschwand „Achims“
Firma Vantico aus dem Internet- ein unbeschreiblicher, schmerzlicher Moment
-und wurde durch Huntsman ersetzt.
Abend für Abend
haben wir in unserer- ziemlich
japanischen- Gartentraumlandschaft gesessen, am indirekt
beleuchteten Teich dem Bachplätschern gelauscht, klassische Musik gehört, die
Seele baumeln lassen und so diese schwierige Zeit gut überstanden.
Wie auch
schon beim Hausbau scheinen wir eine seltsame Veranlagung zu haben, riskante finanzielle Projekte zu Zeiten
höchsten beruflichen
Alarmzustandes in Angriff zu nehmen,
(vergl. auch 1999/2000), aber auch dieses Mal musste es wohl so sein und war im
Nachhinein das einzig Wahre.
Aber was
sollte nun aus unseren geplanten 2 Wochen Malaysiaferien bei der
EeLin werden???? Der neue Garten musste, bei der Hitze, jeden
Morgen und jeden Abend 2 Stunden lang gewässert werden. Gott sei
Dank sprang meine Mutti ein. Sie schob ihren Gehwagen auf die Wiese,
setzte sich und spritzte und spritzte, bis wir aus Malaysia zurück waren. Ohne
sie hätte die Pflanzerei wohl noch einmal von vorne angefangen. Noch einmal
ganz, ganz herzlichen Dank, Mutti!
Aber wieder
zurück zum Januar.
Anfang Januar
zeigte Tim der Anne “sein Strasbourg“ und entdeckte dabei ein
Kunstwerk wieder, in das ich mich Jahre zuvor, als er noch dort studierte,
verliebt hatte. Aber damals war ich erst zu knauserig und, als ich mich dann
endlich zum Kauf entschlossen hatte, war es verschwunden.....und ich
tot-traurig....(dabei hatten sie es nur in einen anderen Stock geräumt!
Französisch sollte man können!!!).
Also bin ich ganz alleine nach Strasbourg
gedüst und war total seelig, als ich „ La mer était si belle“ von Frank
Girard in den Armen hielt. Allerdings hatte ich die Keramik viel kleiner im
Gedächtnis und bin ziemlich weit durch die Stadt gewankt, ehe ich sie heil im
Auto und dann zu Hause hatte. Sie stellt eine Frau dar, die im Wind am Meer
steht und total aufgeht in dem Gefühl von Weite und Freiheit und Schönheit. So
stehe ich auch immer da, wenn ich ans Meer komme und diese ersten Sekunden
sprechen Bände und sind immer ein bisschen wunderbare Ewigkeit.
Leider habe
ich im Herbst mit Schrecken entdeckt, dass der Frau der rechte Arm fehlt. Ich
bin sicher, er war mal da, aber niemand weiss von etwas. Eines der Kinder
versuchte zu trösten : „Den alten griechischen und römischen Kunstwerken fehlt
auch immer was. Das macht die Sache erst besonders wertvoll....Ich bin mir da
nicht so sicher. Mit Arm wäre sie mir lieber!!!
Mitte
Januar erwischte mich die Grippe und so war ich nicht allzu motiviert, auf die Fasnachtsparty
unserer Ex Nachbarn Willi und Christiane zu gehen, aber wie oft, wenn man
erst nicht so recht Lust hat, wurde es ein richtig tolles Fest und ich lernte
eine superkleine Digi Kamera kennen,
die mir seither riesig viel Freude
macht.
Am ersten Februar
Sonntag mussten wir uns von unserem beliebten kath. Pfarrer Urs Zimmermann
verabschieden. Die Pfarrei seiner Heimatgemeinde Zurzach war freigeworden
und da hatte er nicht widerstehen können zurückzugehen. „Dort“ , so meinte er,
„habe ich die Chance ausser `der Herr Pfarrer` auch noch der ganz normale Urs
zu sein im Umgang mit meinen Jugendfreunden und wenigstens die Kinder in meiner
weiteren Familie aufwachsen zu sehen, wenn ich schon selber keine haben
darf“. Haben wir ja eingesehen, aber
total traurig waren wir trotzdem. Die Ministranten...- da sassen mindestens 30
um ihn rum, hatten ihm zum Abschied eine Stola selbst gewebt- und beide
Gottesdienste waren gerammelt voll.
Ich werde einfach nie vergessen, wie der Urs,
als er damals in Rheinfelden angefangen hat, an meinem Geburtstag plötzlich mit
einer riesigen Sonnenblume vor der Tür stand und mir gratulierte... und sein
Lachen, das wird mir immer fehlen!!..... Zum Glück war da aber noch das
restliche Team, unser neuer Priester- Vikar Patrick, Ralf und Linda. Die würden
das Kind schon schaukeln und so machte ich mir um die Pfarrei keine Sorgen.
A capital
mistake! Kurz darauf kam die
Hiobsbotschaft, dass auch Ralf, inzwischen Diakon, eine eigene
Pfarrei übernehmen wollte, und tatsächlich ging er im August nach Zeinigen und
schliesslich fand Patrick in Laufen eine eigene Pfarrei, die er nach
seinem Vikariatsjahr mit einem Freund
zusammen leiten wollte, und wir verabschiedeten ihn im November.
Die
Stimmung in unserer Pfarrei war auf dem absoluten Nullpunkt.
Zum Glück konnten zwei neue Laientheologen
gefunden werden und die Koordination der riesen Gemeinde liegt jetzt bei Linda
Gaeta, der einzigen Frau im ehemaligen Team. Sie tut mir echt leid, denn zu
allem Ueberfluss musste auch noch das Sekretariat neu besetzt werden. Uh.!!!!!
Im August begann Bernhard Stappel aus Freiburg seinen Dienst. Er
ist für die Spitalseelsorge und Altenbetreuung zuständig und im September kam
Markus Scheiermann aus Stade bei Hamburg, der die Jugendarbeit und sonst
noch vieles übernimmt Ich bin happy, weil wir jetzt wieder hochdeutsche
Predigten bekommen, von denen auch unsere Mütter was haben und ausserdem haben
wir mit den beiden wohl wieder einmal
Glück gehabt, bzw. der liebe Gott hat es schon das vierte Mal hintereinander
gut mit uns gemeint. Sie sind beide nett und lebensnah. Meine Schüler gehen für
Markus schon durchs Feuer, nachdem sie mit ihm im Herbstlager waren und mit
Bernhard habe ich im Dezember zwei sehr schöne Rorate Gottesdienste gestaltet.
Trotzdem ist es komisch, so ganz ohne Priester.......(finde ich selbst als
Evangelische) Ausserdem kosten mich, als Reformierte in der katholischen
Pfarrei , diese Neuanfänge doch immer sehr viel Kraft und Nerven und manchmal
bin ich es sooo leid. Immer, wenn ich mich mühsam mit jemandem zusammengerauft
habe und alles so richtig schön läuft, gehen sie wieder. Das ist unglaublich
frustrierend. Mit Elvira Hürbin habe ich jetzt auch eine liebe neue
Chefin. Hoffentlich bleibt sie mal länger.
Seltsam,
wie, wenn die äusseren Bedingungen sich ändern, mit der Verunsicherung auch
immer gleich so Urängste hochkommen. Fühle ich mich sonst immer ganz normal zu
Hause hier, so werde ich in diesen Wechsel- Situationen immer furchtbar
empfindlich, lege jedes Wort auf die Goldwaage und fühle mich unterschwellig,
unbewusst—ja,- beinahe bedroht. Und das kostet so viel Kraft, bis alles wieder
in gewohnten Bahnen läuft
Aehnlich
ging es mir auf der Vorfasnachtsveranstaltung “Drummeli“, zu der wir
Ende Februar mit Martin und Brigitte
Wiedmer gehen durften. Es war eine tolle Darbietung und wie immer wurden unter
anderen die Deutschen, bzw. die“
Schwoben aus dem grossen Kanton“
tüchtig durch den Kakao gezogen. Das gehört hier eben zur Fasnacht,
weiss ich auch und habe ich nicht anders erwartet, aber komisch ist es doch
immer wieder, wenn man da herkommt. Tja, das leidige Problem mit dem Abgrenzen!
Der
Grossteil meines Februars war
bestimmt durch ziemliche Schmerzen. Erst verklemmte sich etwas in
meinem Rücken, aber dank unseres kompetenten Chiropraktikers Dr. Felix
war ich das Problem bald los, dann war da noch die Gürtelrose, die ich
komischerweise nach der Sara auch bekam. Oder hatten wir es beide, weil wir uns
wegen ihres 21. Geburtstages so in die Haare geraten waren??? Zwar hatte ich
nicht so schlimme Schmerzen wie sie, aber aus dem Skifahren in den Ferien wurde
nichts. Na ja, ich sag ja immer: die Wohnung in Montana ist das schönste
Krankenzimmer der Welt; nur der Achim tat mir leid, weil er immer alleine
fahren musste.
In meiner zweiten Ferienwoche kamen
unsere Verwandten Andreas, Dörte und die beiden kleinen Kinder
(Stefanie-Rübi- und Tom). Sie gingen in unsere Wohnung, hatten den Tim als
Skilehrer für Stefanie engagiert, und ich nahm mir ein Hotelzimmer, um in der
Nähe zu sein. Wir hatten soo viel Spass miteinander, dass wir das dieses Jahr
wiederholen wollen. Allerdings musste ich feststellen, dass ich noch einiges
Lernen muss, bis ich grossmutterreif bin. Am letzten Tag habe ich
nämlich kurz den süssen Tom (1 ½ ) gehütet.
Das ging
dann so: Schwupps, Tom klettert auf den Esstisch. Kind geschnappt auf den Boden
gesetzt, angefangen Tisch abzuräumen, dooferweise Kühlschrank offen gelassen,
schwupps, Tom ist am Kühlschrank, ein
rohes Ei fliegt durch die Gegend; mit Kind geredet, versucht Ei aus Teppich zu
wischen, schwupps, Tom klettert wieder auf Tisch, beide Händchen in der
Butter.......Eltern, kommt zurück!!!!!!!!
Wie hab ich
das denn damals mit dreien geschafft?????
Der März
brachte den Weltgebetstag über den Libanon. Ich hatte an einer
Vorbereitung teilgenommen, an der mir eine Libanesin begegnete, die mir nicht
mehr aus dem Kopf geht. Schwerst gehbehindert von Geburt an, hat sie dreimal
ihr zu Hause durch Bomben verloren, ihre Mutter und ihr Bruder sassen in einem
Bus mit einem Selbstmordattentäter und sie selber arbeitet sich nach x ganz
schweren Operationen nun mühsam mit Stöcken vorwärts und leitet trotzdem im
Libanon ein Waisenhaus mit 60 Kindern und strahlt so etwas von Freude und
Vertrauen aus- es ist einfach unfassbar.
Ansonsten
begann und endete der Monat mit
besonderen Geburtstagsfeiern.
Sara
wurde 21, für mich immer
noch das Alter, mit dem die Kinder erwachsen werden, obwohl es offiziell hier
auch 18 Jahre ist. Leider hielt sie nichts von einem Uebergangsritual, einer
grossen Feier, und so haben wir mit unseren ehemaligen Nachbarn und Saras Paten
gefeiert. Aber ich habe trotzdem Saras ganzes Leben noch einmal auf einer Foto Kollage den ganzen Wintergarten lang
zusammen gestellt und lange immer wieder davor gesessen und meine „Kleine“
gross werden gesehen. Unglaublich, was sie in ihrem relativ kurzen Leben schon alles
gesehen und gemacht hat. Schön, dass Ursel hier sein und ein bisschen mitfeiern
konnte.
Ende März
wurde Achims Bruder Wolfgang 50 und es gab ein grosses Fest mit viel
spannender Musik in Remscheid. Besonders schön fand ich, dass alle
unsere 3 Kinder mit ihren Partnern sich auf den Weg gemacht hatten, und Achims
Mutter hat sich prima geschlagen bei dieser Grossinvasion.
Im März musste
ich auch mit meinen Drittklässlern einen Taufgottesdienst mitgestalten
zum Thema Hände. Ich hatte mit den Schülern das Lied „Sind so kleine Hände“
von Bettina Wegner durchgenommen, (das übrigens von Joan Baez ganz wunderbar
interpretiert wird) und sie baten mich, das Lied doch im Gottesdienst zu
singen. Mein erstes Solo! Das
hat Mut gebraucht!!! Aber mit Ulrikes (Mitkatechetin) Unterstützung auf der
Gitarre haben wir es geschafft. Die Schüler haben den Erwachsenen, als
Erinnerung an deren eigene Taufe, mit Wasser
Kreuze auf die Hände gemacht, ein sehr berührender Augenblick!
Der April
begann mit einem spassigen Wochenende. Freitag half ich Jan, der eine
operierte Hand hatte, mit dem Auto die nötigsten 7 Sachen für seine
Praktikumszeit von Bern nach Zürich zu bringen und war ja doch ein
bisschen geschockt. Mein Aesthet von einem Sohn, der immer ein
superschön aufgeräumtes Kinderzimmer hatte, zog in eine WG über einen Nachtclub und einem Edelpuff,
schräg gegenüber käufliche Damen hinter den Glasscheiben... und die
Zimmereinrichtung bestand aus einer Matratze am Boden, einem Regal und ein paar
Backsteinen mit einem Brett als Schreibtisch. Na ja, ist ja nur für das
Praktikum, dachte ich, aber trotzdem...... Am nächsten Tag waren wir bei Frl.
Tochter eingeladen. Sie und Dominik hatten uns Musicalkarten für
„Spacedream“ in Winterthur und vorher ein Nachtessen bei sich zu Hause
zu Weihnachten geschenkt. Ihr erinnert
euch vielleicht an meine ewigen Kämpfe wegen ihrer Schlamperei und Unordnung in
ihrem Kinderzimmer.’!?!?!?! Und was wartete da in Winterthur??? Eine
blitzblanke Wohnung mit selbstverlegtem Parkett, (der vorhandene
Kunststoffboden hatte keine Gnade gefunden), ein wunderschön gedeckter Tisch
mit farblich abgestimmtem Tischschmuck, Blumen und Servietten und ein 5-
Gang Menue, das anfing mit einer
vorzüglichen Suppe, serviert in selbstgebackenen Suppenschalen aus
Brotteig und mit frischer Annanas mit Kokos-
Honigsauce endete. Sooo lecker!
Und ich musste soooo lachen!!! Was ist man doch
blöd als Mutter!!! Was hätte ich damals Nerven sparen können!!!! Denn erstens
kommt es anders und zweitens als man denkt!
Ansonsten
war der April voll Musik. An der Konfirmation in Magden durfte ich mit
dem Gospelchor zum ersten Mal eine Solostimme zum Gospel „Praise Him“
singen—sehr aufregend .
Ostern führten wir mit dem kath. Kirchenchor die Mozartmesse
in D-Dur auf. Wie immer so wohltuend für Geist und Seele.
Beide Omas waren da, die Anne kam und backte
mit dem Tim Zopfteig- Osterhasen und mit Tims Patenkind Cyprien suchten
wir Ostereier---auf Französisch!!! Gar nicht so einfach!!
Ich, mit
meinem Hang zum Perfektionismus, hatte
mir bei der ganzen Feierei viel Mühe gegeben und war prompt am Ostermontag so
etwas von erschöpft.......
Am nächsten
Tag hiess es aber mit 25 Kindern ins Musical Lager nach Schloss
Beuggen gehen und das Musical Josef einstudieren. Ich freute mich auf die
geniale Musik, die Zusammenarbeit mit Priska, David, Rolf und Judith und zum
Glück schien die Woche über die Sonne, aber ich ging die ganze Zeit auf dem
Zahnfleisch und zu Hause in Rheinfelden sass meine Mutti alleine rum. Nach dem
anstrengenden Lager kam dann am Samstag noch die Frauenwallfahrt nach
Heiligkreuz im Entlebuch und Willisau. Dann waren die Ferien schon wieder
um und der Stress mit der Musical Aufführung wartete. So etwas kann ich mir einfach nicht mehr leisten. Ich brauch in
den Ferien irgendwann auch mal wirklich Ruhe und Zeit für mich.
Am ersten
Maiwochenende führten wir das Musical unter recht chaotischen
Umständen zweimal auf..... na, Hauptsache, es hat den Kindern und Eltern gefallen
(zum Glück auch meine eher freche Version der Josefsgeschichte)...aber ich fand
die Umstände echt unbefriedigend.....,
während der
folgenden Woche raste ich zu zwei
Weiterbildungs-Veranstaltungen und
am zweiten
Maiwochenende flogen Achim und ich
nach London, Bristol und Birmingham, zum 90 sten Geburtstag meiner
englischen „Mummy“ Greta Baldwin. So ganz nebenbei düsten wir am Samstag
noch mal von Bristol nach Redding zurück, um ein geniales Rugbyspiel
mitzuerleben- Leider verlor unser Team, obwohl ich mir fast die Seele aus dem
Leib brüllte beim Anfeuern,...... das heisst, nachdem ich endlich geschnallt
hatte, um was es da eigentlich ging!! Der Geburtstag in Birmingham selber war
soo berührend. Soo viele Gäste, die ich in den sechziger Jahren als energiegeladene
Erwachsene kennengelernt und bewundert hatte, und die nun kaum noch gehen,
sehen, hören konnten. 90 ist eben doch sehr, sehr alt. Greta aber war „Henne im
Korb“ und hat ihre Party voll genossen, und wir fanden das Wiedersehen und das
Verwöhntwerden durch Susi und Robin schön.
Kaum
zurück, liefen die Vorbereitung für die 80 Jahre Geburtstagsfeier für Achims
Mutter
am dritten
Maiwochenende auf Hochtouren.
Aber am
Mittwoch vorher bekam ich einen Telefonanruf. Vom christkatholischen Pfarrer
aus dem Nachbardorf Magden. 2003 war ja das Jahr der Bibel mit vielen
speziellen Anlässen. Im Januar hatten wir schon eine“ Bibelnacht“, in
der ein berühmter Radiosprecher eine ganze Nacht durch das Markus Evangelium in
der Kirche vorlas. Sehr eindrucksvoll!
Ausserdem
wurde in Magden beschlossen, die
vier Evangelien mit der Hand selber abzu- schreiben. Die so
entstandene Magdenerbibel sollte dann am Buss- und Bettag im September
feierlich geweiht und künftig an ökumenischen Gottesdiensten benutzt werden.
Wer mitmachen wollte, konnte sich in eine Liste eintragen. Das hatte ich getan
und ausgerechnet in dieser stürmischen Woche war es soweit, ich konnte mittags
die Vorlage, das Büttenpapier und die Anweisungen holen. Da ich annahm,
ich sei das ganze kommende Wochenende in Remscheid und auf der Autobahn, dachte
ich „Jetzt oder nie“ und hab mir gleich erst mal einen Füller und Tinte
gekauft. Das ist vielleicht ein Gefühl, wenn man ein ganzes Kapitel aus der
Bibel vor sich liegen hat und genau weiss, dass man sich nicht ein einziges
Mal verschreiben darf. Ich habe den Tisch leer geräumt, für Stille gesorgt,
alles ausgebreitet, eine Kerze angezündet, um Hilfe gebetet und los. Dann ist
so was Komisches passiert, ich war wie in Trance. Meine Hand hat
geschrieben und geschrieben ohne je eine Pause zu machen und als Achim 4
Stunden später nach Hause kam, war es geschafft, aber meine Hand wollte immer
noch weiterschreiben. So muss es den Mönchen früher gegangen sein, als es noch
keine Buchdrucke gab. Und das Ganze hat ungeheuer Spass gemacht, war ganz tief
befriedigend und in mir war eine unglaubliche Stille und ein unglaublicher
Friede, während das Auge schaute und die Hand schrieb. Ich war sehr gespannt
gewesen, welches Kapitel mir denn da zufallen würde und habe mich so gefreut,
als es das Kapitel mit Tims Konfirmationsspruch war. Na, aber der Pfarrer hat nicht schlecht
gestaunt, als ich nach ein paar Stunden
abends schon wieder mit dem fertigen Text vor seiner Haustüre stand.
Ich weiss nicht genau, warum ich so
gehetzt habe..... Es ist, als hätte
ich’s geahnt..........Am nächsten Tag musste Achims Mutter mit einem
Darmdurchbruch ins Krankenhaus und not-operiert werden und schwebte
dann tagelang zwischen Tod und Leben. Da hätte ich nichts schreiben können, da
haben wir nur noch gehofft und gebetet.
Zuerst aber mal mussten auch die grosse Feier
abgesagt, das Essen abbestellt und die Gäste wieder ausgeladen werden. Zum
Glück ist aber im Endeffekt alles gut über die Bühne gegangen- nicht zuletzt
durch den riesen Einsatz durch Wolfgang und Ilona-, und wir konnten die
Feier als eine Art Auferstehungsfeier im Oktober nachholen..
Achim war natürlich sobald wie möglich in
Remscheid im Krankenhaus, aber ich konnte noch nicht mal mit, weil
ich eine ganz schwere Grippe bekam. Ich glaube, so schlimm ging`s mir nie
zuvor. Zum Teil konnte ich nicht einschlafen, weil mein eigener Atem so laut
rasselte. Eine ganze Woche lag ich flach und quälte mich erst am
vierten Maiwochenende wieder
aus dem Bett. Achim hatte eine ganz spezielle Einladung zu einer privaten Opernaufführung
des Barbiers von Sevilla in Zürich
bekommen, mit Apero etc. und da wollte ich ihn nicht wieder alleine lassen. Und
siehe da, von nun an ging`s bergauf, gerade rechtzeitig, denn das
fünfte
Maiwochenende,
das verbrachten Linda Gaeta und ich auf dem Ersten Oekumenischen Kirchentag in
Berlin.
Wir flogen
am Mittwoch und kamen in einem ganz verwandelten Berlin an . „Ihr sollt
ein Segen sein“ stand als Leitspruch über dem
Kirchentag. Auf allen Plätzen schwebten
riesige orangene Heiligenscheine und überall sah man Menschen mit orangenen
Schals mit dem Kirchentagsmotto.
Wir konnten
beim Tim wohnen und trafen ihn und Anne nach dem Eröffnungsgottesdienst vor dem
Brandenburger Tor. (Handy sei Dank) Unglaublich, wie voll das war und so
mussten wir auch nach stundenlangem erfolglosen Warten auf etwas zu Essen im
Restaurant aufgeben und nachts noch schnell zu Hause was selber kochen. Die
nächsten 3 Tage waren einfach wunderschön. Wir waren den ganzen Tag in den
Kongresshallen des ICC unterwegs: die Bücherausstellung, die Vorträge, die
Bibelarbeiten, die Konzerte, Mittagessen im Freien auf der grossen Wiese, die
Diskussionen und Bands und über allem strahlte die Sonne und es herrschte e i
n Friede. Schon morgens auf dem Bahnsteig
kamen wir mit anderen Teilnehmern aus ganz Deutschland ins Gespräch und
immer wieder gab es lustige Zufälle: 2ooooo Teilnehmer... und in der Schlange
vor einem WC steht plötzlich meine Kollegin Ulrike aus Rheinfelden. Auch das
Wiedersehen mit Traudel Jungtow und Nina (Tim und Nina haben 1976 in Mühlheim an der Ruhr schon im
Ställchen nebeneinander gesessen) aus Kamp -Lintford hat gut getan und hilft mir über den Schreck hinweg, den ich bekam,
als auch bei Traudel im Herbst Krebs festgestellt wurde.
Ganz
besonders beeindruckt haben mich eine Podiumsdiskussion zum Thema „Heimat“ mit Wolf von Lojewsky, Wolf Biermann,
Fernsehpfarrer Fliege und Pater Anselm Grün. Wieviele Menschen waren in
der Halle? 5ooo? 10000 ? Und Standing Ovations, als Anselm Grün die Bühne
betrat. Auch eine Lesung von Jörg Zink, umrahmt von Musik von Flöten
Ensembles aus der ganzen Welt und ein Taizé Gottesdienst, bei dem wir zu
tausenden auf der Strasse sassen und dort mitsangen, weil das Zelt überfüllt
war, sind mir geblieben, neben uns ein Elternpaar mit ihrem schwerstbehinderten
Kind in den Armen.
Gemeinsam
unterwegs, auf der Suche zu sein mit hunderttausenden aus allen möglichen
Konfessionen, und das nicht wegen eines Fussballvereins oder eines Orchesters,
sondern wegen Gott, das ist ein unglaublich schönes Gefühl. Die leidige
Abendmahlsfrage, die in den Medien so hochgespielt wurde, spielte unter den
Teilnehmern, mit denen wir ins Gespräch kamen, überhaupt keine Rolle und ich
fand es sehr geschickt, dass das trennende Abendmahl Ritual im Schluss
Gottesdienst durch das verbindende Tauf Ritual ersetzt wurde. Ganz besonders habe ich in den Tagen auch
wieder die Gemeinschaft mit Linda
genossen. Als wenn die Zeit stehen bleiben würde, so friedlich ist das.
Abschliessend durften wir noch beim Rüdiger am See Ruhe, Kaffee und Kuchen
geniessen und dann ging`s zum Flughafen. Wir fanden uns in bester Gesellschaft,
denn vor uns im Flugi sass unser Chef, Bischof Kurt Koch aus Basel, dem es aber
auch wohl ein bisschen mulmig wurde, als wir kurz vor Basel in ein Gewitter
gerieten.
Im Juni
war Achim viel in Remscheid im Spital und das dritte Wochenende, als
Mutter aus der Intensiv Station raus war, fuhr ich hoch und bekam einen grossen
Schreck, soooo elend sah sie noch aus.
Schliesslich
konnten wir die Hochzeit unserer Nachbarn Felix und Alexandra mitfeiern
und ich durfte bei Martin und Brigitte die kleine Deborah in den Armen
halten.
Dann, als
die Gärtner den Garten verzauberten, flogen Achim und ich zu unserem dreissigsten
Hochzeitstag am 29.6.schon wieder nach Berlin. Tim hatte
uns Karten für ein Konzert der Berliner Philharmoniker besorgt. Schon
seit Jahren hatten wir die Open Air Waldbühne-Konzerte im Fernsehen
verfolgt und davon geträumt, einmal dabei zu sein. So mit Picknick Korb ins
Konzert zu gehen, mitten in der Natur, fand ich toll und auch das gemeinsame
„Das ist die Berliner Luft“ am Ende hat Spass gemacht, aber ansonsten hatte ich
Pech. Ausgerechnet dieses Jahr haben die Philharmoniker mal keine klassische
Musik gespielt, sondern sich auf Gershwin konzentriert und mit dem habe ich
eben, mit wenigen Ausnahmen grosse Mühe.
Horror aber war der Morgen danach. Wir mussten dringend pünktlich nach
Basel zurück, ich in die Schule und Achim zur Uebergabe der Firma........und
dann stand das Flugzeug auf dem Rollfeld und hatte Probleme,.................
die sich nicht so einfach beheben liessen................. Ich bin vor
Angst wirklich fast gestorben und weiss nicht, wie Achim in der nervenaufreibenden
Warterei unter dem immensen Zeitdruck, so gelassen bleiben konnte. Und die
ganze Zeit die unerträgliche Hitze in der Maschine, ohne Klimaanlage !...........
Hatten wir mit dem Wochenendtrip zu hoch
gepokert????..............
Schlussendlich
kamen wir mit 2 Stunden Verspätung doch noch heil in Basel an. Achim schaffte
es gerade noch rechtzeitig zu den Rechtsanwälten und auf mich wartete ja
zu Hause der Traumgarten....(siehe Seite 16)
Im Juli
hiess es noch schnell das alte Schuljahr abschliessen mit Segnungsgottesdienst
und so und das neue vorbereiten, und die Mutti einweisen ins Haus- und-
Garten- hüten. Der süsse kleine Kater Smacks zog (vorübergehend )in unser
Haus und ( permanent) in unsere Herzen ein.
Dann Koffer
packen und ab nach Malaysia mit Tim und Jan. 2 Tage vor der
Abreise rief Jan an. Er hatte sich wieder die Bänder im Fuss gerissen. Mir hat`s fast was
gegeben!!! Das durfte doch nicht wahr sein!! Aber der Jan ist unglaublich
tapfer und hart im Nehmen. Er machte sich eben mit Rucksack, Krücken und
Gipsschiene auf die Reise und hat den langen Flug fast besser überstanden als
ich, die ich in Singapore mit dick geschwollenen Elefantenbeinen und
-füssen ankam, die mich fast die ganzen 2 Wochen nervten.
Von
Singapore ging es nach Kuala Lumpur an Malaysias Westküste, wo uns EeLin
und ihre Grossfamilie in Empfang nahmen und dann 2 Wochen lang in einer Tour
verwöhnten. Wir durften in KL bei EeLins Lieblingstante Ai Choo und Onkel Kho
wohnen, sind mit einer ständig wechselnden Verwandtenmeute in die lustigsten
Restaurants eingefallen, haben die
elegante Hauptstadt gezeigt bekommen, aber auch die lokalen Märkte, und schon
flogen wir weiter an die Ostküste nach Kuala Terengganu, zu EeLins
lustigen, herzlichen Eltern. Dort durften wir in den beiden Nobelhotels der
Stadt, direkt am kilometerlangen Sandstrand übernachten, ehe es mit Auto und
Schnellboot auf die Koralleninsel Redang Island ging, auf denen EeLins
Eltern ein Hotel mit Tauchschule gebaut haben, wo Achim und ich 4 himmlische
Tage mit faulenzen, schnorcheln, essen, unterhalten und auf den Geschmack
von „Lemon bzw.Pineapple Breezer.“
kommen verbrachten. Und jeden Abend Disco.!!!
Am schönsten war aber der absolut weisse
Sandstrand, das helltürkise Wasser mit all den bunten Fischen und ganz
besonders, dass wir zur Familie gehörten! Tim und Jan waren entweder mit
EeLin und den Tauchern unterwegs (2- 3 Tauchgänge am Tag ) oder auf dem Volleyballfeld,
bzw. an der Bar zu finden.
Fürs Tauchen hatten Foos für den Jan wegen seines Fusses extra einen
Unterwassermotor besorgt, der ihn durchs Wasser zog- echt wie James Bond! Und
alles wurde mit der Unterwasserkamera festgehalten!
Anschliessend
bewunderten wir auf dem Festland das neue Riesenschnellboot, das Foos bauen
lassen- zur Freude aller aus Material, die „Achims“ Firma herstellt- , bekamen
alle Sehenswürdigkeiten weit und breit gezeigt und die Geburtshäuser der Eltern
und dann flogen wir zurück nach KL und weiter in den Norden auf die Insel
Penang in das traumhafte Shangri
La Hotel. Nach einer interessanten Tempel und Inselrundfahrt flogen wir
wieder nach KL und dann ging`s mit dem Auto in den Süden nach Malakka, wo wir
an der berühmten Seeräuberwasserstrasse von Malakka durch ein altes
Segelschiff klettern konnten und trotz Affenhitze die geplagte Stadt
besichtigten. Da waren wirklich alle mal als Besetzer gewesen- Holländer,
Portugiesen, Spanier, Engländer...
An den letzten Tagen haben wir noch mit allen Familienmitgliedern und vielen Freunden
gemeinsam unter anderem auf dem KLTower im Drehrestaurant zu Abend
gegessen, direkt neben den erleuchteten Petronias Türmen, die bis 2 Wochen
vorher die höchsten der Welt waren. und dann hiess es Abschied nehmen. Das fiel
schwer, denn ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel
Spass am Stück gehabt, mich noch nie in so kurzer Zeit durch die Köstlichkeiten
sooo vieler verschiedener Küchen gegessen und so viel gelacht, wie in den
zwei Wochen bei den Foo und Kho Familien. Seither beschäftigt mich die
Frage, wie die EeLin es bloss ein ganzes Jahr in unserem ernsten, langweiligen
und schweigsamen Umfeld hier
ausgehalten hat.!!!
Wir flogen via Singapore zurück in die
Schweiz. Achim hatte sich wegen des ständigen hin und hers zwischen eiskalten Klimaanlageautos und -gebäuden und
feuchter Hitze draussen schlimm erkältet und auf dem Flughafen von
Singapore kamen mir grosse Bedenken, denn da muss man immer noch im
Gänsemarsch an einem Gerät vorbei, das automatisch bei allen Reisenden die Körpertemperatur im Kopf misst und ich
fürchtete, dass sie Achim mit Fieber und Sars Verdacht aufhalten könnten, aber
wir hatten Glück. In Singapore selbst fiel uns auf, wie sehr die Stadt durch
die Sars Folgen gelitten hat. Alle Hotels halbleer und die Restaurants unseres
Hotels wegen Unrentabilität geschlossen.. Ansonsten war die Stadt beeindruckend
und blitzsauber wie eh und je. Wir amüsierten uns nach einer Stadtrundfahrt auf
dem Wasser sehr über ein Wasserstaubsaugerboot, mit dem ständig die
Wasseroberfläche im Hafen geputzt wird, nahmen stilvoll unseren „Tea“ im
berühmten Raffels Hotel und probierten abschliessend gezwungenermassen- kein
Taxi zu bekommen- auch noch die U Bahn von Singerpore aus (Ebenfalls
blitzsauber und hochmodern!)
Pünktlich
zum ersten August waren wir wieder zu Hause und konnten einer
Besucherinvasion (Tim, Anne, Reinhard, Reinhild, Nils, Sanne Florian, David,
Susi Robin, Jack und Patensohn Tim- der kurz darauf in Oesterreich bei einer Bergwanderung abstürzte und Dank
eines riesen Schutzengels mit „nur“ Platzwunden davonkam.) alles brühwarm
erzählen..
Dann begann
das neue Schuljahr erstmals wieder mit einem lustigen Schuljahresanfangs
–Gottesdienst in der ref. Kirche und für mich mit 8 Legastunden, Reli katholisch in zwei Zweiten, zwei Vierten und zwei Fünften und Reli reformiert in der Dritten und Fünften.
Zum Glück, abgesehen von 3 „Monsterchen“ alles nette, liebe Kinder ( ungefähr
70!)
Die Sara
zog mit dem Smacks wieder nach Winterthur. Jetzt weiss ich, wie unseren Eltern damals
zumute war, wenn wir nach einem Besuch mit den Babys wieder weggefahren
sind...Elend!!! Ich hab den Racker fast nicht gehen lassen können!
Dank der
grossen Hitze konnte ich mir am zwölften August einen schon lange gehegten Traum erfüllen. Ich fuhr mit
meiner Schulkollegin Hedi Benz zum Rheinschwimmen
nach Basel, nahm meinen ganzen Mut zusammen, verpackte meine Kleider in
einem speziellen Schwimmsack, stieg ins Wasser und schwamm mit ihr den Rhein
runter durch die ganze Stadt Basel und unter drei Rheinbrücken durch. Kurz nach
uns stiegen dann unglaubliche Mengen von Leuten in den Rhein und während ich am
Ufer zum Auto zurücklief, staunte ich über
5ooo bunte Köpfe auf dem Wasser und all die juchzenden Stimmen. Auf meine Medaille, die ich nach geglücktem
Ausstieg von der Lebensrettungsgesellschaft bekam, bin ich sehr stolz. Es war
ein unglaublich schönes Gefühl, da in den kühlen Fluten, von der Strömung
getragen durch die Stadt zu treiben.!
Zu meinem 54. Geburtstag gab es einen
Tag der offenen Tür für alle Frauen aus der Nachbarschaft und alle Frauen
in der Nähe, die in meiner E-Mail Adressliste standen. Das wurde eine
lustige bunte Mischung! Den fertigen Garten nahmen wir auch noch zum Anlass zu
feiern, dass wir nun schon 25 volle Jahre in der Schweiz leben und luden
Menschen ein, die sich zu unseren Anfangszeiten besonders um uns Ausländer
gekümmert haben und uns so geholfen haben. Und so gab es nette Wiedersehen mit
Blatters, Malys, Pavans, Felbers, Thüers, Gilgens, Schenkes, Begrichs, Burkhards, Vogels und Stornis.
Guths und Rufeners waren leider durch zu viel Pensioniertenstress verhindert.
Ende des
Monats schafften Sabine Lütte und ich es doch wahrhaftig, gemeinsam nach Mariastein,
einem Wallfahrtsort bei Basel, zu fahren, was wir schon seit über zwei
Jahren vorhatten. Aber bei unserem Programm immer.......!..
Anfang September ging unser
kath. Kirchenchor auf die Chorreise nach Murten und unterwegs in ein
Papillorama und ein lustiges Märchenrestaurant. Murten, wo wir ein super
Gottesdienstgastspiel gaben, ist eine zauberhafte, sehr gut erhaltene und sehr
geschichtsträchtige und alte Kleinstadt- lohnenswert anzusehen. Auch die Fahrt
über den Murtensee am nächsten Tag und das Abschlussessen auf dem Berg
gegenüber mit schöner Sicht auf das mittelalterliche Städtchen, die Gegend der
berühmten Schlacht von Murten und die Alpen dahinter, haben mir gefallen.
Achims
55ster Geburtstag eine Woche später fiel mit Sabines 40sten zusammen und so
kamen wir in den Genuss einer Privatführung durch das Beyeler Museum in Riehen
und eines leckeren Nachtessens.
Kurz
darauf sagte sich überraschend erstmals Besuch von Marlies
Klinke, einer Cousine meiner Mutti
aus Dresden, mit Mann Dieter an. Ich staunte und freute
mich: Dieter hatte vor 1 ½ Jahren nach
einer Kopf- Tumor Operation lange im Koma gelegen und konnte jetzt wieder
laufen, sprechen und.......reisen. Wir verstanden uns auf Anhieb und ich bekam
eine Einladung und hatte somit einen weiteren Anlaufpunkt für mein letztes
grosses Abenteuer des Jahres, der Suche nach meinen Wurzeln in Schlesien und
Sachsen. Aber davon morgen mehr.
15.1.2004
So heute
oder nie (wird der Brief abgeschlossen!)
Also, meine Schlesienfahrt in den Herbstferien.
Als ich
klein war, habe ich immer von Schlesien gehört, besonders von den Wohnorten
meiner Grosseltern Herbert und Margarethe Zirpel, geb. Büsch, von Muttis
Geburtsort Lubthal und von Gross Saabor und Wammen, den Gütern,
wo mein Grossvater aufgewachsen ist, bzw. Muttis Familie, die Zirpels,
herkommt. Meine Grosseltern hatten ein Bild im Esszimmer hängen vom Teich in
Saabor, der zum Gut gehörte und auf dem meine Grosseltern im Winter
Schlittschuh gefahren sind. Dieser See hat mich immer sehr beschäftigt. Nach
dem Umzug meiner Mutti, ist das Bild bei uns im Wohnzimmer gelandet und nun
reifte immer mehr der Wunsch: „Da möchte ich mal hin“ Vor einem Jahr stellte
sich heraus, dass sich das auch Muttis Cousine, Tante Gitta, wünschte und als
wir bei Rüdiger in Mosambique waren, meinte er, ihn würde es auch interessieren. Und so kam die Idee auf, doch
gemeinsam zu fahren. Gitta, die in Saabor geboren ist, Rüdiger, der viel über
die politische Entwicklung weiss und ich mit meiner komischen Sehnsucht im
Bauch. Gitta bekam dann von anderen Zirpel Verwandten eine Adresse in Breslau
zum Privatwohnen und so ging es Ende September los. Kurz vorher kamen zwar allen von uns Bedenken, aber wenn
man schon miteinander abgemacht hat, dann muss man ja.
Ich habe unseren Entschluss aber später keine
Sekunde bereut und die anderen wohl auch nicht.
Am 25.9. habe ich Tante Gitta in Wiesbaden
abgeholt, und dann sind wir nach Berlin gefahren. Volle Autobahn, ewige
Kriecherei, aber was soll`s. Dort haben
wir erst dem Tim seine Geburtstagsgeschenke gebracht und am nächsten Morgen
ging es los Richtung alte Heimat. Lag es am Sonntag, oder ist in
Richtung Osten allgemein viel weniger los als sonst auf Autobahnen, jedenfalls
hatten wir freie Fahrt durch den Spreewald und menschenleere bewaldete
Landschaften und kamen 4 Std. später bei Forst an die jetzige
polnische Grenze. Von dort aus ging es auf
Ueberlandstrassen weiter. Flaches Land, viel Wald und je länger desto
mehr Kiefern. Rechts und links der Strasse konnte man überall körbeweise riesige Steinpilze kaufen und
alle paar Kilometer boten Damen neben mehr oder weniger schicken Autos ihre
Dienste an?!?! Das hatte ich bisher nur in Berichten im Fernsehen gesehen!!
Dann wurde der Wald durch immer
mehr Felder ersetzt. Es tauchten Dörfer auf und vereinzelt Industrie. Rechts
machten wir im Dunst den Zopten aus, den einzigen Berg weit und
breit und dann, nachdem wir uns hinter Liegnitz
durch endlose Autobahnbaustellen gequält hatten, waren wir auch schon in Wrazlaw,
was früher, zu deutschen Schlesienzeiten die Hauptstadt, Breslau, war. Zum
Glück haben wir unser Quartier schnell gefunden, das Heim des pensionierten
Tierarztes Dr. Knast und seiner Frau Maria. Dort wurden wir herzlich
empfangen, durften unser Auto in der Garage verstauen und schon am Nachmittag
ging es los. Herr Knast lud uns in sein Auto, fragte, was uns denn am meisten
interessiert und ab durch die Mitte. Wir fuhren Richtung Innenstadt,- ich mit
grossen Augen- und Gitta wetteiferte voll Begeisterung mit unserem Fahrer im
Rufen der ehemaligen deutschen Strassennamen. Wir kamen von Süden her, durch
ein Viertel, in dem Gitta gewohnt hatte. Da die Stadt aber während der
Belagerung in den letzten 4 Kriegsmonaten von Norden her beschossen worden war,
stand hier wohl nicht ein Stein mehr auf dem anderen und selbst die Bäume, die
wir zwischen den hässlichen Neubauten fanden, waren zu jung, um von damals zu
sein. In der Innenstadt wurde es etwas besser, denn hier war vieles wieder
aufgebaut. Zuerst hielten wir hinter der Dorotheenkirche, in der meine
Eltern Mai 1944, ein Jahr vor Kriegsende getraut worden waren. Ein
gewaltiger Backsteinbau, in dem, so wurden wir belehrt, 1524 die Reformation
in Schlesien eingeläutet wurde. Leider konnte man in die Kirche nicht
hineingehen, aber die Kirchentür war offen. Fasziniert starrte ich durch das
verzierte schmiedeeiserne Gitter und versuchte mir vorzustellen, wie meine
zukünftigen Eltern, die Mutti im gemieteten Brautkleid( ihre Eltern waren kurz
vorher in Berlin ausgebombt worden) der Vati mit seinem im Dezember zerschossenen Bein, den langen, langen Gang
zum Altar hinter sich gebracht
haben.(Die Kirche, gross und hell, mit vielen barocken Seitenaltären, ist die längste in Breslau!) „Lag damals
wohl auch so ein schöner roter Teppich da?“ Lange stand ich vor der mächtigen,
hohen roten Backsteinfassade, die Kirchentür im Blickwinkel und versuchte die
ganze Verwandtschaft wieder lebendig werden zu lassen, wie sie zur Kirche
herauskam Die bildhübsche Mutti mit dem Vati, der vor lauter Schmerzen etwas
verkrampft lächelte.( Bald sollte sich sein Blick noch mehr verfinstern, als
überraschend eine weisse Hochzeitskutsche vorfuhr, in die er steigen musste...!)
Der Rüdiger, der jetzt neben mit stand, als kleiner Knirps mit einem
beleidigten Gesicht, weil er neben der Gisela- einem Mädchen- gehen
musste; der indignierte Opa, der noch einmal in die Kirche zurückmusste, weil
die Oma ihren Blumenstrauss liegengelassen hatte...und all die vielen anderen
eleganten Gäste in langen Kleidern und Uniformen, von denen kaum einer mehr
lebt. Nur schwer konnte ich mich losreissen.
Dann ging es weiter zum einst vornehmen
Hotel Monopol, in dem Mutti und Vati die Hochzeitsnacht verbracht haben
und in dem Pablo Picasso seine Friedenstaube gemalt hat, und am ehemaligen
Theater, der heutigen Oper vorbei.
Und die
ganze Zeit erklärte und erzählte und erzählte Dr Knast. Was der alles wusste
aus der jüngeren Geschichte bis hin zur Verwüstung durch die Tartaren 1241, der
Stadtgründung und der frühesten Besiedlung.
Rüdiger stellte viele Fragen, Gitta ergänzte aus der Familiengeschichte
“Da hab ich schwimmen gelernt, da sind Mutti und Vati auf Bälle gegangen...
..und ich nervte mich, weil mir die Filme ausgegangen waren. Zuletzt streiften
wir durch die St. Elisabeth Kirche, in der gerade der Abendgottesdienst
begann, zu dem von allen Seiten Menschen aller Altersgruppen strömten,
schlenderten vorbei am Denkmal für Dietrich Bonhoeffer, einem der
unzähligen berühmten Breslauer, und machten einen Rundgang um den Breslauer
Markt, den Ring, mit dem Rathaus und darunter dem berühmten Schweidnitzer
Keller, wo schon.......und wie sollte es anders sein- Goethe gesessen hat. Zu jedem Haus und fast zu jedem Stein
hatte Dr Knast eine Geschichte. Erst als es dunkel war, ging es nach Hause, wo
Frau Maria mit einem leckeren warmen Essen auf uns wartete. Noch schnell wurde
ein Schlacht- bzw. Besichtigungsplan
für morgen entworfen und dann rein in die schönen Betten und Licht aus.
Der
nächste Tag war
bedeckt, aber trocken und gleich nach dem reichhaltigen Frühstück ging es
weiter. Diesmal begannen wir mit dem Norden und der um die 1913 erbauten,
damals weltbekannten Jahrhunderthalle, einer gigantischen
Kuppel aus Stahl, aber von einer bewundernswerten Leichtigkeit und
Zeitlosigkeit, so dass sie mir beinahe schon wieder modern vorkam. Weiter am
Zoo und vielen Parks vorbei auf eine Anhöhe mit Blick auf die Oder, die
Sandinsel und die Sandkirche und zur „Regierung“, einem schönen roten
verzierten Backsteinbau. Gitta war ganz aufgeregt und zeigte uns das Bürofenster ihres Vaters, Onkel Arno,
begeisterter Hobbymaler, aus dem heraus er den Blick auf Oder und Sandkirche
gemalt hatte.
Wir fuhren auf den Turm der Elisabeth Kirche
und Herr Knast nannte uns die vielen anderen Kirchen- mir schwirrte der Kopf-;
dann ging s zur Universität mit dem Fechterbrunnen davor, wo wir uns, obwohl für Touristen gesperrt, in
die Aula Leopoldina, eine wunderschöne barocke Halle, schlichen, in der
Onkel Arno Vorträge gehalten hatte. Dort wurden gerade zahllose Biologie
Studenten feierlich vom Universitätsrektor - in Samt und Amtsketten und Orden-
an die Uni aufgenommen ( zu herzig, alle Studenten in dunklen Anzügen und schicken
Kleidern, die nehmen die Uni scheint`s noch ernst. Kann mich nicht erinnern,
dass sich eines meiner Kinder für den ersten Uni-Tag dermassen in Schale
geworfen hätte!!!)
Wir
kletterten auf den Turm der
Universität, vorbei an einer Bildergalerie mit Photos und Dokumenten über
die furchtbare Kriegszerstörung der Uni, und einer Aufstellung aller Nobelpreisträger,
welche die Uni hervorgebracht hat. Ziemlich eindrucksvoll!
Oben hatten
wir wieder einen guten Ueberblick über die Stadt, die Oder, die Dominsel und
die Sandinsel, die zahlreichen Märkte, Tore, Brücken, die unzähligen Kirchen
und die ganze Umgebung. Dann erinnere ich mich noch an das Matthiasgymnasium,
viele renovationsbedürftige Bauten...,ausserdem an einen Ort , an dem 2
Herrscher gleichzeitig eine Kirche bauen wollten, sich nicht einig wurden und
daraufhin beide Kirchen übereinander bauten. In die eine geht man hoch, in die
andere runter. Ueberall konnten wir
feststellen: Wenn genug Geld vorhanden ist, sind die Polen einsame Spitze im
Renovieren und Restaurieren
In der Nähe
des Doms war ich wieder mal auf der Suche nach Filmen und geriet in einen
riesigen Laden, in dem es Maria- und Jesusstatuen in jeder Form, Farbe und
Grösse und eine irre Sammlung an Rosenkränzen, Weihrauch und Heiligenstatuen
gab, ein eindrucksvolles Zeugnis polnischer Volksfrömmigkeit.
Später
kamen wir in die Markthalle, mit einer grossen Vielfalt von
Landwirtschafts -Produkten, wo wir uns nicht beherrschen konnten und jede Menge
Hasel- und Wallnüsse kauften, die, plastikverpackt, auf der langen weiteren
Reise natürlich schimmelten!!! Das letzte, was mir noch geblieben ist, war die Maria
Magdalena Kirche mit ihrem reich verzierten Steinportal an der Seite aus
dem 12.Jhd. Dann lieferte einsetzender
Regen uns einen guten Grund nach Hause zu fahren...ich war auch so randvoll von
Informationen, Brücken, Kirchen, Inseln, Gräben, Gebäuden, Toren und
Geschichten, dass ich froh war, jetzt die Beine hochlegen und alles noch einmal
in Ruhe nachlesen zu können.
Nach dem Nachtessen planten wir unsere
weitere Tour. Denn morgen sollte es ohne polnischen Begleiter weitergehen auf
der Suche nach Lubthal, Saabor und meinem Teich.
Dr Knast schrieb uns eine Liste der
polnischen Strassen und Ortsnamen und fuhr am nächsten Morgen sogar voraus, bis
wir auf der richtigen Ausfallstrasse waren. So, jetzt wurde es spannend. Erst
machten wir noch Halt am jüdischen Friedhof, der aber leider verschlossen war.
Dann ging es aus Breslau raus und später rechts ab, in die Landschaft. Gitta
wurde immer aufgeregter und auch Rüdiger und ich bekamen runde Augen. So eine
Weite und so viel Natur. Felder und Wiesen, durchsetzt von Baumgruppen, alles
flaches Land und mehr und mehr sandiger Boden. Und dann eine Bahnstation: Gitta
war sich sicher. „Das ist Nimkau! Ganz bestimmt! Bis hierher hat
der Kutscher den Vati immer gebracht, wenn der nach Breslau musste.“ Und ein paar Kilometer weiter. „Da drüben liegt Belkau! Da, seht ihr die gelbe Kirche, da
bin ich getauft worden“ (Meine Mutti auch und vermutlich haben meine
Grosseltern auch da geheiratet!) Wir
sind um die Kirche herumgeschlichen, leider verschlossen.. Schade, dass wir
kein Polnisch konnten, sonst hätten wir gefragt, ob wir mal rein dürfen.
Anschliessend haben wir uns erst mal verfahren, aber der Trip durch die Natur war wunderschön. Schliesslich fanden
wir ein Schild nach Zaabor Wielki_ Gross Saabor. Ich bekam einen ganz
trockenen Hals. Und dann, als wir hinter ein paar Häusern um eine Kurve bogen,
rief Gitta: „ Da , das Umspannhäuschen, hier ist es, das kenn ich.!“ Also,
stellten wir das Auto auf der lehmigen Dorfstrasse ab und machten uns zu Fuss
auf die Suche. Links ein Sägewerk, ein Tümpel, Pferde auf der Weide, vor uns
Bäume, Rüdiger kämpfte sich als erster durchs Gebüsch und dann standen wir da.
Wir
waren an unserem Teich angekommen. Er hatte aufgrund des rekordheissen Sommers nur
wenig Wasser, aber das Schilf wuchs noch an der gleichen Stelle wie vor 80
Jahren und als ich mich durch die Disteln und das Unkraut auf die andere Seite
durchgekämpft hatte, war ich überwältigt.
Ja, das war er wirklich, mein See. Da kamen die Tränen und zugleich ein Schwindelgefühl und dann Ruhe und Frieden- Ich war zu Hause angekommen Jetzt war alles gut. Lange, lange sass ich da, wanderte um den Teich herum, sammelte Samen und Blätter von den Bäumen auf „meinem“ Bild in der Schweiz. Nach einer halben Ewigkeit und seltsam erschöpft machte ich mich auf die Suche nach Gitta und Rüdiger.
Ich fand sie etwas erhöht auf einer Wiese.
Gitta hatte die Mauer wiedererkannt, auf der die Milchkannen getrocknet wurden
und die den Garten abgrenzte. Sonst gab es da nur Wiese. Die
Wirtschaftsgebäude alle verschwunden und das wunderschöne Herrenhaus........Nur
die Wasserpumpe , die vor dem Haus gestanden hatte, war noch da und, weil es so
trocken war, sah man braune Streifen im Gras, da, wo die Grundmauern des
grossen , schönen Hauses verliefen, das da einst gestanden hatte.
Aber Gitta
war nicht allein. Sie umarmte eine Frau in blauer Kittelschürze, Helena, und
beide redeten aufeinander ein, die eine
Deutsch, die andere Polnisch, aufgeregt, mit Tränen in den Augen. Aber was sie
sagten, verstand ich auch so genau. Da wurden Haus und Hof beschrieben, flogen
Granaten und Bomben, stürzte alles zusammen und dann nur Not und Einsamkeit und
Trauer und Bedauern .Wenn man doch nur die Sprache des anderen könnte!
Plötzlich tuckerte ein kleiner Trecker um die Ecke. Ein junger Mann im roten
Annorak fragte in schönstem Deutsch “Kann ich ihnen helfen?“ Er hatte in
Deutschland gearbeitet und vor kurzem Freunde in Zürich besucht und war auf unser Schweizer Nummernschild
aufmerksam geworden.! Kleine Welt!!! Da gab es viel zu erklären und zu
erzählen.
Später
fuhren wir weiter, am Forsthaus vorbei, an Klein Saabor und der Schafstation,
wo mein Opa 400 Mutterschafe hatte- jetzt war nirgends ein Tier zu sehen- und
durch einen Kiefernwald und da lag es links, Lubthal, das Gut auf dem Oma
und Opa geheiratet hatten und meine Mutti geboren war. Ich erkannte das
Wohnhaus sofort an den Verzierungen um die Fenster. Die waren vor 80 Jahren
auch schon da gewesen. Wir stellten das Auto ab und wagten uns vorsichtig auf
den Hof. Das Dach des Wohnhauses wurde gerade neu gedeckt. Plötzlich kletterte
einer der Männer herab, kam freundlich auf uns zu, winkte uns heran und redete
auf uns ein. Tja und dann mussten wir ins Haus kommen, bekamen die frisch
renovierten Zimmer gezeigt mit den modernen neuen Möbeln, wurden ins Wohnzimmer
gebeten und mit Kaffee und Kuchen verwöhnt. Mit Händen und Füssen versuchten
wir von früher zu erzählen. Ich weiss nicht, wie viel hinüberkam, aber es war
sehr berührend. Zum Schluss durften wir noch Hochzeits- und
Erstkommunionsphotos der Familie bewundern und dann verabschiedeten wir uns und
weiter ging`s. Das nächste Dorf war Kobelnik, wo meine Mutti zur Volksschule
gegangen ist. Nun wollten wir noch die Oder finden und kurvten kreuz
und quer über die Feldwege. Schliesslich entdeckten wir grasbewachsene
Deiche. Hier war der Opa Deichgraf gewesen. Hinter dem zweiten Deich ging es bergab und da lag sie, die Oder
und die Fähre bei Schloss Dyrenfurth. Das Auto hatte Pause und lange sass
ich am Ufer und genoss den Blick in Natura, den ich soo oft auf dem Oelgemälde
von Onkel Arno, das in unserem, Melzers, Wohnzimmer hing, gesehen hatte. Dann
machten wir noch einen langen Spaziergang an der Oder entlang durch die fast
unberührte Natur und fanden dabei in einem Wäldchen auch Reste eines Bunkers,
einer deutschen Verteidigungsstellung. Die Raketen die dieser Stellung gegolten
hatten, hatten vielleicht auch Saabor zerstört und nun wehte über alles Gras.
Marlene Dietrichs Lied fiel mir ein: „Sag mir, wo die Blumen sind.........“
Ein
bisschen wehmütig und doch in einem Hochgefühl, voll schöner Eindrücke und Bilder,
kehrten wir nach Breslau zurück. Abends brachte Dr Knast Gitta und mich noch
schnell zu der Kirche, in der Gittas Schwestern konfirmiert worden waren und
Gitta in den Kindergottesdienst gegangen war.
Dort beten regelmässig Nachkommen polnischer
Familien miteinander, die aus Ostpolen, aus Lemberg, das jetzt zu Russland
gehört, vertrieben worden und in
Breslau gelandet waren! Scheisskrieg!
7
Gottesdienste gab es in der Kirche am Sonntag und 5 an den Wochentagen und
immer voll, erzählte Herr Knast. Im Vorraum fiel mir auf , dass seitlich auch
eine Menge Leute knieten. „Da sei das Allerheiligste ausgestellt und könne den
ganzen Tag angebetet werden“, erzählte er weiter “und die Priesterseminare
seien überall überfüllt“ Kaum vorstellbar für jemanden aus der Schweiz!
Am Mittwoch
Morgen hiess es Abschied nehmen. Wir machten uns nun auf den Heimweg,
hatten aber noch viel vor. Zuerst ging es in wunderschönem Herbstwetter gen
Süden auf der gut ausgebauten alten Landstrasse Richtung Strehlen, wo
meine Mutti als Rotkreuzschwester meinen Vati im Lazarett kennengelernt hat,
nachdem er mit dem zerschossenen Bein aus Russland kommend eingeliefert worden
war. Kurz davor lag der kleine Ort Seegen. Dort konnten meine Oma mit
dem kleinen Rüdiger nach der Evakuierung aus Berlin bei einer Tante unterkommen
und dort bekamen Mutti und Vati, als der Vati aus dem Lazarett entlassen wurde,
nach der Hochzeit in Breslau ihr erstes gemeinsames Zimmer. Nachdem wir erst
aus Versehen im Nachbargut alles fotografiert hatten, fanden wir das richtige
Haus und den Hof. Dann ging es weiter durch Strehlen, von dem
nicht mehr viel Altes stehengeblieben war. Vorbei an einer Zuckerrübenfabrik,
die Gitta wiedererkannte und vor der die Bauern mit ihren hochbeladenen Wagen
wie eh und je Schlange standen, ging es nach Wammen, dem
Erbgut der Zirpels. Das stand noch, samt Wirtschaftsgebäuden und Bach, an dem
früher mal eine Mühle geklappert hatte. Dahinter auf dem Hügel lag Steinkirche, der Ort, wo alle
Zirpels geheiratet hatten und wir guckten uns auch den überwachsenen Friedhof
mit den verwüsteten Gräbern und offenen Gruften an, wo die Toten unserer
Familie begraben wurden, aber alle Grabsteine waren ausradiert und die
Zirpelgräber nicht mehr auszumachen.
Im grossen Bogen ging es weiter nach Nimtsch,
wo es auch eine Zirpellinie gegeben hatte—auch hier war Goethe gewesen—wo war
der eigentlich nicht...!!!)
Abschliessend besichtigten wir
noch in Schweidnitz die Friedenskirche, eine reformierte
Kirche in Form eines riesigen Fachwerkhauses - heute ein Unesco
Weltkulturerbe.
Sie ist eine
der 3 evangelischen Kirchen, die das katholische Habsburg dem evangelischen
Schlesien nach dem dreissigjährigen Krieg zugestanden hatte und musste nur aus
Holz und Lehm, ausserhalb der Stadtmauer und ohne Turm gebaut werden. Daraus
wurde ein Fachwerkhausmeisterwerk, in dem 5ooo Gläubige Platz haben.!!!
Unglaublich!!!
Und nun
nichts wie ab gen Grenze, rüber nach
Deutschland und im Dunkeln die Autobahn hoch nach Berlin.
Um 9 Uhr abends sassen wir in einer Gastwirtschaft in Rüdigers BerlinerVorort „Alt Schmöckwitz“ vor einem Teller voll leckerer Kohlrouladen und waren uns einig. Das hat sich wirklich gelohnt!
Am nächsten
Morgen setzten wir Gitta mit einem Endspurt, weil Frau Roloff immer noch nicht
vernünftig Fahrpläne lesen kann, in den Zug .
Dann folgte
mein Intermezzo als Umzugsunternehmen, aber erst gab`s noch eine schöne
Ueberraschung. Achims Studienfreund Wolfgang Wablat, Patentanwalt in
Berlin, und seine Familie luden uns in
ein ganz wunderschönes Restaurant zum Nachtessen ein. Ein sehr netter Abend!
Am nächsten
Tag packten Tim und ich den Toyota voll mit allen möglichen sperrigen Sachen
für Annes zukünftiges Leben als Biologiestudentin an der Ostsee und los ging`s
wieder.
Zuerst fuhr
ich mit dem Tim nach Eberswalde, nördlich von Berlin, wo Onkel Ekkehard,
der Bruder meines Vaters, an der Forsthochschule gelehrt und mein Onkel Dieter
Forstwirtschaft studiert hatte, dann
ging es weiter nach Greifswald, wo Annes neue Studentenbude auf all die
Goodies aus meinem grossen Auto wartete. Musste sie unbedingt im obersten Stock
des Plattenbaus wohnen?! ?Sie musste! Uh, keuch! (It`s the best!-Insiderjoke
aus” Pretty Woman”!)
Tim und ich haben in einem Hotel am Meer
übernachtet, neben dem Strand, den er und Anne schon für den nächsten Sommer
gebucht haben.!!!! Am nächsten Morgen, Sonntag, wollte ich mal in einen richtigen evangelischen Gottesdienst und
verstand hinterher die Welt nicht mehr?!? Der war ja katholischer als jeder
katholische in Rheinfelden!!!. Aber ich musste mich belehren lassen; so sehen
eben die Lutheranischen Gottesdienste in Meck-Pom, (neudeutsch für
Mecklemburg- Vorpommern) aus. Man lernt nie aus.
Dann haben wir Annes Greifswald besichtigt, die Uni , den Markt und den Dom und, weil es erst Mittag war, sind wir noch eben auf die Insel Rügen gedüst, quer drüber gebrettert , in Sasnitz im Norden angekommen und runter zum Hafen geschlendert. Dort wollte gerade ein Schiff ablegen .“Was kostet die Fahrt ???“schrie ich „15 Euro!“ kam`s zurück. Also nichts wie draufgesprungen und schon legte es ab. Jetzt erst kamen wir dazu, zu fragen, wohin die Fahrt eigentlich gehen würde und waren hocherfreut, dass wir auf dem Boot gelandet waren, das die berühmten Kreidefelsen von Rügen bis zum Königsstuhl( Oft gemalt von William Turner und bedichtet von Ernst Moritz Arndt, der in Bonn begraben ist) entlang fuhr. Sooo ein Glück und soooo erholsam und sooooo wunderschön! Abschliessend machten wir noch einen Abstecher an den langen Sandstrand vom Binz im Nordosten der Insel, dann zurück nach Greifswald, die Anne abladen, und zurück gekrochen nach Berlin. B a u t die A u t o b a h n en f e r t i g !!!!Es wurde eine relativ kurze Nacht.
Aber keine
Müdigkeit vorschützen: Jetzt kam Vatis
Familie dran.
Am nächsten
Morgen machte ich mich auf nach Süden, auf den Spuren meines anderen Opas,
der Landesforstmeisters von Sachsen, Walter Melzer und seiner Söhne, meines
Vatis Hanns Gerhard und seines Bruders Ekkehard. Das war ein schönes
Gefühl, als ich an dem Landesgrenzenschild
von Sachsen vorbeifuhr und die Bäume begrüsste, für die mein Opa
einst mal verantwortlich war.. Ziel
heute war Dresden und Marlies und Dieter Klinke. Prima habe ich den Weg
gefunden und badete kurz darauf in ihrer Herzlichkeit. Auch hier haben wir uns
gleich aufgemacht, es gab ja sooo viel zu zeigen und besichtigen!!!!
Zuerst aber
haben wir uns im Pulverkeller,
einem urigen Restaurant in der Innenstadt gestärkt, dann durfte ich die
unglaublich kostbaren Schätze des „Grünen Gewölbes“ bewundern, die fast wiedererbaute
Frauenkirche bestaunen ( Auch im Basler Theater wurde nach einer
Vorstellung dafür gesammelt), das Elbufer ansehen, die Elbbrücken über die
Friedensdemonstrationen 1989 gegangen sind- Marlies und Dieter mitten
dabei-, die Semperoper angucken und noch so vieles mehr.
Abends wurde es dann so recht gemütlich, als
Marlies und Dieters Tochter noch auftauchte und ich die ganze lange Auferstehungsgeschichte
von Dieter hören durfte, wie er da im Koma gelegen hatte, vieles
mitbekommen hat, aber keinen Draht zur Aussenwelt hatte und wie alle für ihn
gebetet und ihm geholfen hatten, sich wieder so gut zu erholen.
Am nächsten
Morgen ging es weiter über die Brühlschen Terrassen auf den Turm des Schlosses neben der kath. Hofkirche, durch den
Zwinger und zuletzt durfte ich auch noch das grösste Vergnügen der Dresdner
kennenlernen: Für Kultur Schlange stehen! Und so schafften wir es auch noch zu
einer Führung durch die Semperoper.
Dann musste
ich schweren Herzens den lieben beiden Adieu sagen, denn zum Kaffee war ich mit
Tante Hella, einer früheren Freundin meines Vaters verabredet. Sie ist
über 90 Jahre, immer noch selbständig und sehr gepflegt und elegant und wohnt
auf dem Weissen Hirsch, der Dresdner Nobelgegend. Sie hat mich mit allen möglichen Dresdner Kuchenspezialitäten
verwöhnt- Stichwort Eierschecke- .Wir
haben viel erzählt und natürlich kamen mit der Zeit auch die schrecklichen Erinnerungen
an die Bombardierung Dresdens- Hella lebte mit ihrer Mutter damals unten in
der Stadt- hoch. Was haben die Menschen damals bloss alles an Horror
durchgemacht und wie haben sie das alles überlebt und so weggesteckt, dass sie
einigermassen normal weiterleben konnten.?!?! Das werde ich nie begreifen. Na,
jedenfalls haben wir beim Reden und alte Fotos ansehen kein Ende gefunden und so musste ich drauf verzichten, das Wohnhaus meiner Grosseltern
Melzer in Klotsche zu suchen, denn ich musste ja noch über Leipzig nach
Halle fahren, wo bei meiner Cousine Brigitte und Mann Klaus mein Bett
wartete. Zu allem Unglück habe ich mich in Halle noch im Dunkeln mit leerem
Tank verfahren und war heilfroh, als
ich endlich heil in Langenbogen im
Wohnzimmer sass und wieder mal verwöhnt wurde .
Am nächsten
Tag wollte ich eigentlich gen Westen und Richtung nach Hause fahren, aber das
Wetter war so schön, dass ich der Versuchung doch nicht widerstehen konnte. Auf
der Karte war ich dem Ort Wermsdorf begegnet ----- und hatte ich nicht
als kleines Mädchen auswendig gelernt: Der Vati ist geboren in Wermsdorf
Kreis Oschatz in Sachsen???. Also kehrt, Marsch, wieder nach Osten, an Leipzig
vorbei und dann links ab. Wermsdorf entpuppte sich als ein grösseres Dorf
im Grünen, umgeben von zahlreichen Seen, (Fischteichen), mit einem Jagdschloss
in der Mitte, dominiert von der grossen Hubertusburg, einem schlossartigen
Gebäude auf einem Hügel (Früher Alterssitz pensionierter Forstbeamter, heute
Krankenhaus). Gleich am Dorfeingang
sprang mir ein Schild „Forstamt“ ins Gesicht- „Mensch, das ist es, ganz
genau! Nichts wie hin!“ Dort angekommen erzählte ich von meinem Grossvater, der
so um 1900 seine Forstbeamten - Karriere hier angefangen haben musste. Ob es
wohl jemanden gäbe, der darüber noch etwas wüsste? Die freundliche Sekretärin
verwies mich an einen pensionierten Forstmeister im Ort, der sich mit der Forstgeschichte
befasse. Kein Problem, man könne ihn sicher auch über Mittag stören. Und so
fiel ich wenig später Herrn Striegler
mehr oder weniger in die Suppe, oder den Sauerbraten, nach dem es duftete Er war sehr herzlich und freundlich. „Landesforstmeister
Melzer?“ Ja, er hatte schon von meinem Opa gehört und wenig später stellte
sich heraus, dass er sogar bei dessen Sohn, Vatis Bruder Ekkehard, studiert
hatte. Er versprach, weiter zu forschen, was es über Landesforstmeister
Melzer da noch so gäbe, und uns zu
besuchen, wenn er das nächste Mal in den Schwarzwald käme. Und wirklich, bekam
ich Weihnachten einen Brief von ihm mit einer rührenden Begegnung, die ein
Kollege von ihm mit meinem Grossvater hatte.
Anschliessend
suchte und fand ich im Schloss das Einwohnermeldeamt und dort in den
Büchern die Geburtseinträge von meinem Vati und seinem Bruder. Sooo
schön. Leider war die Schlosskirche verschlossen. Sie soll eine besonders
schöne Deckenmalerei haben und da müssten die beiden Melzer Jungs doch getauft
worden sein!!
Nun war
erst früher Nachmittag. Was nun? Warum nicht versuchen, noch nach Meissen
zu kommen. In die Meissener Porzellan Fabrik wollte ich doch auch schon
lange mal. Also ins Auto, durch den Wald nach Oschatz und weiter über
x Dörfer und durch viel Landschaft nach
Meissen, einem zauberhaft restaurierten Städtchen an einem Fluss. Etwas
ausserhalb liegt die berühmte Fabrik. Ich hatte Glück, erwischte gerade noch
eine interessante Führung, sah mir das grosse Porzellanmuseum an und fand
zu meiner riesen Freude in der Porzellanausstellung, in der 2. Wahl Abteilung,
ein fehlendes, bezahlbares Geschirrteil zu unserem geliebten Weinlaubgeschirr.
Wie jemand, der den ersten Preis gewonnen hat, fuhr ich auf Wolken wieder nach
Halle.
Noch ein gemütlicher Abend mit Brigitte und
Klaus und viel erzählen. Dann durfte ich Postbote spielen und machte
mich beladen mit Adventspäckchen für die Enkelkinder Rübi und Tom im
Ruhrgebiet auf die Weiterfahrt. Eigentlich wollte ich durch den Harz, zum Hexen
- Berg Brocken und nach Osterode, wo der Rüdiger geboren ist. Aber das Wetter
machte mir einen Strich durch die Rechnung. Auf meiner ersten Station, der Lutherstadt
Eisleben, gleich neben Langenbogen, schien noch die Sonne. Ueber den
bunten, belebten Marktplatz schlenderte ich am Lutherdenkmal vorbei zu der
grossen Kirche in der Mitte, um erstaunt festzustellen, dass Martin Luther
genau hier seine letzte Predigt gehalten hatte und im Haus gegenüber
gestorben war. Auch sein Geburtshaus lag nicht weit entfernt. So `ne
tolle Ueberraschung!!! Selbst die letzte Predigt und die Totenrede konnte man
mitnehmen.
Dann aber
zog der Himmel zu, und es begann zu regnen. Da habe ich mir den Harz geschenkt,
bzw. auf nächstes Mal verschoben und bin schnurstracks nach Westen, nach Kassel
gefahren Im Osten Deutschlands fand ich, es sei ja schon viel geschehen und
sähe schon recht gepflegt und freundlich aus, mit den vielen frisch
gestrichenen Häusern und den frisch gedeckten Dächern. Trotzdem wusste ich vom
Erscheinungsbild der Dörfer sofort, als ich wieder im ehemaligen Westen war.
Gewachsenen Wohlstand. Das sind noch immer Unterschiede wie Tag und Nacht
.Leider.
Als ich nach Lünen bei Dortmund kam zu
Andreas und Dörte, habe ich ganz schön gestaunt, wie gross Stefanie und der schelmische
Tom geworden sind!
Abschliessend habe ich in Bonn bei Tante Ursel übernachtet, die Mutti abgeholt und endlich konnten wir in Remscheid Mutters 80 sten Geburtstag nachfeiern. Mutter hat eine ganz berührende Rede gehalten und hatte viel Freude an unserer, von Ilona inszenierten, Hut -Modeschau.
Mitte Oktober war ich wieder zu Hause. Mein Schutzengel muss nach den 5000 und 7 km ganz schön erledigt gewesen sein, aber er hat seine Sache prima gemacht.
In der
Schule ging es gleich wieder rund. Die Legasthenie Therapeuten hatten,
in einer Art Profilierungsdrang, beschlossen, ein 4 jähriges Programm unter dem
Thema „Qualitätsmanagement“ durchzuführen und so fand ich mich
unversehens in einer 4er Gruppe wieder, die in Schritt eins gegenseitig
Hospitationen durchführen musste. War ich froh, als ich das hinter mir hatte!
Weder sitze ich gerne bei anderen in der Stunde und beobachte (der Job einer
Inspektorin wäre für mich die Hölle!), noch arbeite ich gerne mit Besuchern in
meinem kleinen Therapiezimmer. Als wenn es das gespürt hätte, wurde mein
Therapie Kind in der Nacht vor meiner Stunde krank, und so durfte ich Hals über
Kopf mit einem Ersatzkind eine Stunde lang improvisieren. Nicht, dass das von
der Sache her ein Problem für mich wäre. Ich glaube, ich könnte an allen Orten
und zu jeder Zeit mich mit einem, selbst fremden, Kind hinsetzten und sinnvoll
arbeiten, aber trotzdem! Puh! Das war nichts für meine Nerven.............Bin
gespannt, was in Schritt 2 auf uns zukommt....!
Am zweiten November
Wochenende sind Achim und ich spontan nach Crans Montana gedüst,
um die Wohnung für den Winter parat zu machen. Selbst für 2 Tage lohnt
sich so ein Abstecher. Montana im November ist
eine Geisterstadt. Alles verrammelt und fast menschenleer. Um so schöner
ist die absolute Stille dort und nach einem langen Spaziergang über die
Golfsplätze, auf denen schon die Kinderskilifte montiert wurden, kamen wir uns
vor wie nach einer ganzen Woche Urlaub. Auf dem Rückweg durfte ich meine
Fähigkeiten im Golfballsuchen unter Beweis stellen, während Achim eine Runde
auf dem schönen Golfplatz in Chermignon mit dem traumhaften Blick über das
Wallis Rhonetal spielte.
Dann gingen wir noch auf Entdeckungstour,
holten uns auf dem Gletscher Les Diablerets einen Vorgeschmack auf den
Winter und kamen über Gstaad und 2 Lütschinen wieder nach Hause.
Mitte
November hat mich
Saras Gotte, Maya Wiedmer, zu einer Rodin Ausstellung in Laufenburg, die
diesen Herbst 1 Million Besucher anzog, eingeladen. Aber nicht Rodins
Skulpturen haben mich besonders beeindruckt, sondern der Besitzer des Museums,
der 82 Jahre alte Bildhauer Erwin Rehmann, der mit
einer derartigen Lebensfreude und positiven Energie am Werk war und von Rodins
Lebensweg und dessen tiefen Einfluss auf seine eigene künstlerische Entwicklung
erzählte.
Vorher aber
waren wir im Spital Laufenburg, wo Michael, Mayas Sohn, ein neues zu
Hause gefunden hat. Er ist im Sommer aus dem Parapletikerzentrum Basel nach
Laufenburg verlegt worden und ist immer noch im Wachkoma, nun schon 2 ½ Jahre.
Aber er sitzt inzwischen im Rollstuhl,
hält seinen Kopf alleine und hat Fortschritte gemacht, seit er die Kanüle nicht
mehr im Hals hat Das Krankenhaus liegt
sehr schön ruhig, direkt neben der Altstadt von Laufenburg am Rhein und obwohl
mehrheitlich sehr alte Menschen auf der Abteilung gepflegt werden, hat Michael
dort wenigstens einen Zimmergenossen etwa im gleichen Alter.
Ende
November habe ich
den verkabelten Jan (Schlauch aus der Nase)
in Bern besucht, der gerade im Pharma Test Einsatz im Spital war und ergatterte
vorher auf dem berühmten Berner Zwiebelmark ( immer am letzten Montag
vor Advent) bei einer Künstlerin aus
Steffisburg einen Bettler, einen Hirten und den Herodes für meine grosse
Krippe. Ich konnte es kaum mehr erwarten, die Krippe aufzubauen, obwohl ein
Kampf mit Achim vorprogrammiert war....
Die Gärtner
kamen ein letztes Mal, legten auch noch das Stück Garten am Eingang an,
pflanzten einen blaugrauen Cupressus arizonica `Glauca` und machten den Garten
für den Winter parat (Pumpe aus Teich, Bäume und Sträucher geschnitten,
Beete abgedeckt)...Das hatten wir uns noch nie geleistet,- immer selber gemacht,- aber ich muss sagen, so wunderschön sah`s im
Winter noch nie bei uns aus.
Nun
schmückten wir mit viel Liebe das Haus. Achim krabbelte halsbrecherisch
am Dach herum und brachte Lichterketten an, und ich verzauberte Zimmer
für Zimmer, mit all meinen Schätzen aus dem Weihnachtskeller. Vor allem das
Auspacken meiner erzgebirgischen Engel- und Räuchermännchen- Sammlung macht
mir immer sooo Spass. Zuletzt kam die grosse Krippe dran. Sie steht gewöhnlich
im Wintergarten ...Achim wehrte sich mit Händen und Füssen. Er wollte auch im
Winter seinen schönen, neuen Teich und die Fische sehen!. Aber ich liess nicht
locker. Wir haben den grossen Stall dann leicht schräg gestellt, die
Nebengebäude auf ein angedeutetes Gasthaus und einen angedeuteten Palast für
den Herodes reduziert und herausgekommen ist ein sehenswertes Kunstwerk, bei
dem die Krippe in einer
Steinlandschaft am Rande eines Sees steht. Echt wunderschön.!!!
Stefan
Lütte kam dann auf die Idee, Sabines Vater, dem Erbauer des kunstvollen
Krippenhauses, auch noch einen stilgerechten Ersatz für das Styropor Gasthaus
und den Styropor Palast ans Herz zu legen. Mal sehen, ob er anbeisst?!?! Wäre
ja fast zu schön, um wahr zu sein!
Das
schönste am November ist immer auch der Tag, an dem die Gartenarbeit für dieses
Jahr abgeschlossen ist. Ich geniesse es immer sehr, die Terrassentür ganz
bewusst ein letztes Mal zuzumachen und dann kommt das Haus mal richtig dran.
Höchste Zeit, all die Schränke mal wieder
aufzuräumen und durchzusortieren. Dazu komme ich im Sommerhalbjahr nie! Zum
Glück überkommt mich zu dem Zeitpunkt immer eine grosse Putzarbeitswut, so dass
mir die Arbeit auch relativ leicht von der Hand geht.
Und dann
sind da ja noch das Plätzchenbacken, Geschenke besorgen und die Vorbereitungen
auf die Weihnachtsinvasion.
Aber erst
haben wir Anfang Dezember noch Jans 25 Geburtstag gefeiert.
Mein Gott, ist der auch schon ein viertel Jahrhundert alt!!!
Nun musste ich mit Hochdruck meine Rorategottesdienste vorbereiten. Diesmal hatte ich getauscht und war schon in der zweiten Adventswoche dran. Thema dieses Jahr war „Superstar“ und ich habe meine GD`s mit der Titelmusik von Jesus Christ Superstar angefangen.
Die Rorategottesdienste morgens um 6 Uhr waren voll, zwischen 100 und 200 Besuchern und ich habe viele Komplimente für die schöne Atmosphäre mit den zahlreichen Kerzen in der Dunkelheit, die zu Herzen gehende Geschichte und mein eindrucksvolles Hochdeutsch bekommen- na, wenigstens ist es da zu etwas gut!
Am nächsten Wochenende veranstalteten meine 3 Reli-Kolleginnen und ich eine Kett- Adventsfeier für ca 60 Zweitklässler und deren Eltern! Da hatten wir uns vielleicht was eingebrockt, aber im Grossen und Ganzen war`s ein Erfolg.
Zu Weihnachten kamen die Omas schon am 19ten. So
hatten wir genug Zeit zum miteinander Backen und Baumschmücken und uns über
Weihnachten freuen.
Heilig Abend habe
ich mir selber ein Weihnachtsgeschenk gemacht und mich per Internet für die
„Politisch –spirituelle -Shibashi –Lernreise“ auf die Philippinen zu Schwester
Mary John Mananzan im Juni/Juli 2004 angemeldet.!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Anschliessend hatte ich mit meinen Schülern Grosseinsatz
im Lichtert Familiengottesdienst um ½ 5, diesmal in der evangelischen
Kirche um. Zum Glück fassten zu Hause alle mit an. Sara ist Meisterin im
Weihnachts –Esstisch-Dekorieren, Tim für die Musik zuständig, Jan und Achim
zauberten in der Küche. So hatten Gemütlich- essen, Weihnachtslieder singen
und Geschenke auspacken genügend Raum, obwohl wir Heilig Abend in 3
Gottesdiensten mitwirken. Während die anderen die Seele baumeln liessen,
sind Achim und ich um 9 schon wieder in die Kirche verschwunden, Sara war
mit der Vati-Oma im 10 Uhr
Gottesdienst und dann noch mal mit der
Mutti-Oma und den Brüdern um 12 Uhr zur
Mitternachtsmesse in Magden.
Marcus Scheiermann hat eine super Predigt gehalten über einen Satz aus „Der Alchimist“- von Paul Coelho : „ Erst die Möglichkeit, einen Traum zu verwirklichen, macht das Leben lebenswert“, und wir haben (fast) wie die Engel gesungen.
Am 25. sind unsere 3 erwachsenen Kinder zusammen ins Kino gegangen, das hat jetzt schon fast Tradition, am 26 flog die Anne ein und Saras Dominik und Jans Sara kamen auch zum Feiern,- war sehr lustig- am 27. hat Jan uns alle aus dem Wok bekocht und dann löste sich die grosse Runde langsam wieder auf.
Am 31.bin ich noch mal ganz allein mit meiner erwachsenen Tochter losgezogen. Erst haben wir sie in einem Pferdegeschäft mit Winterstiefeln, Thermo- Handschuhen und –hose ausgestattet. Anschliessend waren wir ganz gemütlich im Beyeler Museum und haben uns die neue Museumsanordnung nach Themen und die „Mondrian und Malewitsch“ Ausstellung angesehen. Das war sooo schön zusammen!
Abends verschwand sie dann, voll gestylt und b i l d s c h ö n, lachend in Richtung Billard Center, wo sie Sylvester arbeiten musste: „Echt geil, ich geh jetzt mit all meinen Freunden feiern und werde noch dafür bezahlt!“
So, wenn ich durch den langen Bericht blättere, so finde ich fast alles. Nur die beiden Anlässe, die mich beinahe ohnmächtig wütend gemacht haben fehlen, nämlich der von Herrn Busch angefangene Irak Krieg- hab nur ich mich nicht ernst genommen, bzw. total verarscht gefühlt???? Und das Ergebnis der Schweizer Bundesratswahl, das uns von allen Menschen ausgerechnet den Herrn Blocher im Bundesrat bescherte, der Frau Metzler ausbootete. Ich hätte verrückt werden können!!!
Was noch fehlt ist der ganz normale Alltag mit Schule, Einkaufen, Kochen, Wäsche, Haus (mit 107 Fensterscheiben!) Garten, Mann, Kindern, Freunden und Bekannten, Z“Morge Träff, Bibellesen, Englisch Diskussionskreis, Elternhock mit der Aufregung um Fredi und Ruth Berüter, Literaturkreis, in dem wir jetzt bei Literatur zum Thema „Alter“ sind, Englisch-Kaffeeklatschkreis, Aqua Gym, Basel Kurs, in dem ich mich weiter mit meiner Gruppe um mein Ernährungsproblem kümmere, diesmal unter Leitung einer Psychologin, und ......mit meinen grossen Hobbys: Photos und lesen, lesen, lesen. Im Herbst hatte ich den letzten bedenklichen Anfall und habe 10 Bücher von Marianne Fredrikson in mich hineingefressen. Die Trilogie Eva, Abels Bruder und Noreas Geschichte fand ich toll, aber auch Maria Magdalena, Marcus und Eneides und die Sintflut. Beeindruckt hat mich auch „Das rote Zel.t der Frauen“ von Anita Diamant .
Von Weihnachten her warten nun Dorothee Sölles „Mystik des Todes“ und Anselm Grüns“ Buch der Sehnsucht“ und „English Passengers“ von Matthew Kneale- eine liebe Ueberraschung von Julia und Martin aus Berlin. Schöne Aussichten für das Jahr 2004.!!!!
Bin sehr gespannt, was dieses Jahr für einen Titel bekommt.!(Bisher sieht es nach
?!?! „Stürmisches Shibashi“?!?!?! aus, aber warten wir`s mal ab!)
Nun hoffe ich, dass ihr nicht böse seid, dass der Brief ( im Interesse aller Bäume dieser Welt-Papier sparen!) zu den meisten per Internet kommt.
Ich sage „Danke“ für all die bunten Postkarten aus aller Welt, die meine Speisekammerür geziert haben (und freue mich schon auf die Neuen!)
und alle Weihnachtsbriefe (---ja, es gibt sie im virtuellen Zeitalter zum Glück immer noch), vor allem aber für eure Liebe, die guten Telefonate und Gespräche, die netten Gesten, aber auch all die schmerzhaften Auseinandersetzungen, das „In-die–Arme-nehmen“, wenn`s nötig war, und das Begleiten mit guten Gedanken.
und Co..............